Dornen der Leidenschaft
Schatz zu graben.«
»Du dummes Ding!« zischte Paul wutentbrannt. »Jetzt weiß ich, daß du dich gegen mich gewandt hast und daß ich dir nicht mehr vertrauen kann. Es tut mir sehr leid, meine kleine Tulpe, denn dein Körper hat mir viel Vergnügen bereitet. Aber jetzt – jetzt kann ich dich nicht mehr gebrauchen.« Er trat einen Schritt auf sie zu. »Ich muß dich töten, Ijada. Du verrätst mich, wenn ich es nicht tue. Du wirst die Morde beichten, die wir gemeinsam vollbracht haben.«
»Nein, bestimmt nicht, Señor« ,rief Ijada entsetzt aus.
» Sí . Leider ist es so, wie ich sage«, raunte der Holländer sanft, umfaßte ihren Hals mit seinen großen, kräftigen Händen und drückte zu.
Ijada wehrte sich mit aller Kraft und konnte es zuerst nicht glauben, daß ihr Liebhaber es tatsächlich ernst meinte. Sie zerkratzte ihm die Hände und versuchte sie von ihrer Kehle wegzureißen. Aber es half alles nichts. Er war viel zu stark.
Kurz darauf sank ihr Körper kraftlos zusammen. Der Holländer ließ los, und sie fiel zu Boden. Er beugte sich über sie und grunzte zufrieden, als er sah, daß sie wirklich tot war.
Dann hob er in der weichen Erde eine flache Grube aus und legte den Leichnam hinein. Nachdem er das Loch wieder zugeschüttet hatte, wälzte er ein paar Steine über das Grab und bedeckte es dann so geschickt mit ein paar abgestorbenen Ästen und Blättern, daß keinem zufällig Vorbeikommenden etwas aufgefallen wäre. Dann bestieg er sein Pferd und ritt nach Capricho zurück.
Ijadas Leichnam wurde niemals entdeckt. In Esplendor glaubten alle, daß die Mestizin, die seit der Ankunft der neuen Herrschaft viel von ihrer Macht in der Plantage eingebüßt hatte, einfach weggelaufen war und sich woanders eine Arbeit gesucht hatte. Sie war schließlich mit niemandem befreundet und eine sehr merkwürdige Frau gewesen. Alle waren froh, daß sie endlich verschwunden war. Nur Aurora regte sich darüber auf, denn jetzt war sie sich sicher, daß Basilio die Wahrheit gesagt hatte und daß Ijada etwas mit seinem und Franciscas Tod zu tun gehabt hatte. Warum sonst hätte die Mestizin das Weite suchen sollen? Sie zermarterte sich den Kopf. Schließlich aber gab die junge Frau den Gedanken daran auf und ließ die Sache auf sich beruhen. Wenn ihr Bruder und seine Frau tatsächlich vergiftet worden waren, dann konnte Aurora auch nichts mehr daran ändern. Der eventuelle Täter war verschwunden.
29. KAPITEL
Aurora war unglücklich. Nach der Nacht im Zuckerrohrfeld hatte sie gedacht, daß sie Salvadors Herz gewonnen hätte. Jetzt war sie sich dessen nicht mehr so sicher. Ja, es stimmte, daß er fast alle Stunden des Tages mit ihr verbrachte, als ob er es nicht ertragen könnte, nicht bei ihr zu sein. Und vor jener Nacht wäre sie darüber sehr glücklich gewesen. Aber sie konnte sich wirklich nicht über den mißtrauischen Ausdruck ihres Mannes freuen. Sie wußte, daß er, obwohl sie immer wieder das Gegenteil behauptet hatte, noch immer glaubte, daß sie einen Liebhaber hätte. Dafür haßte er sie. Ihr einziger Trost war, daß er niemals so eifersüchtig und wütend auf sie gewesen wäre, wenn er nicht doch etwas für sie übrig hätte. Aurora war sehr unglücklich. Was hatte diese Veränderung zum Schlechten nur bewirkt?
Ihr Glaube, daß Salvador ihr Geliebter aus der Vergangenheit, der Mann ihrer Träume war, wurde erschüttert. Vor lauter Zweifeln konnte sie nachts oft nicht schlafen. Sie hatte dunkle Schatten um die Augen, wurde blaß und wurde vor Kummer immer dünner.
Ihr schlechter körperlicher Zustand blieb ihrem Mann nicht verborgen. Aber Salvador hatte kein Mitleid mit ihr – sein Herz verhärtete sich immer mehr. Jetzt, da er sie so genau überwachte, hatte sie keine Gelegenheit mehr, Esplendor für ihre heimlichen Stelldicheins zu verlassen. Sie schmachtete nach ihrem Liebhaber! Und das stimmte tatsächlich – nur war er ihr Liebhaber, er war es immer gewesen, aber das erkannte der Visconde nicht. Er nahm seine Frau weiterhin jede Nacht. Aber der Liebesakt war durch seine Eifersucht so vergiftet, daß keiner der beiden viel Freude daran hatte. Danach lagen sie schweigend nebeneinander, Salvador steif und kalt und voller Schuldgefühle darüber, daß er seine zarte Frau so grob behandelte. Aurora biß sich beim Versuch, nicht laut zu weinen, so sehr auf die Unterlippe, daß sie blutete.
Es wurde noch schlimmer, als Heidi Van Klaas mit strahlendem Gesichtsausdruck zu Besuch kam und Aurora anvertraute,
Weitere Kostenlose Bücher