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Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)

Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)

Titel: Doppelt gebloggt hält besser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perdita Klimeck , Brigitta Wullenweber
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dass das Lieschen nicht mehr Auto fährt. Nein. Konsequent wie sie ist, hat sie gar kein Auto - mehr. Das war mal anders. Vor vielen Jahren hat sie es geliebt, bei Wind und Wetter mit ihrem offenen Flitzer durch die Welt zu brausen. Nur kurz anhalten, Knopf bedienen und schon tat das Verdeck, was sie wollte. Bei drohenden Regentropfen war es bereit sie zu schützen und bei jedem anderen Wetter machte es den Weg frei. Wehende Haare, auch ins Gesicht, das mochte die Liese in ihrem roten Gefährt.
    Bis zu dem Tag, an dem sie eine an sich gewohnte längere Autobahnstrecke von 300 Kilometern zwischen zwei deutschen Städten gefahren ist. Hin und zurück ist sie gefahren. Ohne Navi. Das gab es damals noch nicht.
    Eigentlich hat es ihr wie immer Spaß gemacht. Doch nach Abschluss der kleinen Reise erhielt sie per Post zwei Schnappschüsse. Ihr Gesicht, wehendes Haar und ein Lächeln. Nicht dass sie beim Schuss extra gelächelt hätte. Nicht dass sie bemerkt hätte, dass sie geblitzt worden war. Nicht dass sie vor Wut nicht getobt hätte, als sie die Post bekam. Sie hat getobt. Und zwar über diese furchtbare Baustellenpolitik. An ellenlangen Baustellen war sie vorbeigefahren. Viele Kilometer lang. Zu Beginn ein Schild, das ihr sagte, sie dürfe nur noch 60 km/h fahren. Tat sie auch. Eine Zeit lang. Dann. Keine Bauarbeiter. Keine Erinnerungsschilder. Nachlassende Erinnerung. Und schon fuhr unsere Liese schneller. So wie alle anderen auch. Sie war sich keines Vergehens bewusst. Bis ihre Erinnerung durch die erhaltenen Briefe geweckt wurde. Auf der Hin- und auf der Rückfahrt.
    Als sie sich wieder beruhigt hatte, schrieb sie die horrenden Zahlen auf zwei Überweisungsträger, brachte sie zur Bank (Online-Banking gab es auch noch nicht) und sagte innerlich "Da! Nehmt es! Aber mehr kriegt ihr von mir nicht! Niemals mehr!", verkaufte das Auto und fuhr von diesem Moment an Bahn.
    Schon lange liebt sie das. Schon lange besitzt sie eine Netzkarte für die kleineren Strecken und eine Bahncard, die ihr die längeren bezahlbar macht. Damit ist die Liese glücklich. Nie mehr Stau, keine Parkknöllchen, keine Parkgebühren und vor allem keine Post mit verwackelten Bildern im Wert von kleinen Reihenhäusern. 
    Im unwahrscheinlichen Fall, dass ein Zug, mit dem die Liese fahren will, schlimme Verspätung hat oder gar ausfällt, macht sie es sich auf dem Bahnsteig gemütlich. Guckt. Liest. Ist entspannt und freut sich ihres kostengünstigen Lebens.
    Und sie erlebt viel. Am liebsten hat sie das Theater, das falschherum gereihte ICEs, natürlich in letzter Sekunde, kurz vor Ankunft des Zuges im Bahnhof gemeldet, verursachen. Mit viel zu schwerem Gepäck auf dem Bahnsteig rasende und rempelnde Personen mit hochroten Köpfen hätte sie in ihrem Auto niemals beobachten können. Lustige Durchsagen in köstlichem Englisch gab es in ihrem roten Flitzer ebenfalls nicht.
    Was ihr aber nach all den Jahren das allerliebste am Bahnfahren ist, ist die Tatsache, dass sie sich, nachdem sie sich einmal für ein Ziel entschieden und die Karte in der Tasche hat, einfach den Zugführern anvertrauen kann. Sie hält das für eine große Freiheit. Die Liese fühlt sich im Zug so frei wie sich fast alle anderen Menschen, die sie kennt, in ihren Autos fühlen. Sie mag das Getacktete der Fahrpläne, das ihr fast jede weitere Entscheidung abnimmt. Sie hält die Zeiten, in denen sie gefahren wird (und auch die Wartezeiten) für geschenkte Zeit und genießt sie besonders.
    Die Kleinbusse, die auch Gretes Arbeitsweg säumen und selbst auf dem Weg zu ihren Arbeitsstellen sind, sieht das Lieschen nur durch die Zugfenster. Ganz gemütlich. Für die Betrachtung waghalsiger Überholmanöver reicht meist die Verweilzeit nicht. 
    Wenn sie also richtigen Straßenterror sehen will, muss sie wohl mal mit der Grete zur Arbeit fahren oder einfach nur mit Hermann Formel 1 gucken. Mal sehen. Vielleicht macht sie mal beides. Auch nur so zum Spaß.
    Euer Lieschen

Samstag, 24. August 2013
     
    Das Fräulein Grete Meier ist geladen
    Nicht eingeladen. Zu einer Gala oder so. Auch nicht vorgeladen. Nein, nein, die Grete ist doch ein braver, gesetzestreuer Bürger. Meistens jedenfalls. Obwohl, eine Einladung hat sie doch heute im Briefkasten gehabt. Die Wahleinladung. Liegt jetzt gut sichtbar auf dem Sideboard im Flur. Damit die Grete den Termin bloß nicht verpasst. Wählen geht sie nämlich immer. Wer nicht wählt, soll auch nicht nachher jammern. Dieses "Bringt doch nichts, wenn ich da

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