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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Spiele auf die Zielgerade einbog - der Spiele, die ich verpaßt habe, weil man mich losgeschickt hat, um Polen, Russen, Griechen und Franzosen umzubringen! Er stellte sich vor, er habe nur noch einen Läufer vor sich. Langsam holte er auf. Noch fünfzig. In Wirklichkeit war es ein Büschel Seegras, das die Flut angeschwemmt hatte, doch in Neumanns Phantasie war es eine richtige Ziellinie mit Zielband und Kampfrichtern in weißen Jacken mit Stoppuhren, und über dem Stadion flatterte die olympische Fahne sanft im Wind. Er trommelte wild mit den Füßen gegen den harten Sand und stürzte sich ins Ziel. Taumelnd kam er zum Stehen und rang nach Atem.
    Es war ein albernes Spiel, ein Spiel, das er seit seiner Kindheit spielte, aber es erfüllte seinen Zweck. Er hatte sich bewiesen, daß er wieder fit war. Er hatte Monate gebraucht, um sich von den Schlägen der SS-Männer zu erholen, aber jetzt war er wieder der alte. Er spürte, daß er körperlich allen Anforderungen gewachsen war. Neumann ging ein paar Schritte, dann fing er an, leicht zu traben. Im selben Moment entdeckte er Jenny Colville, die ihm von der Düne aus zusah.
    Neumann lächelte, als sie auf ihn zukam. Sie war attraktiver, als er sie in Erinnerung hatte. Sie hatte volle, geschwungene Lippen, große blaue Augen, und ihr heller Teint war von der morgendlichen Kälte leicht gerötet. Sie trug einen dicken Wollpullover, eine Wollmütze, eine Öljacke und Hosen, die unordentlich in Gummistiefeln steckten. Hinter ihr, jenseits der Dünen, stieg der weiße Rauch eines Feuers zwischen den Kiefern auf. Jenny kam näher. Sie wirkte müde und sah aus, als habe sie in den Kleidern geschlafen. Doch sie lächelte mit beachtlichem Charme, als sie vor ihm stehenblieb, die Arme in die Hüften stemmte und ihn musterte.
    »Sehr eindrucksvoll, Mr. Porter«, sagte sie. Neumann hatte etwas Mühe, ihren breiten Norfolker Singsang zu verstehen.
    »Wenn ich es nicht besser wüßte, würde ich sagen, Sie trainieren für etwas.«
    »Von alten Gewohnheiten kann man nur schwer lassen. Außerdem stärkt es Körper und Seele. Du solltest es auch einmal versuchen. Du könntest deine überflüssigen Pfunde loswerden.«
    »Quatsch!« Sie gab ihm einen neckischen Schubs. »Ich bin zu dünn. Jedenfalls sagen das die Jungs aus dem Dorf. Sie mögen Eleanor Carrick, denn sie hat große... na ja, Sie wissen schon.
    Sie geht mit ihnen an den Strand, und sie geben ihr Geld, damit sie ihre Bluse aufknöpft.«
    »Ich habe sie gestern im Dorf gesehen«, sagte Neumann. »Sie ist eine fette Kuh. Sie ist nicht halb so hübsch wie du.«
    »Finden Sie das wirklich?«
    »Ja, wirklich.« Neumann rieb sich kräftig die Arme und stampfte mit den Füßen auf. »Ich muß mich bewegen. Sonst werde ich steif wie ein Brett.«
    »Hätten Sie gerne etwas Gesellschaft?«
    Neumann nickte. Es war nicht die Wahrheit, aber er fand, daß es auch nicht schaden konnte. Die junge Jenny Colville schwärmte für ihn, das war offensichtlich. Jeden Tag schaute sie unter irgendeinem Vorwand bei den Doghertys vorbei und schlug nie eine Einladung Marys aus, zum Essen oder zum Tee zu bleiben. Neumann hatte versucht, Jenny ein gebührendes Maß an Aufmerksamkeit zu schenken, und es tunlichst vermieden, mit ihr allein zu sein. Und das war ihm auch gelungen, bis jetzt. Nun wollte er zumindest versuchen, einen Nutzen aus der Unterhaltung zu ziehen, und herausfinden, inwieweit man im Dorf seine Geschichte glaubte. Sie gingen eine Zeitlang schweigend nebeneinander her, und Jenny blickte aufs Meer hinaus. Neumann hob eine Handvoll Steine auf und ließ sie über die Wellen hüpfen.
    »Macht es Ihnen etwas aus, über den Krieg zu sprechen?«
    »Natürlich nicht.«
    »Ihre Verwundung - war sie schlimm?«
    »Zumindest so schlimm, daß meine Tage an der Front gezählt waren und ich eine Fahrkarte nach Hause bekam.«
    »Wo wurden Sie verwundet?«
    »Am Kopf. Eines Tages, wenn ich dich besser kenne, werde ich meinen Skalp hochklappen und dir die Narben zeigen.«
    Sie lächelte ihn an und sagte: »Ich finde Ihren Kopf ganz in Ordnung.«
    »Was soll das heißen, Jenny Colville?«
    »Daß Sie ein gutaussehender Mann sind. Und Sie sind klug - das merke ich.«
    Der Wind blies Jenny eine Strähne ins Gesicht. Sie wischte sie mit der Hand zur Seite und schob sie unter die Wollmütze zurück.
    »Ich verstehe nur nicht, was Sie in einem Nest wie Hampton Sands verloren haben.«
    Aha, seine Geschichte hatte im Dorf also Verdacht erregt.
    »Ich habe einen

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