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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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auf dem Kommandoturm, sog gierig die frische kalte Luft ein und drückte das Fernglas fest an die Augen.
    Neumann dachte zuerst, es sei eine Halluzination. Er erhaschte von dem Ding nur einen kurzen Blick, dann stürzte die Camilla in ein weiteres Wellental, und es war wieder verschwunden.
    Der Bug bohrte sich wie eine Schaufel in die See, und ein paar Sekunden später war das ganze Vordeck überschwemmt.
    Aber irgendwie schraubte sich das Boot wieder aus dem Tal nach oben und überquerte die nächste Welle. Auf ihrem Kamm versperrte ein Vorhang aus Gischt und Regen die Sicht.
    Erneut stürzte das Boot hinab und kletterte in die Höhe. Und dann, als die Camilla über den Wellenkamm kippte, konnte Neumann die unverwechselbare Silhouette eines deutschen U-Boots erkennen.
    Peter Jordan, der auf dem stampfenden Achterdeck der  Rebecca stand, entdeckte das U-Boot als erster. Lockwood sah es ein paar Sekunden später, und dann machte er auch die Positionslampen der Camilla aus, etwa vierhundert Meter von der Steuerbordseite des U-Boots entfernt. Sie kam dem U-Boot rasch näher. Lockwood steuerte die Rebecca hart nach Backbord und ging auf Kollisionskurs mit der Camilla. Dann nahm er über Funk Kontakt mit Alfred Vicary auf.
    Vicary ergriff den Hörer des Telefons, das ihn direkt mit der U-Boot-Aufklärung verband.
    »Commander Braithwaite, sind Sie noch dran?«
    »Ja. Ich habe alles mitbekommen, was sich bei Ihnen getan hat.«
    »Und?«
    »Ich fürchte, wir haben ein ernstes Problem. Korvette 745 ist eine Meile von der Position des U-Boots entfernt. Ich habe den Kapitän über Funk verständigt, und er ist unterwegs. Doch wenn die Camilla tatsächlich nur noch vierhundert Meter von dem U-Boot entfernt ist, erreicht sie es zuerst.«
    »Verflucht!«
    »Die Rebecca ist Ihre letzte Chance, Major Vicary, und ich schlage vor, daß Sie sie nutzen. Ihre Männer müssen versuchen, die Camilla aufzuhalten, bis die Korvette eingreifen kann.«
    Vicary legte den Hörer wieder auf den Tisch und griff nach dem Mikrofon des Funkgeräts.
    »Superintendent Lockwood, hier Grimsby, over.«
    »Hier Lockwood, over.«
    »Hören Sie genau zu, Superintendent. Hilfe ist unterwegs, aber bis sie eintrifft, möchte ich, daß Sie das Fischerboot rammen.«
    Alle hörten es, Lockwood, Harry, Roach und Jordan, denn sie hatten sich alle in die Kabine gedrängt, wo sie vor dem Wetter geschützt waren.
    »Ist der verrückt?« brüllte Lockwood gegen das Heulen des Sturms und das Motorengeräusch der Rebecca an.
    »Nein«, schrie Harry. »Nur verzweifelt. Können Sie es rechtzeitig schaffen?«
    »Natürlich, aber dann blicken wir direkt in die Mündung der Bordkanone des U-Boots.«
    Sie sahen einander wortlos an. Schließlich sagte Lockwood:
    »In dem Schrank hinter Ihnen sind Schwimmwesten. Und holen Sie auch die Gewehre heraus. Ich habe das Gefühl, wir könnten sie brauchen.«
    Lockwood blickte wieder aufs Meer und faßte die Camilla ins Auge. Er nahm eine kleine Kurskorrektur vor und ging auf volle Fahrt voraus.
    Max Hoffmann, der auf dem Kommandoturm von U-509 stand, erspähte die Rebecca, die sich rasch näherte.
    »Wir bekommen Besuch, Nummer Eins. Ein ziviles Boot mit drei oder vier Mann an Bord.«
    »Ich sehe sie, Herr Kaleu.«
    »Nach ihrer Geschwindigkeit und ihrem Kurs zu urteilen, gehören sie zur anderen Seite.«
    »Sie sind anscheinend nicht bewaffnet, Herr Kaleu.«
    »Ja. Geben Sie mit dem Geschütz auf dem Vordeck einen Warnschuß ab. Über ihren Bug hinweg. Ich will kein unnötiges Blutvergießen. Wenn sie weiterfahren, schießen Sie direkt auf das Boot. Aber unter die Wasserlinie, Nummer Eins, nicht auf die Kabine.«
    »Jawohl, Herr Kaleu«, sagte der Erste Offizier. Er brüllte einen Befehl, und dreißig Sekunden später pfiff das erste Geschoß von U-5O9 über die Rebecca hinweg und ließ das Wasser vor ihrem Bug aufspritzen.
    Obwohl U-Boote sich nur selten auf Artilleriegefechte an der Wasseroberfläche einließen, war eine 10,5-Zentimeter Granate aus der Bordkanone eines deutschen U-Boots durchaus in der Lage, verheerende Schäden anzurichten, selbst bei größeren Schiffen. Das erste Geschoß tauchte weit vor dem Bug der Rebecca ins Wasser. Das zweite, das zehn Sekunden später abgefeuert wurde, schlug schon viel näher ein.
    Lockwood wandte sich an Harry und schrie: »Schätze, das war die letzte Warnung. Der nächste Schuß bläst uns glatt aus dem Wasser. Es ist Ihre Entscheidung, aber tot sind wir niemandem von

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