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Dornentöchter

Dornentöchter

Titel: Dornentöchter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Josephine Pennicott
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zur Geschmacksabrundung …«
    Sadie las die E-Mail noch mal, und ein einzelner Satz brannte sich in ihrem Gehirn ein: Außerdem denkt sie nicht an mich und meine Zukunft. Ich sollte eigentlich in St. Catherine’s sein, statt hier in der Pampa festzusitzen! Tränen traten ihr in die Augen, doch sie schämte sich augenblicklich wegen ihrer mangelnden Selbstkontrolle. Vor ihrem Exmann und seiner neuen Freundin zu weinen!
    »Ach, Betty«, flüsterte sie. »Was hab ich dir angetan?« Wenn es eines in Sadies Leben gab, worauf sie stolz war, dann eine gute Mutter zu sein. Eine E-Mail zu lesen, in der ihre geliebte Tochter sie als egoistisch beschrieb, brach ihr das Herz.
    Jackie hatte sich vor ihr aufgebaut und hob die Hände. »Atme tief ein. Hol die Energie in deinen Körper, Sadie.« Sie kramte in ihrer riesigen Schultertasche herum. »Ich hab hier irgendwo Notfalltropfen und Rosenquarz.«
    »Ich will deine Kristalle nicht!« Sadie brüllte die Worte fast, so dass sich einige Köpfe in ihre Richtung umwandten. »Ich will einfach, dass ihr zwei uns in Ruhe lasst! Du hast sie dazu angestiftet, nicht wahr, Jack? Lüg mich nicht an. Du erträgst den Gedanken einfach nicht, dass wir uns anderswo was aufbauen. Das hättest du dir lieber überlegen sollen, bevor du Betty verlassen hast!«
    »Jackie, um Gottes willen, setz dich hin!«, bat Jack. »Sadie, bitte wein doch nicht. Es tut mir so leid, Liebes. Ich fühle mich wie ein totales Schwein. Du hast so viel durchgemacht, altes Mädchen.«
    »Ich weine nicht, und ich brauche auch dein Mitleid nicht.« Sadie griff nach einer Serviette und putzte sich die Nase. »Hör auf, mich altes Mädchen zu nennen, Jack, oder ich hau dir eine rein.«
    »Ist alles in Ordnung?« Birdie Pinkerton kam zu ihnen herüber. Ihr durchdringender Blick signalisierte Sadie Stärke und Mitgefühl.
    »J-ja, vielen Dank«, stotterte sie. »Nur ein kleines Familiendrama.« Sie putzte sich noch einmal lautstark die Nase. Birdie sah sie immer noch an. »Mir wird nur gerade klar, dass ich möglicherweise einen großen Fehler begangen habe, Betty nach Pencubitt zu bringen.« Sadie hatte das Gefühl, das Schweigen füllen zu müssen, das sich über den Tisch gesenkt hatte.
    Birdies Blick wanderte von Sadie zu Jack. »Als ich Ihre Tochter das letzte Mal gesehen habe, wirkte sie gesund und munter«, verkündete sie knapp. »Egal, welchen Fehler Sie auch glauben, gemacht zu haben, Sadie, Sie sollten jetzt nicht überreagieren.« Birdie streckte Jackie die Hand hin. »Freut mich, Sie kennenzulernen. Ich bin Birdie Pinkerton, eine Freundin von Sadie.«
    Sadie erkannte, dass Jack sofort begriff, um wen es sich hier handelte. Die alte Dame besaß wirklich Rückgrat. Allein schon in ihrer Nähe zu sein gab Sadie neue Kraft.
    »Ich kann nicht fassen, dass sie noch lebt!«, flüsterte Jack Sadie zu, als Birdie an ihren Tisch zurückkehrte. »Sie sieht phantastisch aus!«
    Jackie, die damit beschäftigt war, einen großen Lapislazuliring an ihrem Finger zu studieren, zeigte erst Interesse, als Sadie beschrieb, wie sie Birdie kurz nach ihrer Ankunft begegnet war. »Das ist Synchronizität.« Sie nickte wissend. »Das Universum hat eure Wege aus gutem Grund sich kreuzen lassen. Es gibt keine Zufälle, Sadie.«
    Jack schnaubte, und Sadie lächelte still in sich hinein. Geschah Jack recht, dachte sie. Soll er doch vierundzwanzig Stunden am Tag solchem New-Age-Quatsch lauschen. Ihre Heiterkeit verflog, als Jack berichtete, dass sie im Piratennest übernachteten. Er erklärte, sie würden in Pencubitt bleiben, bis sie geklärt hatten, was Betty tun wollte, in Tasmanien bleiben oder nach Sydney zurückkehren. Sadie wurde mulmig zumute: Der Neuanfang, den sie sich in Pencubitt erhofft hatte, schien sich rasch zu verflüchtigen.
    Als ihr plötzlich klarwurde, wie spät es war, entschuldigte sie sich und rannte die Straße hinunter zum Salon Venus. Da sie zu ihrem Termin nun zehn Minuten zu spät kam, stürmte sie hektisch in den parfümierten Salon hinein, wo als Erstes die Tapete mit Leopardenmuster ihr Missfallen erregte, ehe sie Kristie am Tresen stehen und in aller Ruhe telefonieren sah. Wie neulich im Silver Seahorse trug die junge Frau ein pinkfarbenes Oberteil mit Tiermotiven. Ihre Haare hatte sie zu einer beeindruckenden Beehive-Frisur auftoupiert und ihre Augen dick mit Eyeliner umrandet. Sie nickte Sadie kurz zu, ehe sie ihr Gespräch fortsetzte. Konnte dieser Tag noch schlimmer werden? Sadie wünschte, sie hätte

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