Doppeltes Spiel (German Edition)
Schlamassel und muss sehen, wie ich das alles geregelt bekomme. Du hast es schön da hinten in Rom ...«
»Reg dich nicht auf«, unterbrach Margo sie scharf. »Du machst aber auch immer aus allem eine Staatsaktion.« Sie schwieg kurz, während Lysette wütend nach Luft schnappte, und dann sagte sie mit einem Lachen: »Weißt du, ich habe Bocco von meinen Heiratsplänen erzählt. Er ist aus der Haut gefahren, der Süße!«
Lysette ertappte sich bei einem Knurren, das klang, als hätte Nicholas es ausgestoßen. »Was soll das heißen?«, fauchte sie.
»Na, na. Nichts soll das heißen. Lys, geht es dir auch gut? Du hörst dich schrecklich an.« Margo gurrte einige besänftigende Worte, dann sagte sie: »Pass auf, Schätzchen. Ich denke über alles nach, und dann sage ich dir, wie es weitergeht. Ist das in Ordnung? Du hast ja noch die Geburtstagsfeier vor dir, bis dahin wird keiner der beiden Brüder irgendetwas unternehmen. Tante Geneviève darf ja auf gar keinen Fall aufgeregt werden. Tssss.« Das geringschätzige Zischen ließ erstaunlicherweise Lysettes Wut auf ihre Schwester verrauchen. Sie verabschiedete sich von Margo und schaltete das Smartphone aus. Bis zum Wochenende herrschte Waffenstillstand. Und bis dahin würde sie schon wissen, was sie zu tun hatte.
11. Kapitel
M argo meldete sich nicht. Lysette, die immer nervöser wurde, je näher der Tag der Geburtstagsfeier rückte, hatte mehrmals versucht, ihre Schwester zu erreichen, aber es gelang ihr nur einmal, eine Nachricht auf Margos Mailbox zu hinterlassen. Meistens schaffte sie es noch nicht einmal, einen Empfang aufzubauen, wahrscheinlich war der seit Tagen heftig blasende Mistral daran schuld.
Philippe war seit der Auseinandersetzung mit seinem Bruder dermaßen schlecht gelaunt, dass Lysette ihm lieber aus dem Weg ging. Er hatte einen großen Bluterguss am Kinn, behauptete, er wäre gegen die Schranktür gerannt und vergrub sich den ganzen Tag in seinem Zimmer, um sich irgendwelche Filme anzusehen.
Lysette las über Wein und Weinanbau, ließ sich von Sandrine verwöhnen, die anscheinend einen regelrechten Narren an ihr gefressen hatte, und ging spazieren. Nicholas ließ sich nicht blicken, aber das war ihr sogar ganz recht. Solange sie nicht wusste, wie Margo weiter vorzugehen gedachte, waren ihr ohnehin die Hände gebunden.
Am Morgen des Festes war Lysette früh auf den Beinen, denn sie hatten geplant, mit Tante Geneviève ein frühes Mittagessen einzunehmen. Sie wollten auch am nächsten Tag nicht ins Mas zurückkehren, sondern in Philippes Wohnung in Tante Genevièves Haus übernachten und am nächsten oder übernächsten Tag dann ihren kurzen Urlaub an der Côte d'Azur antreten.
Lysette packte also ihre Tasche und nahm aus Margos Kleiderschrank noch das passende Outfit für die Geburtstagsfeier über den Arm. Dann sah sie sich abschiednehmend in ihrem Schlafzimmer um. Es war trotz allem eine schöne Zeit gewesen, die sie hier im Mas verbracht hatte, und es tat ihr leid, dass sie es nicht mehr hatte genießen können. Aber das war jetzt vorbei, sie würde nie mehr hierher zurückkehren.
Sie nahm ihre Tasche und brachte sie in die Eingangshalle. Dann ging sie noch einmal in den Garten hinaus und verabschiedete sich von dem Platz unter dem alten Feigenbaum, der ihr so ans Herz gewachsen war. Es war ein paar Atemzüge lang vollkommen windstill. Lysette setzte sich auf die Bank und versuchte ein letztes Mal vor ihrer Abfahrt, Margo zu erreichen.
Das Freizeichen ertönte, dann ein Rauschen, und dann hörte sie die Stimme ihrer Schwester: »Lys. Gut, dass du ...«, das Rauschen und Knistern wurde stärker, die Stimme verschwand und kehrte wieder wie bei einem alten Kurzwellenradio. Lysette sah besorgt zum Himmel. Das Laub bewegte sich im Wind, der Mistral schien tief Luft zu holen, um erneut loszupusten.
»Hörst du mich?«, erklang Margos Stimme laut und kräftig.
Lysette zuckte zusammen und rief: »Ja, ja!«
»Dann hör zu. Ich habe mich entsch...«, der Empfang wurde schlechter, und nur noch Brocken gelangten durch das Knattern, Rauschen und Fiepen. »... natürlich vollkommen überrascht. Aber es hat sich ...«, hörte sie Margos Stimme. »... ihm versprochen, seine Frau ...« Wieder war sie vollkommen überdeckt von Störgeräuschen, kam dann für einen Moment klar wieder: »... werde ihn also heiraten.«
Lysette schnappte nach dem letzten Satzbrocken wie ein verhungernder Hund. »Habe ich dich richtig verstanden? Du willst ihn
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