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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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wie man sie in einem privaten Londoner Club findet. Die Wände waren mit Holz verkleidet, und der dunkelbraune Parkettfußboden war blitzblank gebohnert. Die Teppiche, die verstreut im Zimmer lagen, waren von ausgezeichneter Qualität. Auffällig waren die Fotografien von Brücken, die an den Wänden hingen.
    »Sie sind also verheiratet«, sagte Catherine und achtete darauf, daß eine leichte Enttäuschung in ihrer Stimme schwang.
    »Wie bitte?« fragte er und kehrte in den Raum zurück.
    »Sie sagten, daß das Haus Ihrem Schwiegervater gehört.«
    »Ich sollte wohl sagen, meinem früheren Schwiegervater.
    Meine Frau kam vor dem Krieg bei einem Autounfall ums Leben.«
    »Tut mir leid, Peter. Ich wollte nicht...«
    »Ist schon in Ordnung. Es ist lange her.«
    Sie deutete mit dem Kopf zur Wand und sagte: »Sie mögen Brücken.«
    »So könnte man es ausdrücken, ja. Ich baue welche.«
    Catherine durchquerte den Raum und sah sich eines der Fotos aus der Nähe an. Es zeigte die Brücke über den Hudson River, für die Jordan 1938 zum Ingenieur des Jahres gekürt worden war.
    »Sie entwerfen sie?«
    »Entworfen werden sie von Architekten. Ich bin Ingenieur.
    Sie machen einen Entwurf, und ich sage ihnen, ob das Ding stehen bleibt oder nicht. Manchmal lasse ich sie den Entwurf ändern. Manchmal, wenn er so toll ist wie bei dieser Brücke, überle ge ich mir, wie er sich verwirklichen läßt.«
    »Klingt aufregend.«
    »Manchmal ist es das auch«, sagte er. »Manchmal ist es aber auch langweilig und eintönig und zwingt einen, auf Cocktailpartys zu gehen und Small talk zu machen.«
    »Ich wußte nicht, daß die Navy Brücken braucht.«
    »Braucht sie auch nicht.« Jordan zögerte. »Es tut mir leid, aber ich darf nicht über meine Arbeit...«

    »Lassen Sie nur, ich verstehe das. Sie haben Ihre Vorschriften.«
    »Ich könnte uns jetzt etwas zu essen machen, aber ich kann nicht garantieren, daß es genießbar ist.«
    »Zeigen Sie mir nur, wo die Küche ist.«
    »Durch diese Tür. Wenn es Ihnen nichts ausmacht, würde ich mich gern umziehen. Ich kann mich an diese verdammte Uniform einfach nicht gewöhnen.«
    »Aber bitte.«
    Sie beobachtete sehr aufmerksam, was er als nächstes tat. Er zog seinen Schlüsselbund aus der Hosentasche und schloß eine Tür auf. Das mußte sein Arbeitszimmer sein. Er knipste das Licht an und blieb knapp eine Minute drin. Dann kam er wieder heraus, ohne seine Aktentasche. Wahrscheinlich hatte er sie im Safe eingeschlossen. Er ging die Treppe hinauf. Das Schlafzimmer befand sich also im Obergeschoß. Das war günstig. Während er oben schlief, konnte sie den Safe öffnen und den Inhalt seiner Tasche fotografieren. Neumann würde die Fotos nach Berlin weiterleiten, und dort würden Spezialisten der Abwehr sie untersuchen, um herauszufinden, woran Peter Jordan arbeitete.
    Sie ging in die Küche und verspürte einen Anflug von Panik.
    Warum zog er plötzlich seine Uniform aus? Hatte sie etwas falsch gemacht? Hatte sie einen Fehler begangen? Telefonierte er in diesem Moment mit dem MI5? Verständigte der MI5 die Special Branch? Würde er herunterkommen und mit ihr plaudern, bis die Polizei durch die Tür stürmte und sie verhaftete?
    Das war lächerlich. Catherine zwang sich zur Ruhe.
    Als sie die Tür des Kühlschranks öffnete, fiel ihr etwas ein: Sie hatte nicht die leiseste Ahnung, wie man ein Omelett zubereitete. Marias Omeletts waren köstlich. Am besten, sie machte ihr einfach alles nach. Sie nahm drei Eier, Butter und ein Stück Cheddarkäse aus dem Kühlschrank. Sie öffnete die Tür zur Speisekammer und fand dort eine Dose Tomaten und eine Flasche Wein. Sie entkorkte die Flasche und füllte zwei Gläser.
    Sie wartete nicht auf Jordans Rückkehr, damit er den Wein probierte - er war ausgezeichnet. Er schmeckte nach Wildblumen, Lavendel und Aprikosen, und sie mußte an ihre Traumvilla denken. Zuerst die Tomaten dünsten - so hatte es jedenfalls Maria gemacht, nur daß die Tomaten in Paris keine scheußlichen Büchsentomaten, sondern frisch gewesen waren.
    Sie öffnete die Dose, goß den Saft ab, hackte die Tomaten klein und schüttete sie in die heiße Pfanne. Sofort erfüllte ihr Duft das Haus, und sie trank noch einen Schluck Wein, bevor sie die Eier aufschlug und verrühr te und den Käse in die Schüssel rieb. Sie mußte lächeln - es war ein merkwürdiges Gefühl, wie eine Hausfrau für einen Mann das Abendessen zuzubereiten. Und dann dachte sie: Vielleicht sollte Vogel an seiner

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