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Doppeltes Spiel (German Edition)

Doppeltes Spiel (German Edition)

Titel: Doppeltes Spiel (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Franziska Hille
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Sie sah Lysette prüfend an. »Ist etwas vorgefallen? Nick wirkte sehr verstört, als er heute Früh ankam.«
    »Nicholas ist schon da?« Lysette drehte unbehaglich den Kopf. »Ich glaube, Philippe und er haben sich gestritten.«
    »Wieder einmal?« Geneviève schnaubte. »Die beiden Dickköpfe. Na gut, heute müssen sie sich vertragen, ob sie wollen oder nicht.«
    Lysette war froh, als sie die schnellen Schritte der Haushälterin vernahm, die mit ihrer Reisetasche die Treppe hinaufeilte. Sie nickte Tante Geneviève zu und sagte: »Ich gehe kurz auf mein Zimmer, mich ein wenig frisch machen.« Sie sah Raniya nach, die an ihr vorbeiging und weiter den Flur entlang. Wo immer das Mädchen hinging, am anderen Ende wartete Philippes Wohnung.
    »Tun Sie das, Margo. Raniya ruft Sie, wenn das Essen so weit ist.« Geneviève nickte ihr mit kühler Freundlichkeit zu und verschwand in ihrem Arbeitszimmer.
    Am Ende des Ganges führte eine zweite Treppe in die oberste Etage. Raniya kam gerade aus einem der Zimmer, als Lysette oben ankam, und ließ die Tür für sie offen stehen.
    Der Raum war hübsch, wenn auch ein wenig unpersönlich eingerichtet. Lysette ließ sich auf die hellgeblümte Tagesdecke des Bettes fallen und stieß einen halblauten Seufzer aus. Sie streifte die Schuhe von den Füßen, zog die Bluse aus und ging ins Bad.
    Margo hatte sie gewarnt, dass sie das Bad mit Philippe teilen würde. Es lag zwischen ihren beiden Schlafzimmern und hatte jeweils einen Eingang. Lysette schloss sicherheitshalber beide Türen ab und schob die Tür der Duschkabine auf. Eine schöne, heiße Dusche, das konnte sie jetzt brauchen, um sich wieder wach und frisch zu fühlen.
    Als sie aus der Dusche trat und sich abzutrocknen begann, hörte sie, wie in Philippes Zimmer der Fernseher anging. Anscheinend schmollte Philippe immer noch und wollte seinem Bruder so spät wie möglich begegnen.
    »Hallo, chéri «, rief sie durch die Tür. »Sehen wir uns gleich unten?«
    Die Antwort kam gedämpft: »Ja.« Mehr nicht. Lysette zuckte fatalistisch mit den Schultern. Margo würde die Launen ihres zukünftigen Ehemanns schon zu nehmen wissen.
    Sie schlüpfte in ihre Kleider und föhnte die von der Dusche feucht gewordenen Haare trocken. Dabei dachte sie über Geneviève nach. Der Geburtstag, den sie heute mit ein paar Freunden und Familienmitgliedern feierten, war ja eigentlich schon vor zehn Tagen gewesen. Geneviève pflegte ihren Geburtstag aber immer an diesem späteren Datum zu feiern. Margo hatte auch nicht gewusst, warum das so war, und es schien sie auch nicht zu interessieren. »Die Marotte einer alten Lady«, hatte sie nur dazu gesagt.
    Lysette war gerade fertig damit, ein wenig Make-up aufzulegen, als der Gong zum Essen ertönte. Sie fühlte, wie ihr Herz schneller schlug. Nicholas. Wahrscheinlich war heute der letzte Tag, an dem sie ihn sehen und sich mit ihm - nein, nicht versöhnen, leider - sondern endgültig überwerfen musste. Sie überprüfte fahrig den Sitz ihrer Garderobe und leckte sich nervös über die Lippen. »Auf, mein Mädchen«, flüsterte sie ihrem Spiegelbild zu, das sie erstaunlich ängstlich anblickte. »Streite dich mit ihm und dann vergiss ihn - für immer!«
    Sie kam als letzte an den Tisch, wo die Brüder einander schon geflissentlich ignorierten und Tante Geneviève mit ärgerlicher Miene zwischen ihnen thronte. »Endlich ein freundliches Gesicht«, sagte sie, als Lysette eintrat, und winkte Raniya, damit sie das Essen auftrug. »Es gibt nur einen leichten Imbiss, damit wir für das Diner noch Platz haben«, sagte sie. »Zieht nicht solche Gesichter, ihr beiden. Wenn ihr euch nicht benehmt, feiere ich ohne euch!«
    Nach dem Essen wurde im Patio der Kaffee gereicht. Nicholas stützte seine Tante, als sie die Treppe hinabstieg, und Philippe schlich mit in die Hosentaschen vergrabenen Händen und emporgezogenen Schultern wie ein gescholtener Schuljunge hinter ihnen her. Lysette konnte ihm ansehen, dass er sich fragte, ob Nicholas ihn schon bei Tante Geneviève verpetzt hatte.
    »Also, warum habt ihr euch gestritten?«, fragte Geneviève, als sie im Schatten der Mauer saßen. Das Plätschern des Wasserspiels brachte eine angenehme Kühle in die Hitze des frühen Mittags.
    Nicholas, der heute in einer hellblauen Hose und einem cremefarbenen Hemd erschienen war und damit ungewohnt nach Sommer und Urlaub aussah, wechselte einen schnellen, undeutbaren Blick mit seinem Bruder und antwortete dann: »Wir möchten später

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