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Dornroeschengift

Dornroeschengift

Titel: Dornroeschengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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t Lisa. « Ich spürte, wie alles Blut aus meinem Gesicht wich. Selbst Ja maica war für einen Moment sprachlos . »Woher weißt du das?«, flüsterte ich tonlos . Er schluckte. »Weil ich es war, der sie heute Morgen gefunde n hat. «

Sleeping Beauty
    I ch war schon über eine Stunde unterwegs und bin immer dich ter in den Wald gegangen. Ich kenne mich ja nicht aus dort un d hatte Angst, mich zu verirren. Irgendwann ging ich nur noch ge radeaus Richtung Strand. Es war einfach Zufall.« Tom starrt e durch die Windschutzscheibe auf die rote Fassade des Schulge bäudes . »Hast du sie gleich gesehen?« Jamaicas Kopf tauchte hinter de m Vordersitz auf. Offensichtlich überwog wieder ihre Neugier , auch wenn sie noch spürbar schockiert klang . »Nein, sie lag versteckt in einem Gebüsch. Ich hätte sie kau m entdeckt, wenn sie nicht ein weißes Kleid getragen hätte. « »Ein weißes Kleid?«, fragte Jamaica ungläubig. »War es volle r Blut? « Er schüttelte den Kopf. »Nein, sie sah aus, als ob sie schlief. « »Hast du sie angefasst? « Tom zögerte einen kurzen Moment, dann nickte er: »Ja, hab e ich. « »Ehrlich? « »Ich wollte wissen, ob sie noch lebt. Ich habe meine Finge r an . . .« Er deutete auf den Hals . »Echt, du hast deine Hand auf die Halsschlagader gelegt? « »Yes. « »Was hast du dann gemacht?«, wollte ich wissen . »Ich habe sofort mit dem Handy deinen Vater angerufen. « »War sie verletzt?«, schrie Jamaica die Frage heraus, als blieb e nicht genug Zeit, uns die schrecklichen Details auszumalen .
    Auf Toms Gesicht zeigte sich ein Ausdruck von Spannung, als überlege er, wie er am besten fortfahren sollte. Fast hatte ich das Gefühl, er genoss Jamaicas Aufregung. »Ich glaube nicht. Nein, sie sah eigentlich friedlich aus. Wie gesagt, als ob sie schlief.« »Wahnsinn«, murmelte Jamaica und holte tief Luft. Sie schien erst jetzt zu begreifen. Lisa war wirklich tot. Sie hatte die ganze Nacht allein in der Kälte im Wald gelegen. Ich versuchte nicht daran zu denken, wie Lisa, die mollige, naive Lisa in ihrem weißen Kleid unter diesen kahlen Geisterbuchen gestorben war. Tom sagte kein Wort mehr. Er schien in Gedanken zu dem entsetzlichen Augenblick zurückgekehrt zu sein, als er Lisa entdeckt hatte. Jamaica gab jedoch nicht auf. »Aber wer kann das gewesen sein? Meinst du, Lisa hat ihn gekannt?« »Wir wissen nicht, ob sie ermordet wurde«, protestierte ich. »Ach, glaubst du, sie lag dort zufällig?« Tom startete Mikes Wagen, dessen Motorgeräusch mir so vertraut war, und fuhr los. Es hatte zu regnen begonnen und die Scheibenwischer quietschten laut. Was hatte Lisa im Gespensterwald gewollt? Mit wem war sie verabredet gewesen? Wie war sie überhaupt in den Wald gekommen? Sie wohnte schließlich über fünf Kilometer weit entfernt. Ich konnte es nicht verstehen. Wenn Valerie, Ruven und Carlotta sie sicher nach Hause gebracht hatten, warum war sie dann noch einmal alleine weggegangen? Oder hatte sie jemand abgeholt? Dann musste es jemand gewesen sein, den sie kannte. Müsste ich ihn demnach auch kennen? Und – die Frage ließ mich nicht los – wozu das weiße Kleid? »Meinst du, wenn die Polizei mich fragt, muss ich ihr von dem Streit mit den Golden Girls erzählen?«, erklang erneut Jamaicas aufgeregte Stimme vom Rücksitz. »Warum sollten sie dich fragen?« »Sie werden uns alle fragen, was wir wissen, und dann muss ich die Wahrheit sagen, oder?« »Ein Streit?«, fragte Tom, an mich gewandt. Ich zuckte mit den Schultern, entschlossen, mich an keinen Gerüchten, keinem Klatsch, keinem Tratsch zu beteiligen, war ich doch selbst die letzten Wochen Gegenstand solcher Gespräche gewesen. »Lisa hat sich mit ihren Freundinnen gestritten.« Jamaica beugte sich erneut nach vorne. Ihre Wange berührte seine Schulter und ich spürte, dass diese Nähe ihr durchaus gefiel. »Streit«, sagte Tom und blickte konzentriert in den Rückspiegel. »So ein Streit zwischen ein paar Mädchen ist doch kein Grund, jemanden umzubringen.«
    Als ich nach dem Mittagessen den PC anschaltete, waren die meisten meiner Schulkollegen damit beschäftigt, sich online über Lisas Tod Gedanken zu machen. Lisa war nackt gewesen, nein, sie trug nur Unterwäsche, Quatsch, ein Nachthemd; sie war betrunken; sie wurde ersto chen; ich habe gehört, sie liegt im Koma. Die Jungs erfanden schaurige, gruselige Details. Blutüber strömt sei sie aufgefunden worden; ER habe ihr die Kehle durchgeschnitten, habe das Blut von ihrem Körper

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