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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Dämmerung versank. Sein Kopf fuhr herum, doch gleich darauf fand er seine Selbstbeherrschung wieder und wandte sich langsam zu Vicary um.
    »Es geht Sie nichts an, warum ich mit Becker gesprochen habe.«
    »Becker ist mein Agent«, sagte Vicary, und Wut klang in seiner Stimme durch. »Ich habe ihn verhaftet, ich habe ihn umgedreht, ich lasse ihn für uns arbeiten. Die Informationen, die er Ihnen gegeben hat, hätten uns in diesem Fall weiterhelfen können, aber Sie haben sie mir vorenthalten. Ich würde gerne wissen, warum?«
    Boothby war jetzt sehr ruhig. »Becker hat mir dieselbe Geschichte erzählt wie Ihnen - von den Spezialagenten, dem geheimen Lager in Bayern, den speziellen Codes und Treffs.
    Und um ehrlich zu sein, Alfred, ich habe ihm damals nicht geglaubt. Wir hatten keine Beweise, die seine Geschichte gestützt hätten. Jetzt haben wir sie.«
    Es war eine absolut einleuchtende Erklärung - zumindest oberflächlich.
    »Warum haben Sie mir nicht davon erzählt?«
    »Es ist lange her.«
    »Wer ist Broome?«
    »Bedauere, Alfred.«
    »Ich will wissen, wer Broome ist.«
    »Ich versuche, Ihnen so höflich wie möglich klarzumachen, daß es Sie nichts angeht, wer Broome ist.« Boothby schüttelte den Kopf. »Mein Gott! Wir sind hier nicht auf einer Studentenfete, auf der man herumsitzt und über Interna plaudert.
    Die Aufgabe dieses Departments ist die Spionageabwehr, und es arbeitet nach einem sehr einfachen Prinzip: Informationsbedarf.
    Und Sie haben keinen Informationsbedarf bezüglich Broome, weil das für keinen Fall relevant ist, mit dem Sie betraut sind.
    Deshalb geht es Sie nichts an.«
    »Gibt einem das Prinzip Informationsbedarf das Recht, andere Offiziere zu täuschen?«
    »Ich würde es nicht ›täuschen‹ nennen«, sagte Boothby, als handele es sich um ein obszönes Wort. »Es bedeutet ganz einfach, daß ein Offizier aus Sicherheitsgründen nur das erfährt, was er wissen muß, damit er seinen Auftrag ausführen kann.«
    »Und was ist mit dem Wort ›lügen‹? Würden Sie dieses Wort gebrauchen?«

    Die Diskussion schien Boothby körperliche Pein zu verursachen.
    »Ich glaube, daß es zu gewissen Zeiten erforderlich ist, zu einem Kollegen nicht ganz ehrlich zu sein, um eine Operation zu schützen, die ein anderer durchführt. Das ist für Sie doch nichts Neues, Alfred, oder?«
    »Natürlich nicht, Sir Basil.« Vicary zögerte und überlegte, ob er weiterbohren oder ob er es dabei belassen sollte. »Ich frage mich nur, warum Sie mich belogen und behauptet haben, Sie hätten Kurt Vogels Akte nicht gelesen.«
    Alles Blut schien aus Boothbys Gesicht zu weichen, und Vicary sah, wie sich seine große Faust in der Hosentasche ballte.
    Er verfolgte eine riskante Strategie, mit der er auch Grace Clarendon in Gefahr brachte. Er wußte, daß Boothby gleich nach ihrer Unterredung Nicholas Jago in der Registratur anrufen und zur Rede stellen würde. Und Jago würde mit Sicherheit dahinterkommen, daß Grace Clarendon die undichte Stelle war.
    Ihre Indiskretion war keine Bagatelle und konnte zu ihrer fristlosen Entlassung fuhren. Aber Vicary hätte wetten können, daß sie Grace nicht anrührten, denn das würde nur beweisen, daß ihre Auskünfte korrekt gewesen waren. Er hoffte inständig, daß er recht hatte.
    »Suchen Sie einen Sündenbock, Alfred? Jemanden, dem Sie die Schuld zuschieben können, daß es Ihnen nicht gelingt, den Fall zu lösen? Sie sollten besser als jeder andere wissen, wie gefährlich das ist. In der Geschichte wimmelt es von Schwächlingen, die es für ratsam gehalten haben, sich einen Sündenbock zu suchen.«
    Vicary dachte: Und du weichst meiner Frage aus.
    Er erhob sich. »Gute Nacht, Sir Basil.«
    Boothby schwieg, während Vicary zur Tür ging.
    »Da ist noch ein Punkt«, sagte Boothby schließlich.
    »Eigentlich könnte ich es mir sparen, ich sage es Ihnen aber trotzdem. Wir haben nicht unbegrenzt Zeit. Wenn Sie nicht bald Fortschritte vorweisen, werden wir gewisse Veränderungen vornehmen müssen. Haben Sie mich verstanden, Alfred?«

30
    London

    Die Band spielte gerade And a Nightingale Sang on Berkeley Square, als sie den Grillroom im Savoy betraten. Die Interpretation war schlecht - zu unruhig und eine Idee zu schnell -, aber trotzdem schön. Peter Jordan nahm sie wortlos bei der Hand und zog sie auf die Tanzfläche. Er tanzte ausgezeichnet, leicht und geschmeidig, und hielt sie eng umschlungen. Er kam direkt von seiner Dienststelle und trug Uniform. Er hatte auch seine

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