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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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geschickt.«
    Trude nahm dieses Geständnis auf, als habe sie schon lange etwas Ähnliches geahnt.
    »Warum hast du mir nie davon erzählt?«
    »Ich durfte es niemandem erzählen, nicht einmal dir. Ich habe dich nur getäuscht, um dich zu schützen. Aus keinem anderen Grund.«
    »Wo warst du heute?«
    Es hatte keinen Sinn, sie länger anzulügen.
    »Ich war in Berchtesgaden bei einer Besprechung mit Hitler.«
    »Allmächtiger«, stammelte sie und schüttelte den Kopf. »Was hast du mir noch alles vorgelogen, Kurt Vogel?«

    »Ich habe dich nur in bezug auf meine Arbeit belogen, sonst nicht.«
    Er sah ihrem Gesicht an, daß sie ihm nicht glaubte.
    »Heinrich Himmler, in diesem Haus. Was ist nur aus dir geworden, Kurt. Du hättest ein berühmter Jurist werden können.
    Du hättest ein zweiter Hermann Heller werden können und könntest heute in einem Reichsgericht sitzen. Du hast die Juristerei geliebt.«
    »In Deutschland gibt es kein Recht mehr, Trude. Es gibt nur noch Hitler.«
    »Was wollte Himmler? Warum kommt er so spät in der Nacht hierher?«
    »Ich soll ihm helfen, einen Freund ans Messer zu liefern.«
    »Ich hoffe, du hast abgelehnt.«
    Vogel sah zu ihr auf. »Wenn ich ihm nicht helfe, bringt er mich um. Und danach bringt er dich und die Mädchen um. Er bringt uns alle um, Trude.«

43
    London: Februar 1944

    »Dasselbe wie beim vorigen Mal, Alfred. Sie hat unsere Leute drei Stunden lang auf Trab gehalten, dann ist sie in ihre Wohnung zurückgekehrt.«
    »Unsinn, Harry. Sie trifft sich mit einem anderen Agenten oder füllt irgendwo einen toten Briefkasten.«
    »Wenn ja, dann haben wir es wieder nicht gemerkt.«
    »Verflucht!« Vicary zündete sich am Stummel seiner Zigarette eine neue an. Er war von sich selbst angewidert.
    Rauchen war schon schlimm genug. Aber eine Zigarette an der anderen anzuzünden, das war unerträglich. Er würde die verdammte Qualmerei aufgeben - natürlich erst, wenn der Krieg vorbei war. Es lag nur an der Anspannung. Die Operation ging jetzt in die dritte Woche. Sie hatten Anna von Steiner nun schon viermal gefälschte Dokumente fotografieren lassen. Viermal waren ihr seine Leute kreuz und quer durch London gefolgt.
    Und viermal hatten sie nicht herausgefunden, wie sie das Material außer Landes schaffte. Langsam wurde Vicary nervös.
    Je länger die Operation dauerte, um so größer wurde die Gefahr, daß ein Fehler passierte. Die Beschatter waren erschöpft, und Peter Jordan stand kurz davor aufzubegehren.
    »Vielleicht packen wir die Sache von der falschen Seite an«, sagte Vicary.
    »Wie meinen Sie das?«
    »Wir verfolgen sie und hoffen, daß wir sie bei der Übergabe ertappen. Wie wäre es, wenn wir unsere Taktik ändern, und nach dem Agenten Ausschau halten, der das Material übernimmt?«
    »Wie denn? Wir haben ja keine Ahnung, wer er ist oder wie er aussieht.«

    »Vielleicht doch, Harry. Immer wenn sie ausgeht, folgen ihr unsere Leute. Und Ginger Bradshaw. Er hat Dutzende von Fotos gemacht. Unser Mann muß auf einigen Bildern drauf sein.«
    »Möglich. Einen Versuch wäre es jedenfalls wert.«
    Zehn Minuten später kehrte Harry mit einem dreißig Zentimeter hohen Stapel Fotos zurück. »Einhundertfünfzig Fotos, um genau zu sein, Alfred.«
    Vicary nahm an seinem Schreibtisch Platz und setzte sich die Lesebrille auf. Er nahm jeweils ein Foto vom Stapel und suchte nach Gesichtern und Kleidungsstücken, nach Mienen oder Gesten, die irgendwie verdächtig waren. Harry trank Tee und ging schweigend auf und ab.
    Zwei Stunden später glaubte Vicary, etwas gefunden zu haben.
    »Sehen Sie, Harry, hier ist er am Leicester Square. Und hier ist er wieder, diesmal an der Euston Station. Es könnte ein Zufall sein. Es könnten zwei verschiedene Männer sein. Aber ich bezweifle es.«
    »Da soll mich doch der Schlag treffen!« Harry sah sich den Mann auf den Fotos an: klein, dunkelhaarig, breite Schultern, normale Kleidung. Absolut unauffällig - der ideale Mann für Einsätze auf der Straße.
    Vicary raffte alle übrigen Fotos zusammen und teilte den Stoß grob in zwei Hälften.
    »Suchen Sie ihn, Harry. Nur ihn, keinen anderen.«
    Eine halbe Stunde später entdeckte ihn Harry auf einem Foto, das am Trafalgar Square aufgenommen worden war. Diese Aufnahme erwies sich als die bislang beste von ihm.
    »Er braucht einen Decknamen«, sagte Vicary.
    »Er sieht aus, als könnte er Rudolf heißen.«
    »Gut«, sagte Vicary. »Nennen wir ihn Rudolf.«

44
    Hampton Sands, Norfolk

    Zur gleichen Zeit

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