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Dornroeschenschlaf

Dornroeschenschlaf

Titel: Dornroeschenschlaf Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Banana Yoshimoto
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Jaulen zu hören war.
    »Meine Klamotten gehen dich gar nichts an!« sagte Haru.
    »Wo du recht hast, hast du recht!«
    Ich stellte die Flamme ab. Im Zimmer wurde es still, und plötzlich kehrte auch zwischen uns beiden Ruhe ein. Wir teilten uns den Körper eines miesen, exzentrischen Typen, der sein Leben anscheinend nur so lebte, wie es ihm gerade paßte, und der alles mitnahm, was sich ihm bot, wußten aber damals schon nicht mehr, ob das Ganze überhaupt noch normal war oder eher krankhaft – allein, daß wir ohne Einladung einfach seine Wohnung okkupierten, noch dazu zu zweit! Harus düstere Sprüche und ihr hysterisch abgezehrter Körper machten mich ganz kribbelig. Ihre bloße Anwesenheit erweckte in mir den Wunsch, ihr wie einem Huhn den Hals umzudrehen.
    »Warum machen wir das eigentlich alles mit?« hatte Haru damals seltsam gedankenverloren gefragt. »Außer uns gibt es schließlich auch noch andere Frauen, die sich für ihn interessieren. Trotzdem hängen wir beide, du und ich, hier alleine rum. Dabei läßt er sich nicht einmal mehr blicken!«
    »Tja, so ist das Leben!«
    »Mich macht das fast wahnsinnig. Ich bin total nervös.«
    »Was du nicht sagst! Aber da es nun mal so ist, werden wir uns wohl oder übel damit abfinden müssen!«
    Ich konnte Harus primitive Gedanken und ihre Art, alles düster zu sehen, einfach nicht mehr ertragen. Grauenvoll, es widerte mich an.
    »Was ist eigentlich mit dir? Willst du ihn wirklich?« fragte mich Haru vorwurfsvoll.
    »Ja«, antwortete ich. »Und deshalb lebe ich mit so einer wie dir zusammen! Mit so einer blöden Kuh wie dir!«
    Das war wohl genau der Satz zuviel, und noch bevor ich ihn zu Ende gesprochen hatte, machte es »Klatsch!«. Sie hatte mir mit der flachen Hand ins Gesicht geschlagen.
    Im ersten Moment wußte ich gar nicht, wie mir geschah, und guckte bloß dumm aus der Wäsche, aber dann, als ich bemerkte, daß meine rechte Wange heißer und heißer wurde, richtete ich mich auf und sagte: »Du hast mir die Laune gründlich verdorben – ich gehe! Bitte sehr, schlaf doch mit ihm! Das heißt, wenn er überhaupt noch mal nach Hause kommt.«
    Ich nahm meine Tasche und ging in Richtung Tür, Haru starrte mir hinterher. Ihre Augen waren so weit aufgerissen und glänzten so ernst, daß ich wirklich damit rechnete, sie würde sagen: »Warte, bleib doch!«
    Genauso sah sie mich an. Aber es hätte lächerlich geklungen, und da hat sie wohl lieber geschwiegen. Ihre Augen sagten nicht »Verzeih mir!«, sondern »Geh nicht!«.
    Ihr langes Haar verdeckte die Hälfte ihres kleinen bleichen, mit billigem Make-up geschminkten Gesichts. So aus der Ferne betrachtet ist sie eigentlich ganz hübsch, so zerbrechlich, dachte ich, während ich die Tür hinter mir zuzog.
    Wenn ich mir vorstellte, daß auch andere Frauen, die ich kannte, mit unserem Typen schliefen, bekam ich Sodbrennen und verspürte eine unglaubliche Wut. Nur bei Haru war das nicht mehr so. Es war tatsächlich schon vorgekommen, daß die beiden angefangen hatten rumzumachen, als wir zu dritt in einem Bett schliefen, aber das hatte mir nicht besonders viel ausgemacht. Jede andere Frau hätte ich wahrscheinlich auf der Stelle umgebracht.
    Denn in bezug auf Haru – und nur auf sie – konnte ich ihn nachher sogar irgendwie verstehen.
    Natürlich nur was die Hülle betraf, nicht den Inhalt.
    Ihrem Wesen nach mochte Haru vielleicht ein schreckliches, hysterisches, verrücktes Weib gewesen sein, doch ihr Äußeres hatte das gewisse Etwas. Sie vermittelte die flüchtige Vorstellung von der Frau schlechthin …: Die sich sanft unter der Unterwäsche abzeichnende Silhouette, ihre von den langen Haaren stellenweise verdeckten, schmalen Schultern, am Schlüsselbein die geheimnisvollen Mulden und am Dekolleté die unschuldigen, kaum wahrnehmbaren Kurven … Ein ganzes Bündel von Idealvorstellungen, das zudem noch in ständiger Bewegung schien, vage und unsicher – lebendig. Ja, Haru besaß das gewisse Etwas – so viel ist sicher.
     
    Auch heute nacht glitzern und funkeln die Bäume draußen vor dem Fenster wieder um die Wette. Diese wunderschöne Szenerie scheint in einem ungewöhnlichen Winkel spitz zuzulaufen. Sie wirkt aber nicht besonders bedrohlich, nein, durch den Lichteinfall wirkt sie eher lieblich und nett.
    Vermutlich, weil ich betrunken bin.
    Ich lösche das Licht. Im Dunkeln heben sich die Gegenstände in meinem Zimmer auf einmal viel schärfer ab als bei Licht.
    Deutlich höre ich, wie mein Atem geht und

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