Doppeltes Spiel (German Edition)
bedeutet.«
Er nickte langsam. »Das ist wahr.« Ein lauernder Ausdruck trat in seine Augen. »Du könntest dich ja immer noch anders entscheiden.«
»Anders ...«, Lysette verschlug es die Sprache. Sie schüttelte heftig den Kopf. »Nicholas, ich - lass mich nachdenken, bitte. Ich weiß noch nicht, was ich tun werde. Ich brauche ein wenig Bedenkzeit. Was du mir erzählt hast, ändert alles!«
Er nickte, sein Gesicht war enttäuscht und traurig. »Ja, das ändert wirklich alles«, stimmte er bitter zu. Er stand auf. »Dann lasse ich dich jetzt wohl besser in Ruhe nachdenken, Margo.« Sein Blick fiel auf das Buch, das zwischen ihnen auf der Bank gelegen hatte, und er schüttelte sacht den Kopf. Dann wandte er sich um und ging wortlos davon.
Lysette presste die Hände gegen die Schläfen. Was für ein Schlamassel. Sie musste sofort Margo anrufen und sich Instruktionen holen, wie sie sich Philippe und seiner Familie gegenüber weiter verhalten sollte.
Nicholas fluchte unterdrückt vor sich hin, während er zu seinem Wagen ging. Erst die Auseinandersetzung mit Philippe, die damit geendet hatte, dass er seinen Bruder mit einem Fausthieb zu Boden geschickt hatte, der ihm selbst beinahe die Finger gebrochen hätte. Er hatte Philippe aufs Sofa gehievt, ihm einen nassen Lappen ins Genick gelegt und darauf gewartet, dass er wieder zu sich kam, dann war er hinausgelaufen und mit Margo zusammengeprallt. Margo. Wie verstört sie ausgesehen hatte. Verstört, aber voller Mitgefühl für ihn. Wie seltsam, sie sollte doch eigentlich für ihren Verlobten fühlen.
Er setzte sich hinters Steuer, ohne den Zündschlüssel zu drehen. Erst hatte sie ihn leidenschaftlich geküsst und ganz offensichtlich nicht weniger Beherrschung aufwenden müssen als er, sich wieder von ihm zu trennen. Dann hatte sie sich mitfühlend und liebevoll mit ihm unterhalten, und dann plötzlich hatte er gesehen, wie es in ihrem Gesicht zu arbeiten begann. Er konnte förmlich mitansehen, wie die Rechenmaschine in ihrem Kopf anlief und begann, Zahlen auszuspucken, die ungünstig, äußerst ungünstig für den armen Philippe aussahen.
Nicholas schlug mit hilfloser Wut auf das Lenkrad. Wie konnte es sein, dass diese Frau, die so sanft und mitfühlend sein konnte, so humorvoll und klug, so unglaublich heißblütig und leidenschaftlich, dennoch gleichzeitig so berechnend und gefühlskalt war wie eine Frau aus dem allerschlimmsten Alptraum?
Er hatte sie voller Unglauben auf die Probe gestellt, weil er beinahe sicher gewesen war, dass er sie falsch und ungerecht beurteilte. Deshalb hatte er ihr angedeutet, dass sie ja Philippe den Laufpass geben und ihn, Nicholas, wählen könne. Er hatte damit gerechnet, dass sie ihm vehement widersprechen, ihm versichern würde, dass sie das Versprechen halten würde, das sie seinem Bruder gegeben habe - in schlechten Zeiten ebenso wie in guten ... Oder, was er sich kaum zu erhoffen wagte, dass sie alle Versprechen, alle Regeln brechen und sich ihm hingeben, ihm ihre Liebe und ihr Begehren gestehen würde.
Aber Margo hatte ihn mit ihren kühlen Augen angeschaut, hinter ihrer schönen Stirn tickten die Zahlen herunter, und was unter dem Strich herauskam, sah schlecht aus für Philippe und noch viel schlechter für Nicholas.
Er spuckte angewidert aus und ließ den Motor anspringen. Frauen. Sie waren alle gleich. Was für sie zählte, war Geld und Ansehen, Rang und Name. Gefühle wie Liebe und Treue und Vertrauen spielten bei dieser Rechnung nicht die allermindeste, kleinste Rolle!
Lysette hielt das Smartphone so fest umklammert, dass ihre Finger schmerzten. Sie zwang sich, ruhig zu atmen und ihren Griff etwas zu lockern, dann sagte sie erneut: »Margo, Liebling. Hast du verstanden, was ich dir gesagt habe?«
Ihre Schwester hatte erstaunlich gleichmütig auf ihre Nachricht reagiert. »Ach, ja? Ist Philippe richtig in Schwierigkeiten? Na, sag mal.«
Es klang so, als würden sie sich über einen gemeinsamen, nicht allzu engen Freund unterhalten.
»Ja, ja«, erwiderte Margo ein wenig ungeduldig. »Hör mal, Schätzchen, ich habe hier wirklich was um die Ohren. Bocco will, dass ich seine gesamte Winterkollektion fotografiere. Warte mal eben ...« Lysette lauschte ungeduldig dem Rauschen der Verbindung. Dann hörte sie erneut die Stimme ihrer Schwester: »So, jetzt bin ich allein. Liebchen, reg dich doch nicht so auf. Ich bin die Braut, nicht du.«
»Na hör mal«, explodierte Lysette, »ich sitze hier in dem ganzen
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