Double Cross. Falsches Spiel
nächtlichen Geräusche waren, von denen die Menschen gewöhnlich nicht aufwachten. Sie nahm schnell die restlichen Stufen und huschte über den Flur. Die Schlüssel lagen auf dem Tischchen, neben ihrer Handtasche. Sie nahm sie und machte sich an die Arbeit.
Für heute nacht hatte sich Catherine ein begrenztes Ziel gesteckt. Sie wollte sicherstellen, daß sie jederzeit Zugang zu Jordans Arbeitszimmer und seinen Privatpapieren hatte. Zu diesem Zweck brauchte sie Nachschlüssel für die Haustür, das Arbeitszimmer und seine Aktentasche. An seinem Schlüsselbund hingen mehrere Schlüssel. Den Haustürschlüssel erkannte sie sofort - er war größer als die anderen. Sie faßte in ihre Tasche und zog eine Platte weichen braunen Ton hervor.
Sie löste den Schlüssel vom Ring und drückte ihn in den Ton, so daß er einen sauberen Abdruck hinterließ. Auch den Schlüssel für die Aktentasche erkannte sie gleich - er war der kleinste. Sie wiederholte dieselbe Prozedur und erhielt einen zweiten tadellosen Abdruck. Der Schlüssel fürs Arbeitszimmer war schwieriger auszumachen mehrere kamen dafür in Frage. Es gab nur eine Möglichkeit festzustellen, welcher der richtige war. Sie nahm ihre Handtasche und Jordans Aktentasche, trug alles zur Tür des Arbeitszimmers und probierte einen Schlüssel nach dem anderen. Der vierte paßte ins Schloß. Sie löste ihn vom Ring und drückte ihn in den Ton.
Catherine hätte jetzt aufhören können, und es wäre dennoch ein erfolgreicher Abend gewesen. Sie konnte sich Nachschlüssel machen lassen und wiederkommen, wenn Jordan nicht zu Hause war, und alles in seinem Arbeitszimmer fotografieren. Das hätte sie tun können, aber sie wollte mehr. Sie wollte Vogel beweisen, daß sie es geschafft hatte, ihm beweisen, daß sie eine tüchtige Agentin war. Sie hatte das Bett schätzungsweise vor zwei Minuten verlassen. Zwei weitere konnte sie sich noch leisten.
Sie schloß die Tür zum Arbeitszimmer auf, trat ein und knipste das Licht an. Es war ein schöner Raum, wie das Wohnzimmer nach männlichem Geschmack eingerichtet - ein großer Schreibtisch, ein Ledersessel und ein Zeichentisch mit einem hohen Holzstuhl davor. Catherine faßte in die Handtasche und zog zwei Gegenstände hervor: ihre Kamera und ihre Mauser mit Schalldämpfer. Die Mauser legte sie auf den Schreibtisch.
Sie hob die Kamera ans Auge und machte zwei Fotos von dem Raum. Als nächstes schloß sie Jordans Aktentasche auf. Sie war praktisch leer bis auf eine Brieftasche, ein Brillenetui und ein kleines, ledergebundenes Notizbuch. Nicht schlecht für den Anfang, dachte sie. Vielleicht enthielt das Notizbuch die Namen wichtiger Leute, mit denen sich Jordan getroffen hatte. Wenn die Abwehr wußte, mit wem Jordan sich traf, kam sie vielleicht dahinter, woran er arbeitete.
Wie oft hatte sie das im Ausbildungslager geübt? Mein Gott, sie hatte die Übersicht verloren, aber hundert Mal mindestens, und jedesmal hatte Vogel mit seiner verdammten Stoppuhr neben ihr gestanden. Zu lange! Zu laut! Zuviel Licht! Nicht genug! Sie kommen! Du sitzt in der Falle! Was tust du jetzt? Sie legte das Notizbuch auf den Tisch und schaltete die Schreibtischlampe an. Sie hatte einen verstellbaren Arm und einen Schirm über der Birne, der das Licht bündelte - ideal zum Fotografieren von Dokumenten.
Drei Minuten... Du mußt jetzt schnell arbeiten, Catherine. Sie öffnete das Notizbuch und stellte die Lampe so ein, daß das Licht direkt auf die Seite fiel. Wenn sie einen falschen Winkel wählte oder die Lichtquelle zu nahe an das Papier heranbrachte, waren die Negative verdorben. Sie hielt sich exakt an die Anweisungen Vogels und machte mehrere Fotos. Namen, Termine, hingekritzelte kurze Notizen. Sie fotografierte weitere Seiten, dann stieß sie auf etwas Interessantes. Eine Seite enthielt rohe Skizzen eines kastenähnlichen Gegenstands. Daneben standen Zahlen, möglicherweise Größenangaben. Catherine fotografierte die Seite.
Vier Minuten... Noch eine Sache wollte sie heute nacht untersuchen: den Safe. Er stand neben dem Schreibtisch und war mit dem Boden verschraubt. Vogel hatte ihr die Kombination zukommen lassen, mit der er sich angeblich öffnen ließ.
Catherine kniete sich hin und drehte am Zahlenschloß. Sechs Ziffern. Als sie die letzte einstellte, spürte sie ein Einrasten. Sie griff nach dem Riegel und drehte. Er gab nach. Die Kombination stimmte. Sie zog an der Tür und blickte ins Innere
- zwei Hefter voller Papiere, mehrere Ringbücher. Dies
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