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Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)

Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)

Titel: Doppelt gebloggt hält besser (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Perdita Klimeck , Brigitta Wullenweber
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alles enthält, nur keine einzige Schmerztablette. Die Grete stöhnte. Mittlerweile schon ganz grün im Gesicht quälte sie sich Richtung Balkon. Gottseidank stand dort der Herr Heinevetter und rauchte. Franzbranntwein könne er dem Fräulein Meier bieten, der hilft garantiert. Aber Schmerzmittel, nein sowas hätte er nie im Haus. Grete ließ sich entnervt und im Zeitlupentempo auf ihrer Bank nieder. Ihr schwante Böses. Ein Blick auf die Uhr bestätigte ihre Vermutung. Halb sechs, der Herr Heinevetter fährt kein Auto mehr, Grete kann nicht, und zu Fuß bis zur nächsten Apotheke, das würde der Herr Heinevetter bis 18.30 Uhr nicht schaffen. Ob sie das Lieschen anrufen soll?
    Die Hebers, vielleicht können die helfen. Noch nicht ganz zu Ende gedacht fiel ihr ein, dass die Hebers am Sonntag in Urlaub gefahren sind. Nach Holland. Für zwei Wochen. Vielleicht die Frau Korters? Ja, die hat bestimmt Schmerzmittel. Die Grete meinte sich zu erinnern, dass die Frau Korters auch ab und an über heftige Rückenschmerzen geklagt hat. Hilfesuchend sah sie Herrn Heinevetter an, nachdem sie vergeblich versucht hat, sich von der Bank zu erheben. "Könnense mal hoch gehen, zu Frau Korters, und nach einer Schmerztablette fragen?" Doch der Herr Heinevetter schüttelte nur bedauernd mit dem Kopf. "Die is bei ihren Enkeln heute, übernachtet da. Der Sohn hat Hochzeitstag und will mit seiner Frau ausgehen!" Grete sank immer mehr in sich zusammen. Schöne Aussichten auf die Nacht waren das. Sie hatte das schon einmal erlebt. Hexenschuss im Hotelzimmer, Samstag abends und keine Apotheke oder ein Arzt in Reichweite. Höllenqualen hat die Grete da gelitten. Auch Herr Heinevetter hatte so etwas schon erlebt. Natürlich nicht nur einmal und natürlich tausendmal schlimmer, als es die Grete heute erwischt hat. Zumindest hörte sich das so an, nachdem er angefangen hat davon zu erzählen. Und nicht mehr aufhörte. Überhaupt, sei es ein Wunder, dass er noch lebt. "Wassergymnastik, Frau Meier, Wassergymnastik ist die Lösung. Seitdem ich das mache, is nix mehr mit Rückenschmerzen. Und wenn es mal zieht, Franzbranntwein!"
    Franzbranntwein, Franzbranntwein, die Grete konnte es nicht mehr hören. Aber auch nicht fliehen, denn sie kam ja nicht mehr von der Bank hoch. Herr Heinevetter gab noch dies zum Besten und empfahl jenes Hausmittelchen. Grete schaltete vollkommen ab. Ihre gesamte Konzentration richtete sich auf den Schmerz und wie es wohl gelingen konnte diesen kurzzeitig so zu unterdrücken, dass sie aufstehen konnte. So bekam sie gar nicht richtig mit, dass der Herr Heinevetter wild gestikulierte und etwas vom Balkon rief. Runter auf die Straße. Erst als er sagte "Ich geh mal eben zur Tür, stehense bloß nicht auf", wurde sie wieder aufmerksam. Aufstehen, na das ist mir mal ein Clown, dachte die Grete und sah ihm reichlich verdutzt hinterher. Nach ein paar Sekunden war er wieder zurück. Im Schlepptau befand sich der neue Mieter von unten. Noch ehe die Grete Luft holen konnte, schwang der sich über die Brüstung (die Balkone sind direkt aneinander gebaut, nur durch ein Mäuerchen getrennt) und stand vor der Grete. "Sie sehen ja schlimm aus. Ganz weiß um die Nase. Ich bin der Herr Wenig. Aber sie können ruhig Klaus zu mir sagen. Hexenschuss?"
    Grete war so verdutzt, dass sie automatisch nickte. "Das haben wir gleich. Herr Heinevetter hat mich ja schon rufend informiert. Darf ich mal in ihre Küche?" Grete nickte wieder nur reichlich mechanisch. Was anderes blieb ihr auch nicht übrig. Klaus verschwand durch die Balkontür und stand nach ein paar Minuten mit einem Glas Wasser wieder vor der Grete. "Hier, nehmense die. Ibuprofen, das hilft gegen die Schmerzen. Und über die Nacht hinweg. Und morgen gehense mal gleich zum Arzt." Grete schluckte brav die angebotenen Tabletten. Klaus half ihr dann noch hoch und verfrachtete sie ins Wohnzimmer auf die Couch. Bevor sich die Grete bedanken konnte war er schon wieder auf dem Balkon verschwunden. Rüber zu Herrn Heinevetter und ab durch die Mitte.
    "Sag ich doch Frau Meier, sag ich doch", klang die Stimme von Herrn Heinevetter durch die offene Balkontür. "Praktisch so ein Assistenzarzt im Haus. Praktisch. Und morgen bringe ich Ihnen ein Flasche Franzbranntwein rüber."
    Gruß vonner Grete
     
    Lieschen träumt von einem alten Arzt
    Während des Lesens von Gretes Tagesbericht wird das Lieschen immer blasser und glaubt von Zeile zu Zeile mehr, dass es in ihrem Rücken ebenfalls zieht. Stark zieht.

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