Double Cross. Falsches Spiel
um ihn die zehn Schritte bis zu seinem Auto zu begleiten.
26
London
Catherine Blake bereute es inzwischen zutiefst, daß sie die Popes um Hilfe gebeten hatte. Gewiß, sie hatten ihr einen genauen Bericht über Peter Jordans Lebensgewohnheiten geliefert. Aber zu welch hohem Preis? Man hatte sie erpressen wollen, zu einem bizarren Liebesspiel ge nötigt und so gezwungen, zwei Menschen zu töten. Jetzt war die Polizei hinter ihr her. Der Mord an Vernon Pope, dem berüchtigten Schwarzhändler und Unterweltboß, sorgte in der Londoner Presse für Schlagzeilen. Allerdings hatte die Polizei die Reporter falsch informiert und behauptet, daß die beiden Opfer mit durchschnittener Kehle aufgefunden worden seien.
Offensichtlich versuchte sie auf diese Weise, aus den eingehenden Hinweisen die unseriösen herauszufiltern. Oder hatte der MI5 die Hände schon mit im Spiel? Nach den Zeitungsberichten wollte die Polizei Robert Pope verhören, hatte ihn bislang aber nicht ausfindig machen können. Catherine hätte ihnen diesbezüglich einen Tip geben können - Pope stand nämlich zwanzig Meter von ihr entfernt an der Bar des Savoy und nippte wütend an einem Whisky.
Warum war Pope hier? Catherine glaubte, die Antwort zu wissen. Pope war hier, weil er sie verdächtigte, mit dem Mord an seinem Bruder etwas zu tun zu haben. Sie zu finden war ihm sicherlich nicht schwergefallen. Er wußte, daß sie hinter Peter Jordan her war. Er brauchte also nur die Lokale aufzusuchen, in denen der Amerikaner verkehrte. Früher oder später hätte sie dort auftauchen müssen.
Sie drehte ihm den Rücken zu. Sie hatte keine Angst vor Robert Pope - er war eher ein Ärgernis als eine Bedrohung.
Solange er sie im Blick hatte, würde er es nicht wagen, etwas gegen sie zu unternehmen. Catherine hatte mit seinem Erscheinen gerechnet. Deshalb trug sie jetzt vorsichtshalber stets ihre Pistole bei sich. Das war notwendig, aber lästig. Wegen der Waffe mußte sie eine größere Handtasche mit sich führen. Sie war schwer und schlug beim Gehen gegen ihre Hüfte. Und ironischerweise stellte die Pistole für sie ein Sicherheitsrisiko dar, denn wie sollte sie einem Londoner Polizisten erklären, warum sie eine deutsche Mauser mit Schalldämpfer bei sich trug?
Die Frage, ob sie Robert Pope töten sollte, war nicht ihr Hauptproblem, denn in diesem Moment betrat Peter Jordan zusammen mit Shepherd Ramsey die Bar des Savoy.
Sie fragte sich, welcher Mann den ersten Schritt machen würde. Langsam wurde es interessant.
»Ein Gutes hat dieser Krieg ja«, sagte Shepherd Ramsey zu Peter Jordan, als sie an einem Ecktisch Platz nahmen. »Er sorgt für eine wundersame Vermehrung meines Vermögens. Während ich hier den Helden spiele, steigen meine Aktien. In den letzten sechs Monaten habe ich mehr Geld verdient als in den zehn Jahren, die ich in der Versicherungsgesellschaft meines Vaters gearbeitet habe.«
»Warum sagst du deinem alten Herrn nicht, daß du aussteigst?« fragte Jordan.
»Ohne mich wäre er aufgeschmissen.«
Shepherd winkte den Kellner heran und bestellte einen Martini. Jordan nahm einen doppelten Scotch.
»Wie war dein Tag im Büro, Süßer?« fragte Shepherd.
»Scheußlich.«
»Man munkelt, daß du an einer teuflischen neuen Geheimwaffe arbeitest.«
»Ich bin Ingenieur, Shep. Ich baue Brücken und Straßen.«
»Das kann doch jeder Idiot. Du bist doch nicht hier, um eine lächerliche Straße zu bauen.«
»Nein, das nicht.«
»Also, wann sagst du mir endlich, woran du arbeitest?«
»Ich darf es nicht, und das weißt du.«
»Nur mir, deinem alten Shep. Mir kannst du alles anvertrauen.«
»Ich würde ja gern, Shep, aber wenn ich es dir sage, muß ich dich leider zum Schweigen bringen. Dann ist Sally Witwe, und Kippy hat keinen Vater mehr.«
»Kippy hat in Buckley wieder mal Probleme. Der Bengel macht mehr Ärger als ich in dem Alter.«
»Und das will was heißen.«
»Der Schulleiter droht ihm mit Rauswurf. Sally mußte neulich bei ihm antanzen und sich sagen lassen, daß dem Jungen eine starke männliche Hand fehlt.«
»Hat er denn je eine gehabt?«
»Sehr witzig, Armleuchter. Sally hat Probleme mit dem Wagen. Sie schreibt, daß die Kiste neue Reifen braucht, aber wegen der Rationierung kann sie keine bekommen. Außerdem schreibt sie, daß sie dieses Jahr an Weihnachten nicht in das Haus in der Oyster Bay gehen konnten, weil sie kein Öl hatten, um die Bude zu heizen.«
Shepherd bemerkte, daß Jordan in sein Glas stierte.
»Entschuldige,
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