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Dornroeschengift

Dornroeschengift

Titel: Dornroeschengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
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schon zur Bushaltestelle gehen, als sie endlich aus dem Schulgebäude gerannt kam: »He, du sollst doch auf mich warten!« Wir wollten gerade los, als wir Valerie und Carlotta fest um schlungen aus dem Schulhaus kommen sahen. Carlottas Make-up hatte sich in seine Bestandteile aufgelöst. Das Gesicht war fleckig vom Rouge und die Wimperntusche hinterließ schwarze Streifen. Immer wieder umarmten die bei den sich schluchzend. Dann trat Frau Mader auf sie zu und sprach erschüttert auf sie ein. »Mann, die ziehen eine Show ab«, sagte Jamaica neben mir. »Lisa ist ihre Freundin!« »Freundin?«, spottete Jamaica. »Die sind doch immer total ge mein zu Lisa.« »Ach komm endlich, ich habe andere Sorgen als die Streitereien der Golden Girls.«
    »Nein, ehrlich! Die lagen in letzter Zeit voll im Clinch! Weil Ru ven angeblich Lisa angebaggert hat.« »Lisa?« »Klar, sie hat sich Ruven doch geradezu an den Hals geworfen. Das war richtig peinlich.« »Ruven und Lisa?« »Er hat sie einfach ausgenutzt! Weil ihre Mutter die Bürger meisterin ist. Du hättest hören sollen, wie Valerie Lisa hinter ihrem Rücken genannt hat. Nicht nur dicke Barbie, sondern Partyluder, Schlampe!« Jamaica kniff angewidert die Augen zu sammen. »Und jetzt spielen sie die besten Freundinnen. Ekelhaft!« »Wirklich, Jamaica, manchmal bist du völlig herzlos«, schüttelte ich den Kopf. »Kapierst du denn nicht, was los ist? Natürlich ma chen sie sich Sorgen um Lisa. Immerhin sind sie die Letzten, die mit ihr gesprochen haben!« »Ich hab gehört, das Package hat sie nach dem Tanzkurs zusam men im Eiscafé gesehen. Und danach haben sie Lisa noch nach Hause gebracht.« Jamaica runzelte die Stirn. »Doch ich frage mich wirklich, warum unser Dornröschen nicht in ihrem Bett chen geschlafen hat.« Mir lief eine Gänsehaut über den Rücken, aber Jamaica war schon wieder bei ihren Lästereien. »Egal, was du denkst. Ich bleib dabei, das ist die pure Heuchelei von denen! Komm, lass uns gehen. Vielleicht ist ihre Verlogenheit ansteckend und mor gen früh wache ich auf und bin plötzlich völlig hysterisch.« Offenbar war es tatsächlich ansteckend, denn im gleichen Mo ment, als Jamaica das Wort hysterisch ausstieß, kreischte sie auch schon schrill auf. Ihre Hand deutete Richtung Straße: »Ist das nicht Mikes Wagen?« Jeder Muskel in meinem Körper war angespannt, mein Herz schlug schneller, mein Magen war in Aufruhr. Entsetzt starrte ich auf den kleinen grünen VW-Käfer, der langsam vor dem To r zum Stehen kam . »Habt ihr das Auto verkauft?«, hörte ich Jamaica fragen . »Nein«, erwiderte ich. »Es ist Mikes Auto und das wird es auc h immer bleiben. « »Oh mein Gott! Und wer ist dann der göttliche Typ, der jetz t aussteigt, um unsere profane Erde zu betreten? « Bei dem göttlichen Typen handelte es sich lediglich um Tom . Suchend schweifte sein Blick über den Schulhof. Als er mic h entdeckte, hob er die Hand und kam auf uns zu. Ich ging ih m entgegen . Jamaica pfiff durch die Zähne und, so war sie nun einmal, blie b an meiner Seite wie eine Klette. Ihre Augen glänzten jetzt nich t mehr düster und rabenschwarz, sondern funkelten erwartungs voll . »Ich soll dich abholen«, sagte Tom lächelnd, ohne allerdings Ja maica zu beachten, deren Ellenbogen mich in die Seite traf. Ih r Blick enthielt den eindeutigen Befehl, sie vorzustellen . »Das ist Tom«, erklärte ich . »Tom wer?« Sie schenkte ihm ein strahlendes Lächeln. Es wa r neu in ihrem Repertoire an Grimassen . »Mikes Freund aus Queensland. « »Natürlich«, wiederholte sie. »Queensland. « Dann deutete ich auf Jamaica: »Eine Klassenkameradin. « »Eine Freundin«, verbesserte mich Jamaica und hob lässig di e rechte Hand. »Ich heiße Jamaica. « Für einen Moment wirkte Tom irritiert. »Ich dachte bisher, Ja maica ist eine...«Er musste einen Moment überlegen, bis ih m das deutsche Wort einfiel. »Insel. « »Das ist nur mein Nickname! Mein Vater kommt aus Jamaica . Richtig heiße ich Lena Schuster, aber wer möchte schon so hei ßen? «
    Jamaica sah Tom immer noch herausfordernd an, doch e r wandte sich mir zu: »Hast du es schon gehört? Es wurde ein e Leiche gefunden. « »Sie soll im Gespensterwald gelegen haben! Stimmt das?« , mischte sich Jamaica aufgeregt ein . Tom nickte langsam . »Oh, was weißt du noch?« Jamaicas Stimme überschlug sic h fast . Über Toms Gesicht zog ein Schatten. Er schwieg einige Sekun den, holte tief Luft und schließlich erklärte er ruhig: »Es is

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