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Dornenkuss - Roman

Dornenkuss - Roman

Titel: Dornenkuss - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: script5
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mit dir. Morgen. Ist das in Ordnung für dich?«
    »Ja. Ja, das ist es …« Kein noch so schwacher Zweifel war in seinen Augen zu lesen. Er wusste, dass ich es ernst meinte. Es würden keine Lügen mehr zwischen uns stehen, nie wieder.
    »Komm. Komm mit mir«, forderte er mich lächelnd auf. »Wir erobern uns das Meer zurück.«
    Hand in Hand wateten wir dem Mond entgegen, bis wir uns kopfüber in die sanften Wellen stürzten und wie Fische durch das kühle, salzige Wasser glitten. Keine Notwendigkeit zu atmen. Colin tat es für mich. Ich hielt mich an ihm fest, schlang meine Beine wie Medusa um seinen Leib, während er mich geschmeidig in die Tiefen des Meeres entführte, wo verborgene Schätze im Mondschein glitzerten und die Seele meines Vaters endlich ihre Ruhe fand.
    Ich sah uns beide von oben, anmutig, wendig und stark, beflügelt von stolzen Gedanken und bedingungslosem Vertrauen. Das bin ich, dachte ich ehrfurchtsvoll, als ich mein Gesicht betrachtete, kein Mädchen mehr, aber auch noch keine Frau, die geöffneten Augen blaugrün wie die aufgewühlte See.
    Es war unser Abschied von dem, was Colin seit Langem in sich hasste, unser letztes Spiel mit der Magie, die ihm geschenkt worden war, als er zu dem gemacht wurde, was er war.
    Ich würde wieder atmen müssen, sobald wir an Land gespült worden waren. Er hoffte, damit aufhören zu können.
    Für immer.

I M S CHATTEN DES W ALDES
    »Kriegst du das hin? Ist es zu schaffen?«
    Tillmann sah mit gesenkten Lidern an mir vorbei und schien in seinem Kopf einen Punkt nach dem anderen abzuarbeiten, bis er mich schließlich anblickte und nickte. Er war blass geworden, noch blasser, als die Drogen und der Entzug ihn bereits hatten werden lassen. Ich hatte ihm keinen Plan vorgegeben, nur ungefähr gesagt, was ich mir vorstellte. Ich wollte gar keine Einzelheiten wissen.
    »Wenn es zu viel verlangt ist, dann sag es mir …«
    »Nein«, fiel er entschieden dazwischen. »Das ist wohl meine Aufgabe hier. Der Assistent zu sein. Die Zeit ist verdammt knapp und es wird mir keinen Spaß bereiten, aber …« Wieder schaute er mich an. »Es ist die einzige Möglichkeit, oder?«
    »Ich wüsste keine andere. Kommst du mit dem Geld aus? Mehr habe ich leider nicht mehr. Und hey, du bist nicht nur der Assistent.«
    Ich fragte mich, warum ich so ruhig bleiben konnte. Ich begann mich vor mir selbst zu fürchten. Wann würde der Moment kommen, in dem ich zusammenbrach und mich schreiend am Boden wand, weil ich einsah, dass ich mich übernommen hatte? Ich wartete darauf, seitdem ich meine Entscheidung getroffen hatte, doch nichts dergleichen geschah. Mein Blut floss langsam und behäbig durch meine Venen, auch wenn mein Herz ununterbrochen stach, als würden sich Dornen hineinbohren.
    »Doch, ich bin der Assistent. Und ich hätte gern irgendwann mal eine Hauptrolle. Bei etwas Schönem, nicht bei etwas Schrecklichem. Ich will meine Hauptrolle haben.«
    »Die wirst du bekommen und hoffentlich so, wie du es sagst. Bei etwas Schönem.«
    Wie er stand ich mit den Händen in den Hosentaschen vor dem Salontisch und blickte auf die Gerätschaften. Tillmann atmete etwas lauter aus als sonst, kein Seufzen, nur ein gut hörbares Atmen, aber es verriet mir seine immense innere Anspannung.
    »Das hier wird viel schwerer. Nicht technisch, sondern …« Noch einmal atmete er tief durch. »Ich mag ihn.«
    »Ich weiß.« Für einen Moment brach auch mein Atem aus seiner ruhigen Regelmäßigkeit aus. Tillmann war kein Mensch, der mit seiner Zuneigung für andere verschwenderisch umging, und wie ich hatte er kaum Freunde. Aber Colin zählte dazu und nicht nur das – er bewunderte ihn, identifizierte sich mit ihm. Und während unseres Rausches hatte ich genau gemerkt, dass seine Zärtlichkeiten auch Colin viel bedeutet hatten. Die beiden hatten eine Verbindung aufgebaut, wie es sie zwischen normalen Menschen nie geben konnte. Trotzdem wartete ich, bis meine Lungen wieder ruhiger arbeiteten, und sprach weiter. »Du hast die ganze Nacht und wahrscheinlich auch den ganzen Morgen, um alles vorzubereiten. Dann sollten wir bereit sein. Wir treffen uns hier. Ich kann dir helfen, falls du nicht fertig wirst. Tillmann, ich will nicht hetzen, aber es ist schon dunkel und er wartet dort oben auf mich …«
    Wie konnte ich das alles so nüchtern formulieren? Wieder überlief meinen Oberkörper ein fast krankhaftes Zittern; ein Gefühl, als würde ich Schüttelfrost und hohes Fieber bekommen. Ich konnte das

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