Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
überhaupt kein Problem dar, da die Stadt ein riesiges Areal direkt am Fluss, für Sonnenabeter, Picknick- und Grillfreunde freigegeben hat.
Mit vollem Picknick-, ähm Fahrradkorb, traf die Grete fast zeitgleich mit dem Lieschen am Treffpunkt ein. Auch das Lieschen hatte einen großen Korb bei sich. Den sie allerdings geschleppt hat, da die Saxonette nicht einsatzbereit gewesen war. Also musste das Lieschen die Bahn nehmen. Ist aber nicht weiter schlimm, Lieschen fährt ja gerne Bahn. Grete stellte und schloss ihr Fahrrad ab, schnappte sich den Korb und beide machten sich auf, um in dem Getümmel hunderter Menschen, die nichts anderes wollten als ebenso wie Grete und Lieschen die Septembersonne zu genießen, einen Platz zu finden. Lange mussten sie nicht suchen. Die Decke aus Lieschens Korb war schnell ausgebreitet und ebenso schnell war der Rest ausgepackt. Grete zauberte eine volle Kanne Kaffee, bunte Papptassen, passende Teller und Besteck und natürliche eine große Dose Haferflockenkekse hervor. Das Lieschen steuerte Schokoladenkuchen, Sprühsahne und zwei Flaschen Zitronenlimonade bei. Während Grete Kaffee eingoss, verteilte das Lieschen Schokoladenkuchen. Weit kam sie aber nicht damit. Denn, platsch, landete ein knallroter Ball mittendrin. Im Kuchen. Und mit dem Platsch kam Platt. Also für den Kuchen. Und ein kleiner Junge. Und der Vater. Und die Mutter. Und der Onkel (wie sich nachher herausstellte) und und und...
Ein Redeschwall aus einem türkisch-deutschen Wortgemenge prasselte entschuldigenderweise auf die Grete und das Lieschen nieder. Hastenichgesehen saßen die Grete und das Lieschen plötzlich inmitten einer türkischen Großfamilie, die sich um einen gigantischen Grill scharte. Grete liebt ja türkisches Essen. Allein schon von dem Lammgeruch, der über allem in der Luft hing, jauchzte ihr Magen laut auf. Während die Grete noch damit beschäftigt war, die ganzen Gerüche aufzusaugen wie ein Schwamm, befand sich das Lieschen bereits in einer munteren Plauderei mit der halben Familie. Schnell war dann auch die Grete involviert. Nach einer Viertelstunde Verständigungskauderwelsch, aus deutsch, türkisch und jeder Menge Handzeichen, wurden beide an einen Tisch gedrängt. Dort saß schon ein weiterer Teil der Familie und aß. Zwei Stühle wurden einfach dazwischengeschoben, Grete und Lieschen darauf gedrückt und schon standen Teller vor ihnen mit herrlich duftenden Lammspießen. Börek wurde ihnen gereicht und Pide. Dazu gab es Cay, ein Schwarztee, der in einer Kanne, die auf dem Grill steht, frisch zubereitet wird. Heiß, aber köstlich. Das Lieschen und die Grete ließen es sich schmecken, solange, bis sie sich fast kugeln konnten. Vorher musste das Lieschen den Gastgebern aber noch mit Händen und Füßen klarmachen, dass sie kein Fleisch isst. Aber auch dafür hatte man Verständnis. Natürlich holte die Grete irgendwann ihre Haferflockenkekse. Man muss sich doch revanchieren. Und mit ebensolcher Freude, wie Grete und Lieschen türkische Leckereien futterten, ließ sich die andere Seite ihre Kekse schmecken. Auch die selbstgemachte Zitronenlimonade von Lieschen fand Abnehmer. Später wurde sogar noch getanzt zu türkischer Musik. Barfuß. Erst nach Einbruch der Dunkelheit ließ man die Grete und das Lieschen gehen. Die Grete wurde noch zu ihrem Rad begleitet und zwei der jüngeren Herrengeneration wollten das Lieschen partout zur Bahn bringen. Lieschen zierte sich, doch wurde von einem lachenden jungen Türken ausgebremst. "Nein, Nein, nix Frau alleine gehen. Viel zu gefährlich! Nachher kommt noch roter Ball und macht Frau am Kopf kaputt."
Gruß vonner Grete
Lieschen, Grete, Tanz und Gesang
Lieschen liebt das Leben auf dem Boden. Also liebt sie auch Picknicks. Sie hat es gerne, wenn alles ganz ursprünglich zugeht. Und sie liebt Geselligkeit. Natürlich nicht immer. Aber manchmal. Und dann kostet sie das voll aus. So wie gestern.
Wie gut, dass das Mittwochs-Stammcafé gestern geschlossen hatte und die Grete auf die prima Idee gekommen ist, ihr gewohntes Treffen auf ungewohntes Terrain zu verlagern. Eine Wiese. Die Wiese am Fluss. Dort war Lieschen schon manches Mal. Alleine. Dann hat sie sich abseits aufgehalten und den Menschen beim Leben zugesehen. Den Alleinstehenden, den Pärchen, den Grüppchen und den Familien. Sie hat geschaut, was sie tun und was sie nicht tun. Und rausgehalten hat sie sich. Immer.
Gestern ging das nicht. Gestern sind Grete und Liese quasi adoptiert
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