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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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für ihren Haarschnitt einen Ausflug nach Launceston unternommen, und sehnte sich sogar schon in die vertraute Umgebung ihres schicken Salons in Sydney zurück.
    »Hallo, Mrs Jeffreys«, meinte Kristie schließlich und bedeckte dabei mit der Hand den Hörer. »Ich bin gleich für Sie da.« Dann wandte sie sich wieder dem Telefon zu. »Süßer, ich muss Schluss machen. Eine Kundin wartet.« Sie legte auf und rang sich ein Lächeln ab, während sie einen pinkfarbenen Plastikumhang ausschüttelte und ihn dann Sadie um den Hals legte. Nachdem sie Sadie in den Stuhl mit dem Tigermuster platziert hatte – offensichtlich spielten Tierdrucke eine große Rolle in ihrem Leben –, betrachtete Kristie sie von allen Seiten. »Was kann ich heute für Sie tun?«, fragte sie, wobei ihr Tonfall nahelegte, dass bei Sadie vermutlich ohnehin alles aussichtslos war.
    »Nur ein bisschen kürzer«, antwortete Sadie mit dem Mut der Verzweifelten. Nach ihrer Begegnung mit Jack und der Information, dass Betty so unglücklich war, zitterte sie innerlich immer noch. Sie hatte das Gefühl, ein neues Image zu brauchen, ein neues Leben. Um keinen Small Talk machen oder Kristie im Spiegel ansehen zu müssen, vertiefte Sadie sich in einen Stapel Frauenzeitschriften. Diättipps, Neues vom Laufsteg, Horoskope: Sämtliche Banalitäten waren ihr recht, um sich vom Schock ihrer Begegnung mit Jack zu erholen. Als sie der Hochglanzbilder schließlich müde wurde, schloss sie einfach die Augen und stellte sich vor, sie stünde am Strand und das Meer rausche ganz in ihrer Nähe.
    Eine Stunde später starrte Sadie in den Spiegel und spürte, wie sich Bestürzung in ihrem Körper ausbreitete. Ja, der Tag hatte sich gerade drastisch verschlimmert. Kristie wedelte mit dem Spiegel einmal hektisch um ihren Kopf herum, als hoffe sie, dass Sadie dadurch die Rückansicht nicht sehen würde.
    »Das ist aber nicht das, worum ich gebeten hatte.« Sadie bemühte sich krampfhaft um einen neutralen Tonfall. Als daraufhin keine Reaktion kam, fügte sie hinzu: »Sie sind zu kurz.«
    »So kurz sind sie nun auch wieder nicht!«, verteidigte Kristie ihr Werk. »Sehen Sie, an den Haaren hier auf dem Boden kann man erkennen, dass ich kaum was abgeschnitten habe.« Mit der Fußspitze schob sie längere Strähnen unter ihren Rollwagen.
    »Sie sind zu kurz«, wiederholte Sadie. Sie wäre beim Anblick ihres geschorenen Spiegelbilds am liebsten in Tränen ausgebrochen. Noch kürzer und es wäre ein Bürstenschnitt!
    »Ich finde wirklich, es steht Ihnen.« Kristie würde auf keinen Fall einlenken. Sie stemmte die Hände in die Hüften und wurde ganz rot im Gesicht. »So kommen Ihre Augen viel besser zur Geltung. Außerdem sind kurze Bobs momentan total in. Alle Stars haben diesen Schnitt – Victoria Beckham, Audrey Tautou. Ab einem bestimmten Alter ist es besser, das Haar kurz zu tragen, weil es sonst das Gesicht nach unten zieht. Der lange Bob, den Sie vorher hatten, war nichts für Ihr Alter, wenn Sie meine ehrliche, professionelle Meinung hören wollen.«
    Das war der Funken, der das Dynamit entzündete. »Um ganz ehrlich zu Ihnen zu sein, Kristie, meiner professionellen Meinung nach ist das der schlechteste Haarschnitt, den ich je hatte. Ich weigere mich, auch nur einen Cent dafür zu bezahlen!« Sadie kämpfte mit dem Umhang. »Sie haben sich noch nicht einmal die Mühe gemacht, sich zu entschuldigen. Ich sagte, ein bisschen kürzer, nicht völlig zerschneiden!«
    Kristie schienen fast die Augen aus dem Kopf zu fallen. »Ich will Ihr Geld sowieso nicht, Sie eingebildete Tussi. Sie können mich mal – verschwinden Sie aus meiner Venus!«
    Draußen auf der Straße erhaschte Sadie in einem Schaufenster einen Blick auf ihr Spiegelbild und stöhnte laut. Sie sah grässlich aus. Und das ausgerechnet jetzt, wo Jackie mit ihrer mädchenhaften Hippieschönheit hier ätherisch herumschwebte und Sadie damit dauernd unter die Nase rieb, dass sie ihren Mann nicht hatte halten können. Ausgerechnet jetzt sah sie aus wie eine ältere, fettere Ausgabe von Mia Farrow.
    Sie würde es nicht ertragen, nach Hause zu gehen. Was erwartete sie da auch schon? Betty war in der Schule. Jack und Jackie erkundeten sicherlich die Stadt, schüttelten ihre top-frisierten Häupter und lachten darüber, in was für ein Kaff Sadie Betty verschleppt hatte. Obwohl sie wusste, dass es unsinnig war, nahm Sadie es sogar Maria übel, dass sie die beiden als Übernachtungsgäste aufgenommen hatte.
    Da sie nicht

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