Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
muss ich aber die Türen schließen." Sprachs, schnappte sich einen Schlüsselbund und eilte zu den Glastüren, die er sorgfältig verschloss. Das Fräulein Grete Meier war so verdutzt, dass sie wortlos die Briefe abgab und das Porto bezahlte. Zusammen mit einem anderen Kunden, einem jungen Mann, wurde sie dann zur Tür begleitet. Die wurde aufgeschlossen und Grete stand wieder auf der Straße. "Ist immer so hier", erklärte ihr der junge Mann, der wohl ihren verdutzten Blick bemerkt hat. "Eine Viertelstunde vor Schalterschluss lassen die keinen mehr rein."
Nun, dachte die Grete. Gut zu wissen. Für das nächste Mal. Vielleicht sollte ich ab morgen mein Telefon eine Viertelstunde vor Büroschluss abstellen. Kommt bestimmt gut an.
Heute musste die Grete ein Päckchen für den Chef abgeben. Da Freitag und deshalb früher Büroschluss und auch kein Stau, stand die Grete frühzeitig im Postbank Finanzcenter Außenstadt und reihte sich in die Schlange wartender Kunden ein. Hier gibt es nur zwei Schalterplätze. Grete wartete und wartete. Am ersten Schalterplatz gab es wohl ein Problem mit der Bankkarte einer Frau, während am zweiten Schalterplatz ein junger Mann scheinbar ein Konto eröffnen wollte. Die stakkatoartig gestellten Fragen der Angestellten hallten durch den Schalterraum. "Name, Adresse, Geburtsdatum – Sind sie ledig, verheiratet, geschieden – Wollen sie zusätzlich eine Kreditkarte – Haben sie negative Schufaeinträge – Arbeitgeber – Wie hoch ist ihr Gehalt – Brauchen sie einen Dispo?"
Brav antwortete der junge Mann auf jede Frage. Und breitete so sein halbes Leben, vor dem mittlerweile interessiert zuhörendem Publikum, in der Schalterhalle aus. Das Fräulein Grete Meier war entsetzt. Ebenso die Kundin vor ihr. Und auch die zwei Herren, die hinter ihr standen schüttelten konsterniert mit den Köpfen. "Eine Kontoeröffnung am Schalter, wo gibt es das denn", flüsterte einer. "Da würde ich rückwärts wieder rausgehen aus meiner Bank, wenn das ein Bankangestellter mit mir versuchen würde. Was ich verdiene und all die ganzen anderen Sachen, das geht doch keinen zweiten was an!" Grete sah das genauso und nickte zustimmend. Jetzt mischte sich auch die Kundin vor der Grete ein. "Hauptsache kostenloses Girokonto. Das sind dann die Folgen. Da zahle ich lieber ein paar Euro im Monat. Bei meiner Bank würde so etwas nie vorkommen."
So ging die Diskussion noch ein bisschen hin und her. Irgendwann war dann auch die Grete an der Reihe und gab ihr Päckchen auf. In vertrauensvolle Hände.
Gruß vonner Grete
Für so etwas hat das Lieschen keine Geduld
Dem Lieschen ist das egal, was die Leute über sie wissen. So eine Girokonteröffnung am Schalter der Postbank inklusive Publikum, das in der Folge eine Menge unnützer Informationen sein eigen nennen könnte, wäre ihr vielleicht sogar Recht. Spart wahrscheinlich eine Menge Geld. Grete sagt ja, dass das Konto kostenlos ist. Und es spart vermutlich auch noch jede Menge Zeit! Das wäre dem Lieschen in diesem Fall das Wichtigere. Nicht dass sie keine Zeit hätte. Nein. Zeit hat sie wie eigentlich alle Menschen genug. 24 Stunden am Tag. Aber mit Zeugs verplempern, das sie nervt, möchte sie diese Zeit keinesfalls.
Lieschen wollte neulich auch ein Girokonto eröffnen. Bei der Sparkasse. Dass das eine Menge monatlicher Gebühren kostet hat sie gewusst. Für die Übersichtlichkeit wollte sie aber ein zusätzliches Konto. Die Filiale ist bei ihr in der Nähe. Und das wollte sie. Für den Notfall. Also war sie schon im Vorfeld mit den Gebühren einverstanden. Und mehr gab es ja eigentlich nicht zu entscheiden. Dachte sie.
Um also nichts von ihrer wertvollen Zeit zu verplempern hat sie bei der Sparkasse angerufen. Hat gesagt, dass sie ein Girokonto eröffnen möchte. Eins für Privatkunden. Und gefragt, ob sie sofort vorbei kommen könne. "Aber nein!", hieß es am anderen Ende der Leitung. "Ich glaube Frau XY ist bereits im Urlaub und ob sie eine Vertretung hat, weiß ich gar nicht."
"Uih Uih Uih", dachte unsere Liese schon zu diesem Zeitpunkt. "Eine Schulung für telefonierende Mitarbeiter sollte bei dieser Bank ganz oben auf der Todo-Liste stehen." Es kam aber noch besser. "Das Beste ist, ich verbinde Sie – obwohl die meisten ja gerade in der Pause sind." Lieschen glaubte ihren Ohren nicht zu trauen, hob an, etwas wie "ach heben Sie doch ihre Konten für Leute auf, die sich gerne verarschen lassen wollen", aber sie wurde schon mit Popmusik beschallt
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