Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
worden von einer türkischen Großfamilie. Vier Generationen. Mit Stühlchen und Tischen, Decken und allem, was man für ein südländisches Picknick so braucht. Viele Menschen, viel Essen und viele Getränke, angenehme Temperaturen und eigentlich auch Ohrenschützer. Südländer sprechen nämlich alle gleichzeitig und laut. Naja. Nicht alle. Aber die netten Leute von gestern haben Lieschens Vorurteil tatsächlich alle Ehre gemacht.
In verschiedenen Sprachen haben sie gesprochen. Laut gesprochen. So gesprochen, dass die Liese manchmal dachte, sie streiten sich. Als sie erschrocken nachfragte, wurde ihr jedes Mal versichert, dass alles in bester Ordnung sei. Lieschen brauchte die Erklärung, weil sie die Alten nicht verstand. Die sprachen natürlich türkisch, die nächste Generation sehr gebrochenes Deutsch und die Jüngeren ziemlich gutes Deutsch. Hier geboren und kontaktfreundlich zu sein, hilft natürlich sehr.
Beide, Grete und Liese haben es genossen, die Geschichten aus der türkischen Heimat zu hören, die für alle ja in weiter Ferne ist und die sie immer noch so nennen, auch wenn die meisten schon in Deutschland geboren wurden. Die Gerüche, die Sprache, die Gewohnheiten.
Ein bisschen schwer ist es hier, sagten die Alten am Abend in ihrer Sprache und die Jungen sorgten dafür, dass unsere beiden Damen davon Kenntnis bekamen. Sie sagten, dass ihnen manchmal das Verständnis ihrer Gastgeber dafür fehle. Sie seien im Grunde gerne hier, sagten sie, doch seien manche Gewohnheiten der Deutschen dermaßen ungewöhnlich für sie, dass sie sich trotz des langen Aufenthalts hier immer noch ein wenig schwer damit täten. Sie wollten sich immer integrieren. Aber manche Hürde ließe sich einfach nicht, oder erst durch die Jungen, überwinden.
Dass die Grete und das Lieschen dafür Verständnis zeigten, wurde mit großem Hallo und üblichem "Lärm" honoriert.
Sie haben miteinander gegessen, getrunken, getanzt und gesungen. Die türkischen Lieder kannten die Grete und das Lieschen nicht. Doch die Texte sollten sie verstehen. Also bekamen sie deutsche Zusammenfassungen. Sehnsucht und Wiederkehr kam oft darin vor. Eins handelte von der letzten Reise, die sie selbstverständlich in die Türkei unternehmen werden. Im Sarg. Jedenfalls die Alten. Begleitet von den Jungen zum letzten Fest. Heimaterde bleibt Heimaterde.
Es war ein schöner Tag mit der fast integrierten türkischen Familie, die die beiden deutschen Damen völlig selbstverständlich integriert hat.
Euer Lieschen
Freitag, 6. September 2013
Von Service und Diskretion
Generell erfolgt der tägliche Brief – und Warenversand in Gretes Firma per Bote und Paketdienst. Da muss die Grete sich nicht drum kümmern. Das macht alles der Eido. Grete muss nur sicherstellen, dass die Firmenpost versandfertig, pünktlich um 11.00 Uhr, bei Eido liegt. Manchmal hat der Chef aber auch noch nachmittags Briefe, die wichtig sind. Also taggleich versendet werden müssen. Dann fährt die Grete nach Feierabend noch zur Post. Heutzutage ist es ja nicht mehr so, dass es in jedem Stadtteil ein Postamt gibt. Und Postamt heißt es ja auch nicht mehr, sondern Postbank Finanzcenter. Oder Postfiliale. Und wenn man Pech hat, ist die dann auch noch in einem Schreibwarengeschäft in der hintersten Ecke untergebracht. Mit Personal, das gerade mal Briefmarken aufkleben kann, und Kunden der Postbank bei der Aus – und Einzahlung von Bargeld behilflich ist. Eines dieser Postbank Finanzcenter liegt auf dem Nachhauseweg von der Grete. Gleich wenn sie von der Autobahn kommt.
Bedingt durch einen Stau (Baustelle!) war die Grete gestern später dran als sonst. So war es schon halb sechs, als sie das Postbank Finanzcenter Außenstadt erreichte. Doch - alles dunkel. Schalterschluss 17.30 Uhr. Also wieder ins Auto zurück und quer durch die ganze Stadt zum nächsten und größeren (es gibt nur zwei) Finanzcenter. Früher hätte man gesagt - zum Hauptpostamt. Abgehetzt stand die Grete um viertel vor sechs vor der Tür. Dunkel sah es auch hier schon aus, aber nach einem Blick auf die Öffnungszeiten atmete die Grete auf. 18.00 Uhr. Also ab durch die Glastür in die Schalterhalle. Dort standen, vor sage und schreibe vier Schalterplätzen, hinter denen auch in gleicher Anzahl Personal vorhanden war, drei Kunden. Schön verteilt, so wie es sich gehört. Grete steuerte auf den leeren Schalterplatz zu und wurde mit einem bösen Blick empfangen. "Sie mache ich noch, und dann ist Schluss. Erst mal
Weitere Kostenlose Bücher