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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Feind verraten.«
    »Ich habe auf eigene Faust ein paar Ermittlungen angestellt«, sagte Schellenberg. »Ich weiß, daß Vogel zumindest einen neuen Agenten nach England geschickt hat. Er hat dafür die Dienste der Luftwaffe in Anspruch genommen, und der Pilot, der den Agenten geflogen hat, war sehr kooperativ.«

    Schellenberg öffnete seine Aktentasche, zog zwei Kopien derselben Akte hervor und reichte eine Hitler, die andere Himmler. »Der Agent heißt Horst Neumann. Der Reichsführer erinnert sich vielleicht an die Sache in Paris vor einiger Zeit. Ein SS-Angehöriger wurde in einer Bar getötet. Neumann war in die Sache verwickelt.«
    Himmler warf die Akte auf den Couchtisch, an dem sie saßen.
    »Daß die Abwehr einen solchen Mann einsetzt, ist ein Affront gegen die SS und beschmutzt das Andenken des Ermordeten. Es zeigt Vogels Verachtung für die Partei und den Führer.«
    Hitler las noch und schien an der Akte echtes Interesse zu finden. »Vielleicht ist Neumann einfach der richtige Mann für die Aufgabe, Herr Reichsführer. Sehen Sie sich seinen Werdegang an - in England geboren, dekorierter Fallschirmjäger, Ritterkreuz, Eichenlaub. Auf dem Papier ein sehr bemerkenswerter Mann.«
    Hitler war so verständig und sachlich, wie ihn Schellenberg schon seit geraumer Zeit nicht mehr erlebt hatte.
    »Ganz meine Meinung«, sagte Schellenberg. »Abgesehen von dem einen dunklen Fleck in seiner Akte ist Neumann offensichtlich ein hervorragender Soldat.«
    Himmler warf Schellenberg einen vernichtenden Blick zu. Er mochte es nicht, wenn ihm im Beisein des Führers widersprochen wurde, auch wenn Schellenberg sonst vielleicht ein hervorragender Mann war.
    »Vielleicht sollten wir jetzt gegen Canaris vorgehen«, sagte Himmler. »Wir entfernen ihn aus dem Amt, ersetzen ihn durch Bridgadeführer Schellenberg und fassen Abwehr und SD zu einem mächtigen Nachrichtendienst zusammen. Dann kann Schellenberg persönlich Vo gels Operation überwachen. Wenn der Admiral die Hände im Spiel hat, geht merkwürdigerweise immer etwas schief.«
    Erneut widersprach Hitler seinem engsten Vertrauten. »Wenn es stimmt, was Schellenbergs russischer Freund sagt, hält dieser Vogel die Briten auf Trab. Jetzt einzuschreiten wäre ein Fehler. Nein, Herr Reichsführer, Canaris bleibt vorläufig im Amt. Vielleicht macht er zur Abwechslung mal etwas richtig.«
    Hitler stand auf. »Wenn mich die Herren jetzt entschuldigen würden. Es gibt noch andere Dinge, um die ich mich kümmern muß.«
    Die beiden Mercedes warteten mit laufendem Motor. Einen peinlichen Moment lang zögerte Schellenberg, welchen er nehmen sollte, dann stieg er in Himmlers Wagen. Er fühlte sich verwundbar, wenn er nicht von seinen Leibwächtern umringt war, selbst in der Gesellschaft Himmlers. Während der kurzen Fahrt blieb sein gepanzerter Mercedes nie mehr als wenige Meter hinter Himmlers Fahrzeug zurück.
    »Wie immer eine bemerkenswerte Vorstellung, Herr Brigadeführer«, sagte Himmler. Schellenberg kannte seinen Vorgesetzten gut genug, um zu begreifen, daß die Bemerkung nicht als Kompliment gemeint war. Himmler, der zweitmächtigste Mann in Deutschland, grollte ihm, weil er ihm vor dem Führer widersprochen hatte.
    »Danke, Herr Reichsführer.«
    »Der Führer will unbedingt das Geheimnis der Invasion erfahren, und dieser Wunsch trübt sein Urteilsvermögen«, sagte Himmler nüchtern. »Wir haben die Aufgabe, ihn zu schützen.
    Verstehen Sie, was ich damit sagen will, Herr Brigadeführer?«
    »Absolut.«
    »Ich will wissen, was Vogel treibt. Wenn der Führer nicht will, daß wir es von innen tun, dann müssen wir es eben von außen tun. Lassen Sie Vogel und seinen Adjutanten rund um die Uhr überwachen. Nutzen Sie jedes verfügbare Mittel, um in die Abwehr-Zentrale einzudringen. Und sehen Sie zu, daß wir einen Mann in der Hamburger Funkstelle haben. Vogel muß sich mit seinen Agenten austauschen. Wir müssen wissen, was sie einander zu sagen haben.«
    »Jawohl, Herr Reichsführer.«
    »Und, Walter, machen Sie nicht so ein bedrücktes Gesicht.
    Wir kriegen die Abwehr noch früh genug. Keine Sorge, Sie werden sie übernehmen.«
    »Danke, Herr Reichsführer.«
    »Aber natürlich nur, wenn Sie mir nicht noch einmal vor dem Führer widersprechen.«
    Himmler klopfte so sanft an die Trennscheibe, daß es kaum zu hören war. Der Wagen fuhr an die Seite, und Schellenbergs Mercedes folgte seinem Beispiel. Der junge General blieb reglos sitzen, bis einer seiner Leibwächter erschien,

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