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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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nirgendwo etwas gekauft. Nein, Lydias Interessen gingen tiefer.
    Brenna rief sich Gayles Erklärung in Erinnerung. » Lyddie fährt dort jeden Morgen hin, um am Brunnen zu meditieren. Wissen Sie, sie ist eine sehr spirituelle Frau.« Meditation … das war ein Interesse, aufgrund dessen sich ein Mensch nicht gerade leicht aufspüren ließ. Außer … Brenna dachte an den beinahe leeren Raum in Lydias Haus zurück, rief sich die Plaketten an den Wänden in Erinnerung und tippte den Spruch bei Google ein.
    Besiege den Zornigen durch Liebe, den Bösen durch Güte, den Geizigen durch Großmut, den Lügner durch die Wahrheit.
    Mehrere Seiten tauchten auf dem Bildschirm auf, in denen es entweder um berühmte Zitate oder um die buddhistische Lehre ging.
    Sie gab auch noch Die größte Errungenschaft ist Selbstlosigkeit in den Computer ein und erzielte dasselbe Resultat.
    Kurzerhand rief sie die erste Seite auf und erfuhr, dass alle Sprüche an den Wänden des Meditationsraums Zitate von Buddha waren.
    Lydia ist Buddhistin, dachte sie. Natürlich konnte sie nach Tibet ausgewandert sein, doch das war nicht wahrscheinlich. Denn dann hätte Trent doch sicher den Beleg für das Flugticket entdeckt. Und vor allem war es eine Sache, umzuziehen, aber eine völlig andere, sich mehrere tausend Meilen von dem Ort zu entfernen, an dem damals ihr Kind verschwunden war.
    Brenna begann mit der Suche nach buddhistischen Tempeln und Meditationszentren im Staat New York, sagte sich aber gleichzeitig, dass diese Suche reine Zeitverschwendung war. Schließlich benutzten Buddhisten Kreditkarten wie jeder andere Mensch. Wohingegen Lydia …
    Und dann hörte sie wie zur Antwort Trents Stimme im Kopf. Sah ihren Assistenten, wie er einen Tag zuvor auf seinen Computer gestarrt hatte, als könne er der Kiste durch Hypnose irgendwelche Antworten entlocken, während ihm vor lauter Frust sein sonst so cooles Grinsen kurzfristig entglitten war. »Vielleicht ist sie ja in ein Kloster eingetreten.«
    Â»Du bist einfach ein Genie«, flüsterte Brenna ihrem abwesenden Assistenten zu und fing mit der Suche nach buddhistischen Klöstern an.
    Bereits nach kurzer Zeit jedoch wich ihre anfangs hoffnungsvolle Stimmung erst leichter Verärgerung und schließlich tiefer Frustration. Denn im Staat New York gab es Dutzende und Aberdutzende von solchen Klöstern, und sie waren vom nördlichen Westchester County über die Catskills bis nach oben an die Grenze Kanadas verteilt. Keins der Klöster hatte eine Liste seiner Mitglieder ins Netz gestellt, da es aber reichlich Bilder gab, fing Brenna in der Hoffnung, irgendwo auf ein Gesicht zu treffen, das dem Lydia Neffs zumindest ansatzweise ähnlich sah, mit der Durchsicht ungezählter weichgezeichneter Fotografien selig lächelnder Personen in orangefarbenen Roben an.
    Bereits nach kurzer Zeit jedoch erkannte sie, dass dies die reinste Zeitvergeudung war. Und vor allem war sie vollkommen erschöpft. Ihr Schädel drohte jeden Augenblick zu platzen, vom langen Starren auf den Bildschirm schmerzten ihr die Augen, und die Stichwunde tat weh. Sicher wäre es das Beste, sie legte sich hin und ruhte sich ein wenig aus.
    Okay, vielleicht noch ein paar Bilder, aber dann mache ich erst mal Schluss.
    Brenna ging die Aufnahmen des Klosters Lotus und des Klosters Trauerweide durch und entdeckte nichts. Dann aber rief sie das nächste Kloster auf der Liste ihrer Suchmaschine auf – das Kloster Mountaintop – und starrte auf das Bild am oberen Rand des Monitors.
    23. Oktober 1998. Das Geräusch fließenden Wassers. Brenna geht den Weg hinauf, ein kühler Lufthauch weht ihr ins Gesicht, und der Wind rauscht in den jungen Bäumen. Sie nähert sich den fünf im Kreis um einen Brunnen herum aufgestellten Bänken und sieht auf der letzten Bank die schwarzhaarige Frau. Lydia. Als Brenna sich ihr nähert, heben sich die Hände, die Lydia in ihrem Schoß gefaltet hat, weiß von ihrem schwarzen Mantel ab. Am rechten Handgelenk ist eine Tätowierung: eine Libelle mit einem roten Körper und blau-grünen Flügeln.
    Genau dasselbe Bild sah Brenna auf dem Monitor oberhalb des »M« für Mountaintop. Lydias Tätowierung war also ein Teil des Logos, das das Kloster hatte.
    Mit wild klopfendem Herzen ging Brenna auf die Seite ȟber uns«, las sich eilig die Beschreibung durch und merkte, dass

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