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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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den Rücken zu, und schon ist ein ganzes Leben vorübergezogen, ehe man es richtig bemerkt. Als ich jung war, kam mir ein Jahr ewig lang vor, aber jetzt rauscht es vorbei wie ein Wimpernschlag.«
    Andrew schüttelte Sadie die Hand. »Ich hab von Simon viel Gutes über Sie gehört«, erklärte er ihr. »Da müssen Ihnen neulich eigentlich die Ohren geklingelt haben.«
    Sadie errötete und hätte ihn am liebsten gefragt, was genau Simon über sie gesagt hatte, doch da Birdies wacher Blick auf ihr ruhte, fehlte ihr der Mut dazu.
    »Die Vöglein in Pencubitt zwitschern, man hätte Simon Parish im Poet’s Cottage ein und aus gehen sehen«, säuselte Birdie. »So ein netter Mann. Und nach allem, was er durchgemacht hat …«
    Andrew und Birdie wechselten einen Blick. »Ist ein Spitzenmann, der Simon. Ein echter Glücksfall, ihn hier an der Schule zu haben«, bestätigte Andrew. »Ist Violet in der Nähe? Die Gute ist nirgends zu sehen, aber da drüben sind ihre Mädels.« Er zeigte die Straße hinunter, wo einige Schafe auf dem grasigen Randstreifen neben dem Friedhof weideten. »Dann wollen wir sie mal mit ihren neuen Töchtern bekannt machen.« Zu Sadies großem Erstaunen steckte er zwei Finger in den Mund und stieß einen lauten Pfiff aus. »Violet!«, rief er. »Ich bin’s, Andrew! Wir haben dir zwei neue Mädchen mitgebracht!«
    Keine Antwort. Seine blauen Augen blickten sich um. »Das arme alte Ding«, meinte er an Sadie gewandt. »Scheu wie eine Maus. Birdie hat mir erzählt, dass sie früher eine echte Schönheit war, vor dem Feuer. Das Leben ist schon grausam, nicht wahr? All das Geld, die Äußerlichkeiten – und jetzt das hier.« Er pfiff erneut. »Okay, sie ist da draußen. Dann wollen wir die beiden Vierbeiner mal in Bewegung setzen. Da wird sie nicht widerstehen können.«
    Dash kläffte aufgeregt, während Andrew die beiden Schafe vom Wagen herunterlockte. Birdie nahm den kleinen Hund auf den Arm und stellte sich neben Sadie, als die beiden Schafe hintereinander zum alten Friedhof hinuntertrippelten.
    »Violet vertraut Andrew, weil er hier in der Gegend die größte Schaffarm betreibt«, erklärte sie. »Er ist im Lauf der Jahre sehr großzügig zu ihr gewesen, hat ihr Futter und Lämmer geschenkt. Es gibt in der Stadt ein paar Leute, die Violet für ein öffentliches Ärgernis halten, weil ihre Schafe frei auf der Straße herumlaufen. Sie wollen sie in ein Pflegeheim in Burnie stecken, aber das würde sie umbringen. Sie gehört hierher, auf diesen Landstrich und zu ihrer Familie aus Schafen.« Birdies frische Stimme klang trauriger, als Sadie sie je gehört hatte.
    »Haben Sie deshalb ihr Geständnis nie irgendjemandem gegenüber erwähnt?«, wagte sie zu fragen.
    Birdie drückte ihren kleinen Hund an sich und drehte sich zu Sadie um. »Ich hatte das Gefühl, dass Violet schon genug gelitten hat. Vielleicht war es die falsche Entscheidung. Angels Mutter ist tot, aber ihre Geschwister leben immer noch in Tasmanien. Wenn Sie Ihr Buch schreiben, müssen Sie selbst entscheiden, was Ihnen Ihr Gewissen diktiert. Da kommt sie!«
    Die verhüllte Gestalt näherte sich Andrew zwischen den alten Grabsteinen hindurch. Andrew sprach ein paar Minuten mit ihr. Violet tätschelte die beiden Schafe und trieb sie dann zum Rest ihrer Herde hinüber. Andrew wandte sich um und winkte Birdie und Sadie herbei.
    Die Kulisse mit den grasenden Schafen, den historischen Gräbern und dem Ozean verlieh der Szene eine beinahe filmreife Atmosphäre, als die beiden Frauen nun langsam auf Andrew und Violet zugingen. Als sie etwa einen Meter vor Violet stehen blieben, spürte Sadie die Panik der Schäferin.
    »Keine Sorge«, versuchte Andrew sie zu beruhigen. »Die beiden sind Freunde. Das hier ist Sadie, die im Poet’s Cottage wohnt.«
    Als die Frau sich nun zu ihr umwandte, zwang sich Sadie, keine Reaktion auf Violets vernarbtes Gesicht zu zeigen. Von der jungen, hübschen Frau, von der sie gelesen hatte, war nicht viel übrig geblieben.
    Violet zeigte auf Sadie. »Grampf!«, sagte sie oder etwas, das so ähnlich klang.
    »Ich glaube, sie hat Angst, dass Sadie Pearl ist«, meinte Birdie. »Es besteht eine gewisse Ähnlichkeit, und vielleicht begreift Violet das nicht.«
    Sadie ging einen Schritt auf sie zu, denn sie hatte das Gefühl, dass ein Teil von Violet alles ausgezeichnet verstehen konnte. Aber wie sollte sie die Verbindung dazu herstellen?
    »Violet? Ich bin nicht Pearl. Ich bin ihre Enkelin, Sadie. Ich wohne jetzt im

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