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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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das Teewasser auf.« Sadie zwinkerte ihrer Tochter zu. »Dem alten Weib entgeht wirklich nichts«, meinte sie, als sie den Hörer auflegte. »Als Nächstes taucht womöglich auch noch die da auf.« Sie wies mit dem Daumen in Richtung von Thomasinas Haus.
    »Eher unwahrscheinlich.« Betty lachte. »Hast du gehört, wie sie die Schafe angebrüllt hat, dass sie aus dem Garten verschwinden sollen? Obwohl sie mir gegenüber neulich zugegeben hat, dass du vielleicht doch nicht so schlimm bist, wie du aussiehst. Von Thomasina ist das ein großes Lob.«
    »Verzeih, wenn ich das andersherum nicht behaupten kann.«
    Sadie setzte gerade Wasser für den Tee auf, als es an der Tür klopfte. »Es wird nie langweilig! Sie muss förmlich hergejoggt sein, um den neuesten Tratsch zu erfahren. Dann wollen wir doch mal sehen, was Birdie zu alledem zu sagen hat. Vielleicht kann sie über diesen mysteriösen Fremden Aufschluss geben.«
    Sadie servierte zum Tee einige süße Teilchen vom Kirchenfest. Birdie biss vorsichtig von einem Himbeertörtchen ab, während Sadie Violets aufgeregte Pantomime beschrieb. Dann betrachtete sie die Gegenstände aus dem Schrank. »Ich hatte keine Ahnung, dass dieses Geheimfach existiert«, meinte sie. Sie sah sich den Knopf an. »Mir hat sie auch mal genau so einen geschenkt und dazu betont, was für eine gute und von ihr geschätzte Freundin ich ihr gewesen bin. Ich hielt es damals für einen Witz, aber es muss wohl mehr Bedeutung gehabt haben, als mir klar war.«
    Als Sadie von Violets Andeutung erzählte, dass er Pearls Mutter gehört hatte, legte Birdie den Knopf mit einem Seufzen zurück auf den Tisch. »Arme Pearl. Ich habe sie so falsch eingeschätzt. Manchmal bedaure ich sehr, dass wir uns nicht mehr angestrengt haben, ihr eine Chance zu geben, aber wir waren an Menschen wie sie hier einfach nicht gewöhnt. Im Grunde hat sie uns Angst gemacht. Sie wirkte so unberechenbar – als wäre sie stets in der Lage, alles Erdenkliche zu sagen oder zu tun.«
    Sadie reichte Birdie das Medaillon. »Die Haare sind von Violet«, erklärte sie vorsichtig, aber Birdies Reaktion überraschte sie.
    »Ich habe mich oft gefragt, ob die beiden wohl Geliebte waren«, erklärte sie ganz sachlich. »Pearl hätte es als kleinen Spaß betrachtet und machte sich wenig Gedanken über die Auswirkungen auf andere. Violet hingegen hätte es sicher nicht so leichtgenommen. Sie muss Pearl geliebt haben, wenn sie ihr so ein Geschenk machte, selbst als eine gute Freundin.«
    »Offenbar hat es Pearl ebenfalls etwas bedeutet, sonst hätte sie es nicht an ihrem geheimen Ort aufbewahrt«, gab Sadie zu bedenken.
    Als Sadie Birdie anschließend die Szene im Keller beschrieb, nickte diese. »Was habe ich Ihnen gesagt?« Sie rührte in ihrem Tee herum. »Falls Violet sich tatsächlich im Tunnel versteckt hat – was für ein seltsames Verhalten! Aber sie war schon immer ein bisschen merkwürdig – und wenn sie somit Zeugin von Pearls Ermordung wurde, hätte sie bestimmt viel zu viel Angst gehabt, um einzugreifen. Daher ihre Schuldgefühle und nach dem Unfall ihr Rückzug aus der Realität mit Hilfe ihrer Schafe.«
    »Wenn es tatsächlich ein Unfall war«, wandte Sadie ein.
    »Meine liebe Sadie, Pencubitt ist nur ein kleiner Fischerort. Sie können nicht hinter jedem Ereignis üble Machenschaften vermuten. Nicht mal in unserer kleinen Stadt, wo so viel getratscht wird, gab es auch nur den leisesten Hinweis, dass der Brand in Blackness House irgendetwas anderes als ein schlimmer Unfall war. Die ganze Zeit sage ich schon, dass Pearl ihren Mörder nicht kannte. Ich kenne diese Stadt. Ich kenne die Menschen hier.«
    Kennen wir denn überhaupt irgendjemanden richtig?, fragte sich Sadie im Stillen. Oder kennen wir nur die Masken, die sich die Leute aufsetzen?
    »Ich muss nach Hause. Dash fragt sich bestimmt, wo ich so eilig hinmusste.« Birdie erhob sich. »Sie dürfen nicht vergessen, dass ich einen fremden Mann gesehen habe, als ich am Tag von Pearls Tod das Haus hier verließ. Der Nebel war so dicht, dass er direkt an mir vorbeiging und ich ihn trotzdem nicht genau beschreiben konnte. Ich weiß, er war nicht von hier, sonst hätte er mich beim Namen genannt. Die Polizei hat meine Aussage damals nicht ernst genommen, weil ich eine der Hauptverdächtigen war, aber ich bin überzeugt, dass dieser Mann Pearl umgebracht hat. Es quält mich, dass ich ihm auf seinem Weg zum Poet’s Cottage begegnet bin. Nicht dass ich etwas hätte unternehmen

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