Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dornroeschengift

Dornroeschengift

Titel: Dornroeschengift Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Krystyna Kuhn
Vom Netzwerk:
müssen uns beeilen. « Er wandte sich um und ging mit schnellen Schritten auf de n Ausgang zu . »Was ist also mit dem Abschlussball?«, flüsterte Finn. Sein e Hand strich eine meiner Haarsträhnen, die mir ins Gesicht fie len, zur Seite. Nur eine kurze Bewegung, doch ich hatte das Ge fühl, sogar mein Atem zitterte, als ich Luft holte . »Nichts lieber als das«, erwiderte ich . Er lächelte .
    Glücklich rannte ich Tom hinterher . Erst als ich bereits im Auto saß, dachte ich wieder an Jamaica . Mist, ich hatte sie total vergessen. Ich drehte den Kopf. Dor t stand sie am Straßenrand. Wütend die Hände in die Hüften ge stemmt, starrte sie uns nach .

Die Weiße Frau
    I m Wageninneren herrschte Schweigen. Ich starrte zum Seiten fenster hinaus und sah die Landschaft vorbeirauschen. Nach dem Nebel und dem trüben Wetter der letzten Wochen schien tatsächlich die Sonne. Zum ersten Mal bemerkte ich die Blumen am Wegesrand, selbst das Korn auf den Feldern war schon ge wachsen und die Apfelbäume blühten weiß. Der CD-Player spielte Mikes Lieblingslied von Linkin Park: What I’ve done. »Du magst diesen...Wie ist sein Name?« Tom blickte mich neugierig von der Seite an. »Finn.« »Du magst ihn?« »Hmm«, antwortete ich. »Weiß deine Mutter davon?« »Wovon?« »Dass du einen Freund hast?« Ich warf ihm einen Blick zu. Nein, kein Lächeln lag in seinem Ge sicht, wie Erwachsene es aufsetzen, wenn sie mit Jugendlichen über Liebe reden. Als wüssten wir nicht, was das sei, sprächen über etwas, von dem wir keine Ahnung hätten. Dabei gehört Liebe zu den Dingen, die man nicht lernen muss. Man braucht darüber keine Bücher lesen. Sie wird auch nicht in der Schule gelehrt. Da gibt es nichts zu rechnen, auswendig zu lernen. Eine Sache ohne Formeln, ohne physikalische Ge setze. Sie ist einfach da oder nicht. Manchmal glaubte ich so gar, wir wüssten mehr als die Erwachsenen darüber. Die seufzten doch nur die ganze Zeit, wenn es um die Liebe ging , und sagten: »Ach, das ist nicht so einfach. Liebe muss man sic h erarbeiten. « »Er ist nicht mein Freund«, widersprach ich halbherzig un d dachte: Noch nicht . »Gott sei Dank«, antwortete Tom. »Ich glaube nicht, dass da s deiner Mutter recht wäre. « Verblüfft wandte ich mich ihm zu . »Warum denn das? « Er wollte offenbar etwas sagen, doch dann schwieg er . »Was ist?«, beharrte ich . »Ich meine nur«, erklärte er zögernd. »Er ist schließlich ne u hier, oder? « »Wie neu? « »Na ja, er wohnt noch nicht lange in der Gegend. « »Woher weißt du das? « »Das Restaurant ist neu. « »Damit soll meine Mutter ein Problem haben? « »Ich habe Gerüchte gehört.« Er zuckte mit den Schultern un d starrte auf die Straße vor uns. Ich konnte sehen, wie seine Wan genmuskeln zuckten . »Gerüchte? « »Er wohnt nun mal nicht weit vom Wald entfernt. « »Na und?«, hörte ich mich verwundert fragen, während mei n Kopf dröhnte vor Aufregung . »Dein Freund, wie war noch mal sein Name . . .? « »Finn!« Ich spürte, wie ich wütend wurde . »Finn soll sich dort öfter aufhalten.« Er setzte den Blinker un d fügte hinzu: »Habe ich gehört. « Ich runzelte die Stirn. Tom war erst seit Kurzem hier, aber e r wusste schon ganz schön viel über uns alle . »Finn fotografiert eben gerne. «
    Er bremste abrupt und kam quietschend an der roten Ampe l zum Halten. »Er fährt einen Roller, oder? « »Warum? « Er zögerte unmerklich. »Im Wald hat man Reifenspuren ent deckt. Von einem Roller. « Mir war nicht sofort klar, worauf Tom hinauswollte, bis ich ver stand: »Du glaubst doch nicht, Finn hat etwas mit Lisas Tod z u tun? « Dieser Verdacht erschien mir nicht nur absurd, er verschlug mi r die Sprache. Ich spürte, wie mein Herz vor Empörung lau t schlug. »Klar fährt er einen Roller. Und wie du schon sagst, e r fährt viel in der Gegend herum. « Tom gab keine Antwort . »Finn kannte Lisa überhaupt nicht! « »Wenn du meinst«, erwiderte er, mit den Schultern zuckend . »Ich habe ja nur diese Gerüchte gehört und will nicht, dass dei ne Mutter sich Sorgen macht. « »Gerüchte? Was denn für Gerüchte?« Ich war selbst überrascht , dass ich schrie, aber er ging mir auf die Nerven mit seiner Ge heimnistuerei. Diesem Gesichtsausdruck: Hier kommt de r Secret Service ! Die Ampel schaltete auf Grün. Tom fuhr los. »Es soll hier sei t Kurzem einen Geheimbund von Jugendlichen geben«, sagt e er . Ich gab keine Antwort . »Und niemand weiß genau, wer dazugehört! «

Weitere Kostenlose Bücher