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Dornen der Leidenschaft

Dornen der Leidenschaft

Titel: Dornen der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ma2
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daß sich Pauls Verhalten sehr gebessert habe.
    »Er ist wie ausgewechselt«, erzählte Heidi und errötete beim Gedanken an die letzte Nacht. Er war so leidenschaftlich und liebevoll gewesen, daß sie nicht mehr verstehen konnte, warum sie an seiner Treue hatte zweifeln können.
    »Das freut mich für dich, Heidi.«
    Aurora versuchte fröhlich zu wirken, aber ihr eigener Kummer war so groß, daß sie sich über Heidis Glück nicht wirklich freuen konnte. Der Visconde, der wieder lauschte, glaubte natürlich, daß er nun wieder einen neuen Beweis dafür gefunden hätte, daß seine Frau ein Verhältnis mit dem Holländer gehabt hatte. Warum freute sie sich sonst so wenig über Pauls Interesse an Heidi?
    Wenigstens, dachte Salvador grimmig, hatte er es geschafft, daß sich die Liebenden nicht mehr treffen konnten. Sie würden ihn nicht mehr so leicht an der Nase herumführen!
    Er ging von der Tür weg, hinter der er sich versteckt hatte, und sein Herz lag ihm wie ein schwerer Stein in der Brust.
     
    Es regnete und regnete unaufhörlich und beängstigend. Jeden Tag stieg der Amazonas höher, und bald würde er die großen, am Ufer gelegenen Landstreifen überfluten. Das passierte oft, aber dieses Jahr würden die wilden Wassermassen sogar die Dämme einreißen, die im Lauf der Jahre zum Schutz der Plantagen errichtet worden waren. Im ganzen Amazonasgebiet kämpfte jeder Mann, jede Frau und jedes Kind mit ganzer Kraft gegen die drohende Naturkatastrophe.
    Unter der Leitung von Colonel Xavier de la Palma wurden die Dämme befestigt und mit Steinen und Sandsäcken erhöht. Der stürmische Wind und der heftige Regen behinderten die Arbeiten. Der Himmel war von den schwarzen Regenwolken so dunkel, daß niemand wußte, ob es Tag oder Nacht war.
    Alle waren so erschöpft, daß sich die Unfälle bald häuften. Die Verletzten wurden von Doktor Farolero verarztet, dem einzigen Mediziner in der Gegend.
    Aurora schien es, als hätte sie in ihrem ganzen Leben nie trockene Kleidung getragen und als hätten ihre Knochen schon immer geschmerzt. Ihre Finger fühlten sich vom ständigen Nähen der Sandsäcke ganz taub an.
    Noch ein Stich, noch ein Stich, noch ein Stich. Dann ein Knoten. Dann der nächste Sack.
    »Sack fertig«, rief sie mit rauher Stimme.
    Hatte irgend jemand sie gehört? Es machte nichts. Nichts mehr war wichtig. Der Kampf war sowieso hoffnungslos. Der Amazonas war zu groß und mächtig, wie sollte der kleine Damm gegen ihn etwas ausrichten?
    Jeden Augenblick konnten die Wassermassen ihn überwinden. Warum kämpften sie eigentlich noch immer gegen die Elemente an?
    »Sack fertig!«
    Aurora richtete sich auf. Alles tat ihr weh. Sie war bis auf die Haut durchnäßt, ihre Kleider waren dreckverschmiert und klebten ihr am Körper. In den letzten drei Tagen hatte sie nur wenig gegessen und fast überhaupt nicht geschlafen. Sie stolperte und stürzte zu Boden. Sie war dankbar, als Paul Van Klaas’ starke Hände – die sie immer so verabscheut hatte – sie wieder auf die Beine zogen. Sie schwankte leicht, und der Holländer faßte sie kurz, damit sie ihr Gleichgewicht wiederfinden konnte.
    Aurora war todmüde, hielt sich an ihm fest und lächelte zu ihm empor.
    »Gracias« ,sagte sie. »Ich glaube nicht, daß ich es allein geschafft hätte.«
    »Gern geschehen«, antwortete Paul, warf sich ihren Sack über die Schulter und ging weiter.
    Einen Augenblick später stand Salvador vor seiner Frau und starrte sie wütend an.
    »Ist es nicht schlimm genug, daß du dich heimlich mit diesem verdammten Holländer triffst?« schrie er, packte sie an den Schultern und schüttelte sie. »Mußt du diesem Bastard auch noch in der Öffentlichkeit schöne Augen machen?«
    »Er hat mir nur geholfen«, protestierte Aurora verletzt und wütend über die ungerechten Anschuldigungen ihres Mannes. »Laß mich in Ruhe, Salvador. Ich bin völlig erschöpft und habe keine Kraft, mir deine lächerlichen Anschuldigungen auch nur anzuhören!«
    »Das verstehe ich gut«, entfuhr es ihm. »Es wäre mir auch peinlich, wenn ich es wie eine gemeine puta im Dreck getrieben hätte!«
    Das war zuviel. Mit funkelnden Augen schlug Aurora dem Visconde, so kräftig sie konnte, ins Gesicht. Dann wandte sie sich ab und stolperte auf das Haus zu.
    Das Schicksal war gnädig mit ihr, denn die Tränen machten sie blind, so daß sie den fürchterlichen Blitz nicht sah, der direkt neben ihr in einen Baum einschlug. Zweige splitterten und flogen in alle Richtungen. Aurora

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