Doppelt gebloggt hält besser (German Edition)
und hatte kein offenes Ohr mehr am anderen Ende der Leitung.
Um es kurz zu machen - das Lieschen möchte ja die Geduld der LeserInnen nicht auf eine ähnliche Probe stellen wie die, die das Leben ihr schenkte - es dauerte, aber sie bekam einen Termin für den nächsten Tag. Namen und wesentliche Angaben zur Person und zum gewünschten Konto machte sie bereits am Telefon.
Zum Hermann sagte die Liese in ihrer Naivität: "Die haben ja alle meine Angaben, vermutlich ist bereits alles vorbereitet, ich unterschreibe rasch und dann bin schnell wieder zu Hause." Da hatte das Lieschen aber die Rechnung ohne die Bank gemacht. Als sie zur vereinbarten Zeit in der Filiale eintraf, fand sie jemanden, dem sie nach einiger Zeit von ihrem vereinbarten Termin berichten konnte und der sagte: "Ach ja. Nehmen Sie da vorne Platz, die Frau Sowieso ist noch im Gespräch." So etwas liebt das Lieschen. Termin. Und dann warten. "Haben die Leute denn keine Uhren. Können die sich denn keine Zwischenminütchen in ihre Kalender schreiben. Können die das Gespräch denn nicht straffen, wenn sie wissen, dass die für dieses Gespräch vorrätige Zeit gleich durch die Sanduhr gelaufen ist, können die denn nicht …?" Als sich ihre Gedanken überschlugen und sie kurz davor war, die Geschäftsstelle unverrichteter Dinge zu verlassen – erhoben hatte sie sich schon und in Richtung Ausgang hatte sie sich auch bereits gedreht - kam "ihre Kundenberaterin". Halb so alt wie das Lieschen. Führte sie zu "ihrem Platz" und begann irgendeinen Smalltalk mit ihr. Auch das hätte wieder gedauert, vermutete die Liese, also unterbrach sie die Dame freundlich aber bestimmt und wies auf ihr Anliegen hin.
Auch hier macht es die Liese wieder kurz. Viel kürzer als es sich zutrug. Auf dem Schreibtisch gab es einen riesigen Stapel Formulare. Keines davon war bereits ausgefüllt. Auf das gestrige Telefonat deutete lediglich ein Schmierzettel, auf dem Lieses Name falsch geschrieben war.
Sie wollte ein Girokonto. NUR EIN GIROKONTO! Und die Kundenberaterin stellte ca. eine Milliarde Fragen zu ihren Gewohnheiten in Sachen Geld, pries ihr Unternehmen in den höchsten Tönen, machte sich große Sorgen um Lieschens Altersvorsorge, ihren Versicherungsstand und noch so vieles mehr, das, als das Lieschen sich bereits wieder erheben wollte, in dem wunderbaren Satz endete: "Die Informationen sind nötig, damit wir ihnen den besten Service ever geben können."
"Dann geben Sie mir ein Girokonto!", hauchte das Lieschen mit letzter Kraft. Und die Dame verstand. "Sie wollen also nur ein Girokonto?" "Ja!" "Ok. Dann fangen wir an." Als die Dame an ihrem Schreibtisch doch noch die wichtige Frage hinzufügte "Und Sie sind sicher, dass Sie keine weiteren Beratungen wünschen?", hat die Liese den Ort des Grauens einfach wortlos verlassen.
Hermann fand, sie war lange weg und sie sehe schlecht aus. Als sie begann ihm Ausschnitte der Geschichte zu erzählen klingelte das Telefon und die Dame von der Bank versuchte es tatsächlich mit der Frage: "Warum?"
Lieschen versteht nicht, dass Institute wohl in der Lage sind, ihren Angestellten enormen Druck zu machen, ihnen aber keine kundenorientierten guten Ausbildungen zukommen lassen. Oder wenigstens solche Mitarbeiter aussuchen, die in der Lage sind, Kundenaussagen zu verstehen, zu akzeptieren und dann auch noch genau darauf eingehen. So kann das doch nicht klappen.
Euer Lieschen
Samstag, 7. September 2013
Das Fräulein Grete Meier und der tägliche Wahnsinn
Täglicher Wahnsinn bedeutet für das Fräulein Grete Meier: Einkaufen. Also richtig einkaufen. Lebensmittel. Nicht das ab und an vergnügliche Shoppen mit der Freundin oder dem männlichen Partner. Wobei das sicherlich im letztgenannten Fall für einen von beiden in der Regel weniger vergnüglich sein dürfte. Für wen, sei mal dahingestellt. Die Grete begibt sich nicht gerne auf Glatteis. Und eben auch nicht gerne zum Einkaufen. Schon gar nicht samstags. Aber hin und wieder muss sie dann doch los, weil der Kühlschrank einfach nach Füllgut schreit. Laut und vernehmlich.
Heute war wieder so ein Schreitag. Zuerst wollte die Grete das ja überhören, aber die Aussicht auf einen Magen, der nur mit Milch und etwas Käse gefüllt wird, und das auch noch am Wochenende, trieb sie dann doch an. Die Grete schnappte sich also Korb und zwei faltbare Einkaufstaschen (Erdbeerform im Ein-Euro-Laden), setzte sich in ihr Autochen und fuhr ins Einkaufszentrum. In ihrem Stadtgebiet gibt es
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