Double Cross. Falsches Spiel
will, daß du die Finger von meiner Tochter läßt«, sagte Colville. »Wie ich höre, hat man euch beide in der Nähe des Dorfes zusammen gesehen. Das gefällt mir nicht.«
»Nehmen Sie sich vor dem in acht, mein Junge«, stieß Dogherty leise zwischen den Zähnen hervor.
»Jenny und ich sind zusammen, weil wir Freunde sind«, sagte Neumann. »Nichts weiter.«
»Und das soll ich glauben! Du willst ihr nur unter den Rock fassen. Jenny gehört nicht zu dieser Sorte Mädchen.«
»Offen gesagt ist es mir scheißegal, was Sie glauben.«
»Von mir aus kann sie bei dem Iren und seiner Frau rumhängen, aber nicht mit Leuten wie dir. Du bist nicht gut genug für sie. Und wenn mir zu Ohren kommt, daß ihr euch wieder getroffen habt...« Colville drohte Neumann mit dem Zeigefinger. »... dann wirst du mich kennenlernen.«
Dogherty flüsterte: »Einfach nur nicken und lächeln, dann ist die Sache erledigt.«
»Sie geht zu Sean und Mary, weil sie sich um sie kümmern.
Bei den Doghertys hat sie ein Zuhause und fühlt sich geborgen.
Das kann man von Ihnen nicht behaupten.«
»Jennys Zuhause geht dich einen Dreck an. Steck deine Nase nicht in fremde Angelegenheiten. Und wenn du weißt, was gut für dich ist, läßt du die Finger von ihr.«
Neumann drückte seine Zigarette aus. Dogherty hatte recht.
Er sollte einfach nur dasitzen und den Mund halten. Eine Schlägerei mit einem Dorfbewohner war das letzte, was er jetzt gebrauchen konnte. Er sah zu Colville auf. Er kannte den Typ.
Der Dreckskerl hatte sein Leben lang alle terrorisiert, seine Tochter eingeschlossen. Die Gelegenheit, ihm einen Denkzettel zu verpassen, war verlockend. Neumann dachte: Wenn ich ihm zeige, wie das ist, wird er Jenny in Zukunft vielleicht in Ruhe lassen.
»Was wollen Sie denn tun?« fragte er. »Mich schlagen?
Etwas anderes fällt Ihnen wohl nicht ein. Wenn Ihnen etwas nicht paßt, schlagen Sie einfach zu. Deshalb ist Jenny so oft bei den Doghertys. Deshalb kann sie Ihre Gegenwart nicht ertragen.«
Colvilles Miene verfinsterte sich. »Wer zum Teufel bist du?«
fragte er. »Ich nehme dir deine Geschichte nicht ab.«
Er durchquerte den Pub mit wenigen Schritten, packte den Tisch und schleuderte ihn zur Seite.
»Jetzt bist du dran - und ich werde viel Spaß haben.«
Neumann stand auf. »Ich Glückspilz.«
Ein paar Dorfbewohner, die gehört hatten, daß es Ärger gab, versammelten sich vor dem Pub um die beiden Männer. Colville schlug einen kräftigen rechten Haken, dem Neumann mühelos auswich. Colville ließ zwei weitere Schläge folgen, doch Neumann entging ihnen, indem er leicht den Kopf zur Seite neigte. Er blieb in der Defensive, deckte sein Gesicht mit den Fäusten und ließ Colville keine Sekunde aus den Augen. Wenn er versuchte, nahe genug an den Gegner heranzukommen, um selbst einen Schlag zu landen, käme er in die gefährliche Reichweite dessen kräftiger Arme. Und wenn Colville ihn erst einmal gepackt hatte, würde er sich wohl kaum wieder von ihm losreißen können. Er mußte warten, bis Colville einen Fehler machte. Dann würde er angreifen und die Sache so schnell wie möglich zu Ende bringen.
Wieder schlug Colville mehrmals unkontrolliert zu. Er geriet bereits außer Atem und keuchte. Neumann sah die Enttäuschung in seinem Gesicht. Da streckte Colville die Arme aus und preschte wie ein Stier nach vorn. Neumann wich schnell einen Schritt zur Seite und stellte ihm ein Bein, als er an ihm vorüberstürmte. Colville fiel mit einem dumpfen Schlag zu Boden. Neumann schnellte vor, während Colville sich aufrappelte, und trat ihm zweimal schnell ins Gesicht. Colville hob den Unterarm, wehrte einen dritten Tritt ab und sprang auf die Füße.
Neumann hatte ihm das Nasenbein gebrochen. Blut lief aus beiden Nasenlöchern in den Mund.
»Du hast genug, Martin«, sagte Neumann. »Hören wir auf und gehen wieder rein.«
Colville sagte nichts. Er sprang vor, schlug eine linke Gerade und ließ einen rechten Schwinger folgen. Seine Faust traf Neumann an der Wange, und die Haut platzte auf. Neumann taumelte. Tränen schossen ihm in die Augen. Er schüttelte sich, um wieder einen klaren Kopf zu bekommen, und dachte an Paris
- wie er in der schmutzigen Gasse hinter dem Café lag, wie sein Blut in die Regenpfütze lief, über ihm die SS-Männer, die ihn mit Stiefeln traten, ihn mit Fäusten, Pistolengriffen und Weinflaschen traktierten.
Wieder schlug Colville mit voller Wucht zu. Neumann duckte sich, wirbelte herum und trat von der Seite
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