Dornen der Leidenschaft
großzügige Weise zum Reden gebracht hatte, hatte er endlich die Spur der vier Leute gefunden, die er so verzweifelt suchte. Alle hatten Spanien verlassen und waren von Cádiz aus in die neue Welt abgesegelt. Drei von ihnen, Basilio, Francisca und Salvador, hatten sich auf der Santa Cruz eingeschifft. Aurora, die Juan am dringlichsten suchte, war auf der San Pablo gereist.
All dies hätte er niemals entdeckt, wenn seinem Sekretär Tomás nicht etwas bei den Passagierlisten aufgefallen wäre. Auf zwei der vielen Listen, die er durchsah, waren ein paar Namen durch einen großen Tintenfleck unkenntlich gemacht. Das hatte sein Mißtrauen erregt.
Zuerst hatten sich die Kapitäne dumm gestellt und behauptet, so etwas könne immer einmal passieren. Aber als Juan nicht lockerließ und auch noch eine Handvoll Goldmünzen auf den Tisch legte, rückten sie mit der Wahrheit heraus.
Bald darauf schloß der Marqués sein Stadtpalais und bestieg ein Schiff, das in die Neue Welt segelte. Er verbrachte viel Zeit in Texas und erfuhr dort fast nichts. Dann schiffte er sich nach Brasilien ein.
Jetzt starrte er den Mestizen Mario an, der auf einem Kai in Belém stand und das Beladen mehrerer Einbäume überwachte.
Mario konnte den narbengesichtigen caballero aus Spanien nicht leiden und mißtraute ihm instinktiv. Der Mann stellte viel zu viele Fragen über die schöne Señorita Montoya, verheiratete Señora de Rodriguez.
Schließlich zuckte Mario mit den Achseln. Sí, sagte er, er hatte sie tatsächlich kennengelernt, sie war nach Buenos Aires in Argentinien weitergereist. Nach einer Pause fügte er hinzu, daß er sich an nichts sonst erinnere.
»Ich verstehe«, meinte der Marqués. »Aber es ist sehr wichtig für mich, daß ich Señorita Montoya finde. Sie ist meine Verlobte.«
Jetzt war sich Mario sicher, daß es richtig gewesen war, den spanischen caballero zu belügen. Wenn Señorita Montoya mit diesem Mann verlobt gewesen wäre, hätte sie Don Salvador niemals geheiratet. Sie war viel zu ehrenhaft, um so etwas zu tun.
»Ich kann ihnen wirklich nicht weiterhelfen«, log Mario. »Ich habe keine Ahnung, mit welchem Schiff die Dame nach Argentinien gefahren ist. Ich bin nämlich.. krank geworden und als ich ein paar Tage später meiner Arbeit am Kai wieder nachgehen konnte, war die Dame schon abgereist.«
Dieser Bauer war dumm und hatte keinerlei Grund, ihn zu belügen, dachte Juan, bedankte sich für die Auskunft und ging.
Mario lachte glücklich auf, als er ein paar Tage später erfuhr, daß der spanische caballero mit der ekelhaften Narbe nach Argentinien abgesegelt ist.
»Señor, ich bitte Sie, geben Sie es auf« , flehte Ijada und wischte sich die Tränen aus den Augen.
Dieser gottverdammte Paul Van Klaas! Er hatte es tatsächlich so weit gebracht, daß sie allen Stolz verloren hatte und sich immer wieder von ihm demütigen ließ. Obwohl sie ihn verzweifelt liebte, wollte sie ihn oft dafür töten, daß er ihr allen Stolz genommen hatte.
Ihr Stamm hatte sie verstoßen, nachdem bekannt geworden war, daß sie ein Verhältnis mit Paul Van Klaas hatte. Jetzt hatte sie niemanden auf der Welt außer diesem Holländer. Sie zitterte bei diesem Gedanken. Seine blauen Augen leuchteten im Mondlicht wie die Augen eines Besessenen. Er wäre verrückt, hatten ihre Leute gesagt. Wieso war sie nicht selbst darauf gekommen?
»Ich habe überall gesucht«, wiederholte sie. »Und auch Sie haben überall gesucht, Señor. Es gibt keine Karte. Es gibt keinen Schatz! Sie müssen aufhören, danach zu suchen, sonst werden Sie noch verrückt.«
Paul knurrte ärgerlich und antwortete: »Ich fühle genau, daß der Schatz irgendwo verborgen ist. Wenn ich aufhöre danach zu suchen, dann fällt er eines Tages diesem arroganten Spanier in die Hände. Ich muß den Schatz finden!«
»Ach, Señor. Don Salvador hat noch kein einziges Mal danach gesucht. Er glaubt nicht, daß ein Schatz existiert.«
»Dann ist er ein Idiot«, knurrte der Holländer.
»Nein.« Ijada schüttelte den Kopf. »Er hat das Haus zu neuem Leben erweckt. Die Felder haben eine reiche Ernte erbracht. Er hat nur so viel Erfolg, weil er seine Zeit nicht darauf verschwendet, diesen verfluchten Schatz zu suchen, der schon so viele Menschen ins Unheil gestürzt hat. Eines Tages wird Esplendor mehr Gewinn abwerfen als alle anderen Plantagen in dieser Umgebung. Wenn Sie reich werden wollen, Señor, dann pflügen Sie ihre Felder in Capricho, statt nachts auf Esplendor nach dem
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