Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
Vom Netzwerk:
dem Pearl im Vertrauen von diesem Geheimgang erzählt hatte? Violet? Birdie? Oder lag Birdie mit ihrer Vermutung richtig, und ein Fremder hatte die Gelegenheit ergriffen?
    Simon sah zu Sadie herüber und lächelte, als ahnte er, in welche düstere Richtung ihre Gedanken gewandert waren, und versuchte nun, sie zu beruhigen. Er ist wirklich nett, dachte Sadie. Wie irreführend der erste Eindruck doch sein konnte!
    Maria beobachtete den Blickwechsel mit einem kleinen, triumphierenden Lächeln. Sie sagte jedoch nur: »Sadie? Hast du vor, was zu arbeiten oder willst du hier gemütlich deinen Tagträumen nachhängen?«
    Im Lauf des Vormittags kamen sie nicht sonderlich weit voran, aber der kleine Raum fühlte sich bereits vollkommen anders an. Nachdem die Wände und der Boden abgewaschen waren und sie die weiße Grundierung aufgetragen hatten, wirkte der Keller wie ein ungefährlicher, harmloser Ort, ohne jedes Anzeichen seiner dunklen Vergangenheit.
    »Ich kann euch beiden gar nicht genug danken«, sagte Sadie.
    »Es ist zumindest mal ein Anfang«, erwiderte Maria. »Noch ein paar Schichten weiße Farbe, und dieser Keller ist tadellos. Wir haben ein paar Spinnen vertrieben, ein paar alte Geister und hoffentlich auch Violet.«
    »Was mich an etwas erinnert«, meinte Sadie. »Ich muss Birdie anrufen und sie um einen Gefallen bitten. Ich will Violet heute Nachmittag aufsuchen und ihr erklären, weshalb ich sie aussperre.«
    »Ich glaube nicht, dass du da große Chancen hast«, spöttelte Maria. »Außer du verkleidest dich als Schaf. Das ist das Einzige, was Violet interessiert. Aber warte mal! Was ist mit Andrew Weeding, Simon? Ihr zwei seid doch gute Kumpels. Meinst du, er würde dir für den wolligen Kuhhandel ein paar Schafe verkaufen?«
    »Ich frag ihn, aber nur, wenn du versprichst, keine müden Witze mäh-hhh-r zu reißen.« Simon griff nach seinem Handy.
    Sadie beobachtete Simons Miene, während er sich scherzend mit seinem Freund unterhielt. Wo war der strenge, abweisende Mann geblieben, für den sie ihn gehalten hatte? Wie hatte sie sich so täuschen können?
    »Andrew ist einverstanden.« Grinsend steckte Simon sein Handy weg. »Er bringt sie gegen drei Uhr vorbei. Wollen wir uns dann wieder hier treffen, um Violet zu suchen?«
    Maria meinte bedauernd, sie hätte bereits anderweitige Verpflichtungen, aber Sadie nickte. Es verwirrte sie, wie entspannt und wohl sie sich inzwischen in Simons Gesellschaft fühlte. Während er mit Weeding telefonierte, hatte sie ihn irgendwie die ganze Zeit anschauen müssen. Sie war glücklich in seiner Nähe. Es war ein Gefühl des Nachhausekommens – und so kitschig es auch klang –, als würde sie ihn schon lange kennen.
    Wie sie sich nun in ihrem frisch gestrichenen Keller umsah, während ihre beiden Freunde Arbeitspläne fürs kommende Wochenende schmiedeten, hatte Sadie den Eindruck, als würde sich alles zum Guten wenden. Poet’s Cottage hatte sie alle mit einem Bann belegt – doch jetzt blühte das Leben voller Hoffnung und Freude für Betty und sie selbst auf.
    Nun war nur noch eines zu erledigen. Sadie ging nach oben, um Birdie anzurufen. Sie würde sich erst richtig entspannen können, wenn sie ihr Handeln Violet gegenüber erklärt hatte, selbst wenn der Versuch so sinnlos war, wie Maria vorausgesagt hatte. Sie wollte es wenigstens versucht haben.

KAPITEL 24
Violet
    Andrew Weeding, ein rotwangiger Landwirt mit blondem, leicht schütterem Haar, hielt Wort. Er saß in seinem Geländewagen mit zwei Schafen auf der Ladefläche vor dem Poet’s Cottage und wartete auf Birdie und Sadie.
    »Die beiden Damen hier möchte ich nur ungern trennen«, erklärte er. »Sie werden es bei Violet gut haben. Ich kenne niemanden, der Schafe besser behandelt als sie.« Er schnappte sich einen zerbeulten Cowboyhut und setzte ihn auf. »Wie geht’s dir, Birdie? Jane lässt dich herzlich grüßen, und ich hab im Auto auch noch einen ihrer Christmas Puddings für dich. Der wird sich problemlos noch eine Weile halten.«
    »Dann wollen wir mal hoffen, dass das für mich ebenfalls gilt, Andrew«, entgegnete Birdie. »Richte deiner lieben Jane herzlichen Dank von mir aus. Wie geht’s den Zwillingen?«
    »Die sind schon so groß, ich kann es selbst kaum fassen. Kommt mir so vor, als wären sie erst gestern in Windeln herumgekrabbelt, und jetzt gehen sie in Launceston aufs Internat. Der alte Kasten ist ziemlich still ohne sie.«
    »Die Zeit ist ein Gauner«, meinte Birdie. »Man dreht ihr kurz

Weitere Kostenlose Bücher