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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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ihr euch nicht getrennt hättet, Dad und du, dann wären wir nie nach Pencubitt gekommen und ich hätte Dylan nicht kennengelernt. Manche Dinge sollen einfach so sein.« Sie lächelte Sadie aufmunternd an. »Simon wirkt ziemlich cool. Auf einer Skala von eins bis fünf würde ich ihm eine Vier geben. Und er ist tausendmal besser als dieser egomanische Zahnklempner.«
    »Da bin ich ganz deiner Meinung.« Sadie warf ihrer Tochter eine Kusshand zu und dankte im Stillen dem Himmel, dass Betty so eine tolle Tochter war. Dann ging sie ins ehemalige Kinderzimmer hinüber, um einige Unterlagen zu sortieren. Sie steckte gerade mitten im Ausräumen verschiedener Kartons, die vor kurzem aus Sydney gekommen waren, als das Telefon klingelte.
    »Was für Gewürze soll ich drauftun?« Es war Birdie.
Sadie versuchte, die Bedeutung ihrer Worte zu entschlüsseln. »Der Strohhut. Ich war eben mit Dash spazieren und habe Violet und ihre Mädels in der Nähe Ihres Hauses gesehen.«
    Sadie legte auf und eilte zum Fenster. Draußen stand Violet mit ihren Schafen.
    »Warten Sie!«, rief Sadie. Sie hatte Angst, Violet könnte verschwinden, falls sie ihr nicht rasch genug öffnete.
    Violet schreckte erst einmal zurück, als sie die Tür aufmachte. Sie denkt an Pearl, begriff Sadie, und fragte sich, welche Erinnerungen die verängstigte Frau noch mit sich herumtrug.
    Sadie streckte ihr die Hand entgegen und versuchte so sanft wie möglich zu sprechen. »Violet? Ich bin es, Sadie. Kommen Sie doch rein.« Sie sah über Violets Schulter. »Die Schafe müssen aber draußen bleiben.«
    Violet nickte verständig. Drinnen merkte Sadie, wie vertraut Violet mit dem Grundriss des Hauses war, auch wenn es aussah, als würde sie sofort davonrennen, falls Sadie sie irgendwie erschreckte. Was sollte sie nun mit ihr anstellen? Der Geruch nach ungewaschenen Kleidern und Schafen war entsetzlich. Sadie fiel wieder ein, dass Thomasina gesagt hatte, dass Violet gerne die Badewanne benutzte. Konnte sie damit ihr Vertrauen gewinnen?
    »Violet, ich freue mich über Ihren Besuch. Möchten Sie zuerst ein Bad nehmen? Ich hole Ihnen auch ein paar frische Kleider.« Sie würde ihr etwas aus ihrer alten Wintergarderobe schenken, falls die Teile passten. Violet gab einen leisen Laut von sich. Ermutigt rief Sadie nach ihrer Tochter: »Betty, kannst du ein Bad einlassen und uns Wasser aufsetzen? Wir haben Besuch.«
    Wie hatte sie je annehmen können, dass das Leben in einem tasmanischen Fischerort langweilig werden könnte? Sadie hatte den seltsamen Eindruck, dass durch Violets Anwesenheit im Poet’s Cottage der Geist ihrer eigenen Mutter und der von Pearl ebenfalls anwesend waren.
    Violet warf Sadie einen merkwürdigen Blick zu und ging zu dem Porträt von Pearl hinüber, das im Flur hing. Sie sah zwischen der gemalten Pearl und Sadie hin und her.
    »Ist schon in Ordnung, Violet«, beschwichtigte Sadie sie. »Das ist meine Großmutter, Pearl. Sie war Ihre Freundin, nicht wahr?«
    Doch Violet ruckelte etwas ungelenk am Bilderrahmen herum. Sadie schaute ihr verwirrt dabei zu und löste sich erst aus ihrer Starre, als Violet das Porträt von der Wand nahm, woraufhin ein kleiner Schrank zum Vorschein kam, der dieselbe Farbe hatte wie die Wand.
    »Machen Sie ihn auf«, forderte Sadie Violet zitternd auf. Dann wurde ihr klar, dass Violet bereits wusste, was sich in diesem Versteck befand.
    Die Schranktür öffnete sich, und zum Vorschein kam ein weiterer verschlossener Kasten. Violet warf Sadie einen rätselhaften Blick zu. Dann schnallte sie einen Reisegeldbeutel ab, den sie unter ihrem Umhang um den Bauch gebunden trug und holte einen kleinen Schlüssel heraus, der perfekt ins Schloss passte. Die Tür schwang auf. Sadie hielt den Atem an. In diesem seltsamen Augenblick kam es ihr so vor, als könnte sich darin alles Erdenkliche befinden – ein Tor zu einem uralten, mystischen Garten, oder eine Landkarte, die zu vergessenen Piratenschätzen führte. Stattdessen lag darin lediglich ein dunkelblauer Knopf, ein silbernes Medaillon, ein paar vergilbte Papiere und ein Umschlag, der entlang der oberen Kante aufgerissen war. Violet nahm sie vorsichtig heraus und reichte sie dann an Sadie weiter.
    »Vielen Dank.« Sadie nahm die Blätter behutsam entgegen, aus Angst, das alte Papier zu zerknittern. Was auch immer sie da in der Hand hielt, barg womöglich den Schlüssel zum Rätsel, wer Pearl Tatlow wirklich gewesen war – und vielleicht auch das Geheimnis ihrer Ermordung. »Vielen

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