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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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Plan, das spüre ich.«
    »Ja, mein Führer. Und Kurt Vogel ist darin die Schlüsselfigur.
    Vogel kann das Geheimnis um die Invasion lüften und uns gleichzeitig Canaris' Kopf auf dem Silbertablett servieren.«
    »Vogel macht auf mich einen sehr intelligenten Eindruck.«
    »Vor dem Krieg galt er als einer der brillantesten Juristen in Deutschland. Aber vergessen wir nicht, daß Canaris persönlich ihn angeworben hat. Deshalb habe ich Zweifel an seiner Loyalität. Wir müssen sehr behutsam mit ihm umgehen.«
    »Das ist doch Ihre Spezialität, Herr Reichsführer, nicht wahr?«
    Himmler zeigte sein gräßliches Lächeln. »Ja, mein Führer.«
    Das Haus war dunkel, als Vogel ankam. Wegen eines schweren Schneegestöbers hatte er vier statt nur zwei Stunden für die Fahrt gebraucht.
    Er stieg aus dem Fond des Wagens, holte seine kleine Reisetasche aus dem Kofferraum und entließ den Fahrer, für den er in einem Gasthof im Dorf ein Zimmer reserviert hatte. Trude stand in der offenen Tür, die Arme fest vor der Brust verschränkt, um sich vor der Kälte zu schützen. Sie sah verblüffend gut aus. Der blasse Teint war rosig von der Kälte, und die Gebirgssonne hatte helle Strähnen in ihr braunes Haar gezogen. Sie trug einen warmen Skipullover, Wollhosen und Stiefel. Trotz der dicken Kleidung sah Vogel, daß ihr das Landleben gut bekam. Als er sie in den Arm nahm, sagte sie:
    »Mein Gott, Kurt Vogel, du bist ja nur noch Haut und Knochen.
    Steht es in Berlin so schlimm?«
    Alle waren bereits zu Bett gegangen. Die Mädchen teilten sich ein Zimmer im Obergeschoß. Während Trude das Abendessen für Vogel aufwärmte, ging er nach oben und sah nach ihnen. Im Zimmer war es kalt. Grete war zu Lisbeth ins Bett gekrochen. Im Dunkeln fiel es ihm schwer, die beiden kleinen Körper genau auszumachen. Er stand da, lauschte ihrem Atem und sog den Geruch ihres Haares und der Seife ein, der den Bettdecken entströmte. Trude hielt es zwar für sonderbar, aber ihren Geruch liebte er mehr als alles andere.
    Unten erwarteten ihn ein gefüllter Teller und ein Glas Wein.
    Trude hatte bereits vor Stunden gegessen, und so saß sie nur neben ihm und redete, während er gierig den Schweinebraten und die Knödel verschlang. Er war überrascht, wie hungrig er war. Er aß den Teller leer, und sie füllte ihn ein zweites Mal.
    Diesmal zwang er sich, langsamer zu essen. Trude erzählte von ihren Eltern und den Mädchen und davon, wie die Wehrmacht ins Dorf gekommen war und die restlichen Männer und die Schuljungen geholt hatte. Sie dankte Gott, daß er ihr zwei Töchter und keine Söhne geschenkt hatte. Sie fragte ihn nicht nach seiner Reise, und er erzählte ihr von sich aus keine Einzelheiten.
    Dann hatte er zu Ende gegessen, und Trude räumte den Teller weg. Sie hatte eine Kanne Kaffee-Ersatz gekocht, und stand gerade am Herd und goß ihm eine Tasse ein, als es leise an die Tür klopfte. Vogel schaltete nicht schnell genug. Das schwere Essen, das gemütliche Haus und Trudes Anblick hatten ihn träge gemacht, und so war er nicht auf der Hut wie sonst. Das Klopfen war so leise, daß es kaum zu hören war - wie die Stimme, sollte Vogel später denken. Es war zu spät. Trude durchquerte den Raum und griff nach der Türklinke. Sie öffnete und starrte ungläubig die Gestalt an, die, ganz in Schwarz gekleidet, vor ihr stand.
    »Oh, mein Gott«, stammelte sie.
    Tasse und Untertasse entglitten ihrer Hand und zerbrachen zu ihren Füßen.
    »Heinrich Himmler in diesem Haus«, sagte Trude mit tonloser Stimme, als führe sie ein Selbstgespräch. Sie stand in ihrem Schlafzimmer, stocksteif, die Arme verschränkt. Trotz des schwachen Lichts konnte Vogel sehen, daß sie bleich war und am ganzen Körper zitterte. »Ich dachte zuerst, ich träume, als ich das Gesicht sah. Dann dachte ich, wir werden alle verhaftet.
    Und dann dämmerte es mir - Heinrich Himmler kommt in das Haus meiner Eltern, weil er mit meinem Mann sprechen muß.«
    Sie sah ihn an. »Weshalb, Kurt? Sag mir, daß du nicht für ihn arbeitest. Sag mir, daß du keiner von Himmlers Henkern bist.
    Sag es, auch wenn es gelogen ist.«
    »Ich arbeite nicht für Heinrich Himmler.«
    »Wer war der andere?«
    »Er heißt Walter Schellenberg.«
    »Was tut er?«
    Vogel sagte es ihr.
    »Und was tust du? Und sag jetzt nicht, daß du Canaris' Hausjurist bist.«
    »Vor dem Krieg habe ich mich nach einer ganz bestimmten Sorte von Leuten umgesehen und sie ausgebildet. Dann habe ich sie als Spione nach England

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