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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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stehen. »Ist der Chief schon da?«
    Sie nickte knapp. »Sein Golfpartner hat ihn versetzt. Deshalb ist er heute Morgen ziemlich schlecht gelaunt.«
    Â»Und seine Laune wird bestimmt noch schlechter.«
    Â»Was?«
    Â»Schon gut.« Morasco verließ das Revier, trat in den Schatten der Baumgruppe neben dem Brunnen, kehrte der Straße den Rücken zu, rief die Auskunft an und erfragte die Nummer der Bezirksstaatsanwaltschaft. »Könnten Sie mich bitte mit dem Dezernat für interne Ermittlungen verbinden?«, fragte er die junge Frau am Telefon, als ihm plötzlich ein erschreckender Gedanke kam. Brenna. Adam Meade hatte bei seinem letzten Job sein Ziel verfehlt …
    Als Morasco Schritte hörte, drehte er sich um und sah einen Mann in Mantel und Krawatte, der in Hochgeschwindigkeit im Inneren des Reviers verschwand. Wie immer ging er nicht, sondern marschierte.
    Eilig lief Morasco dem Besucher hinterher.
    Irgendwie erinnerte das Kloster Brenna an die Klinik in White Plains, in der sie kurz zuvor gewesen war. Natürlich war das Anwesen bei weitem nicht so exklusiv, und man sah auch nirgends einen Golfplatz, aber mit dem langen Kiesweg, der sich zwischen hier und da von Japanischem Ahorn, Pinien und Trauerweiden beschatteten, grünen Rasenflächen wand, kam man sich hier ebenfalls beinahe wie auf einem Campus vor. Sie kam an ein paar Mitgliedern des Ordens – wie es bei Buddhisten hieß – vorbei, die ausnahmslos orangefarbene Kutten trugen und jeweils in Zweiergruppen entlang eines kleinen Bachlaufs wandelten. Wie hatte es noch auf der Webseite geheißen? Wir studieren hier in heiliger Stille Buddhas achtfachen Pfad.
    Als Brenna den Parkplatz fand, stellte sie ihren Wagen ab und klappte ihr Handy auf, um Nick Morasco anzurufen – hatte aber keinerlei Empfang. Natürlich nicht. Wenn sich die Mitglieder des Ordens schon nicht miteinander unterhalten durften, hatten sie bestimmt keinen Bedarf an Mobilfunk oder Skype.
    Sieht aus, als wäre ich auf mich allein gestellt.
    Brenna lief vom Parkplatz auf das Hauptgebäude zu – eine große, hölzerne Struktur mit großen Fenstern im Stil der Siebziger, die nicht im Geringsten asiatisch wirkte und weniger wie ein buddhistischer Tempel als wie eine große Skihütte aussah.
    Hinter dem Eingang lag ein großer, leerer Raum. In der Mitte plätscherte ein Brunnen, und auf dem Boden war ein Mosaik mit derselben Libelle wie an Lydias Handgelenk. Brenna hatte das Gefühl, als wäre sie in einer anderen Welt gelandet – einer Welt aus einem der Fantasy-Computerspiele, für die Maya sich einmal begeistert hatte, in der alles gleichzeitig uralt und futuristisch war. Dieser Ort war ihr vollkommen fremd.
    Abgesehen vom Plätschern des Brunnens. Brenna lauschte auf das Geräusch und kehrte in Gedanken in die Wohnanlage Waterside zurück, wo sie vor elf Jahren auf dem Weg zu Lydia Neff gewesen war. Sie ging vom Parkplatz den gewundenen Weg hinauf bis zu dem von Bänken umstandenen Brunnen, an den die andere Frau täglich zum Meditieren kam.
    Sie sah alles wieder vor sich – den Brunnen, der auf einem kleinen Hügel stand, und die fünf geschwungenen Bänke, die wie die Blütenblätter einer Blume um den Brunnen angeordnet waren. Aus dem Augenwinkel nahm sie wahr, dass rechts von jeder Bank ein schmaler Pfad verlief. Ein Stück entfernt ragte das Clubhaus auf, und hinter einem Zaun schimmerte das Wasser eines Swimmingpools. Ein weiterer schnurgerader Pfad führte wie ein Sonnenstrahl direkt dorthin.
    Brenna zog die Zeichnung aus der Tasche, starrte sie mit großen Augen an und hatte plötzlich das Gefühl, als hätte sie einen winzig kleinen Stein aus einer Tunnelwand gezogen und als bräche dieser Tunnel jetzt zusammen. Einen winzig kleinen Stein, der jahrelang alles zusammengehalten hatte, sicher und in vollkommener Dunkelheit.
    Surreal, dachte Morasco. Eine andere Beschreibung fiel ihm für dieses Szenario nicht ein. Er stand im Büro des Chiefs, beschuldigte den Mann, heimlich einen Killer auf sämtliche Feinde von sich selbst und Roger Wright angesetzt zu haben, und Wright stand dabei direkt neben ihm und nickte. Hutchins saß an seinem Schreibtisch, reckte kampfbereit das breite Kinn und funkelte ihn aus hasserfüllten Augen an. »Ich kenne keinen Adam Meade«, stieß er knurrend aus.
    Â»Das ist nicht wahr«, erwiderte Wright. »Ich habe Sie

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