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Dornröschenschlaf

Dornröschenschlaf

Titel: Dornröschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alison Gaylin
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das Kloster oberhalb von Tarry Ridge direkt am Hudson River lag. Die auf dem gesamten Anwesen verteilten Zen-Brunnen betonten, dass Meditation ein Hauptanliegen dieses Klosters war.
    Perfekt. Eilig las Brenna weiter.
    Wanderwege … hundert Jahre alte Bäume … atemberaubende Aussicht auf den Hudson River … eine umfangreiche Bibliothek.
    Â»Wir ermutigen unsere Mitglieder zur Aufgabe ihrer weltlichen Besitztümer – einschließlich der Sprache. Nachdem sie sich von aller Schuld und allem Schmerz befreit haben, legen sie ein Schweigegelübde ab und führen ein reines Leben ohne Ablenkung durch die materielle Welt.«
    Schweigegelübde.
    Wieder dachte sie an Lydias tätowiertes Handgelenk. Bereits elf Jahre zuvor hatte Lydia Neff also einen Bezug zu diesem Ort gehabt. Bereits vor all der Zeit hatte sie einen Notfallplan gehabt und gewusst, dass sie, falls Iris nicht gefunden würde, eines Tages all ihre weltlichen Besitztümer aufgeben und ins Kloster gehen würde. Dass sie noch einmal nach Buffalo zu ihrem Exmann fahren würde, um sich dort von ihren Schuldgefühlen zu befreien, dass sie ihre Freundinnen und Freunde und ihren Geliebten, der sich sowieso bereits von ihr zurückgezogen hatte, ihren Schmerz, ihr gutes Aussehen, die qualvolle, erdrückende Erinnerung und die Sehnsucht nach ihrem verschwundenen Kind in Tarry Ridge zurücklassen und ein für alle Mal von dort verschwinden würde.
    Ohne jemals weit davon entfernt zu sein.
    Brenna schnappte sich ihre Handtasche, lief aus dem Haus, winkte nach einem Taxi, das sie zu ihrer Garage fuhr, und eine halbe Stunde später war sie bereits auf dem Weg in Richtung Autobahn.
    Gleichzeitig wurde Adam Meade in einem knapp zwei Blocks entfernt geparkten Mietwagen vom schrillen Piepsen eines Peilsenders geweckt.

32
    Kaum war Brenna ausgestiegen, fuhr Morasco direkt weiter zum Revier. Dabei gingen ihm tausend Fragen durch den Kopf. Als er ursprünglich auf die Idee gekommen war, Wright dazu zu zwingen, sich die Bilder von Meades Opfern anzusehen, war er davon ausgegangen, dass der Mann schockiert wäre, wenn er die Fotos sähe – weil er für gewöhnlich sicher weder seine Hände noch seine Gedanken von der Wirklichkeit beschmutzen ließ. Die unverhohlene Überraschung im Gesicht des Kerls hingegen hatte ihn verblüfft. Im Laufe der Jahre hatte er genug Verdächtige vernommen, um zu wissen, wann jemand den Überraschten spielte und wann er es wirklich war. Und wenn er nicht selbst ein Soziopath war, hatte Wright bis zu dem Augenblick, in dem er sich Fotos angesehen hatte, ganz eindeutig nicht gewusst, was Adam Meade in seinem Namen trieb.
    Und noch eine andere Frage ging Morasco nicht mehr aus dem Kopf: Seit er vor zehn Jahren gefeuert worden war, hatte Meade keine bekannte andere Arbeit mehr gehabt. Was machte dieser Typ, wenn er nicht gerade Menschen ermordete, die drohten, Roger Wrights dunkelstes Geheimnis zu enthüllen? Soweit Morasco wusste, hatte Carol Wentz seit zehn Jahren als erster Mensch damit gedroht. Hatte dieser gewiefte Geschäftsmann – dieser große, unternehmerische Geist, der Tarry Ridge in das rezessionssichere Paradies verwandelt hatte, das es heute war – wirklich all die Jahre einen Killer ausgehalten, damit dieser für ihn zuschlug, falls es einmal nötig war?
    Da das eher unwahrscheinlich war, stellte sich die nächste Frage: Womit hatte Adam Meade während all der Jahre seine Zeit verbracht?
    Morasco stellte seinen Wagen auf dem Parkplatz ab und betrat die Polizeistation. Es war noch früh – erst kurz nach acht. Die meisten anderen Detectives kamen erst um neun, auch Chief Hutchins, der dafür bekannt war, dass er nach der morgendlichen Golfpartie noch gern ein ausgedehntes Frühstück zu sich nahm.
    Nach der Golfpartie mit Wright .
    Sicher hatte Wright sich heute Morgen lautstark bei dem Polizeichef über ihn beschwert. Doch das war Morasco vollkommen egal.
    In seiner Abteilung waren bisher nur Baus und Fleiss anwesend. Sie hatten noch ihre Trainingssachen an, denn sie kamen direkt aus dem Fitnessraum. »Hi, Nick«, grüßte ihn Baus. »Willst du die Zeitung haben? Ich bin damit durch.«
    Â»Sicher, danke.« Er nahm die Lokalzeitung entgegen und ging an seinen Tisch. Unten auf der ersten Seite prangte ein Artikel über Graeme Klavel mit dem Titel MESSERMÖRDER STICHT WIEDER ZU . Unter der Überschrift

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