Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
Vom Netzwerk:
Schüsse. Die erste Salve pfiff über sie hinweg. Die zweite prasselte gegen den Rumpf des U-Boots.
    Die Männer des Rettungstrupps warfen sich flach auf das Deck.
    Die Geschosse schlugen jetzt im Rumpf der Camilla ein. Das Vordeck bot keine Deckung. Catherine wurde als erste getroffen. Ihr Körper wurde zerfetzt, und ihr Kopf zerbarst in einer Explosion von Blut und Gehirnmasse.
    Neumann kämpfte sich nach vorn und versuchte, das U-Boot zu erreichen. Die erste Geschoßgarbe trennte ihm das Bein unter dem Knie ab. Er schrie und kroch weiter. Eine zweite Geschoßgarbe zerschmetterte sein Rückgrat. Er spürte nichts mehr. Der letzte Schuß traf ihn in den Kopf, und es wurde dunkel um ihn.
    Max Hoffmann hatte vom Kommandoturm alles mit angesehen und befahl seinem Ersten Offizier, auf volle Kraft voraus zu gehen und so schnell wie möglich zu tauchen. Nach wenigen Sekunden schon entfernte sich das U-Boot vom Schauplatz. Zwei Minuten später glitt es unter die Oberfläche der Nordsee und war verschwunden.
    Die Camilla lag allein auf dem Wasser. Ihr Deck war blutverschmiert, und sie begann zu sinken.
    An Bord der Rebecca herrschte eine ausgelassene Stimmung.
    Die vier Männer umarmten sich, als das U-Boot davonfuhr.
    Harry Dalton nahm mit Vicary Kontakt auf und teilte ihm die Neuigkeit mit. Vicary führte zwei Telefonate - das erste mit Arthur Braithwaite, um ihm zu danken, das zweite mit Sir Basil Boothby, um ihm mitzuteilen, daß alles vorbei war.
    Jenny Colville spürte, wie die Camilla erzitterte. Sie hatte sich flach auf den Bauch geworfen und sich schützend die Hände über den Kopf gehalten. Das Schießen hörte so plötzlich auf, wie es begonnen hatte. Sie hörte das Aufheulen der Motoren, als sich das U-Boot entfernte, und dann nur noch das Tosen der See.
    Sie wagte nicht, sich zu bewegen. Das Boot wurde wild hin und her geworfen. Sie vermutete, daß das etwas mit dem kaput ten Motor zu tun hatte. Ohne Antrieb war das Boot dem Ansturm der Wellen hilflos ausgeliefert. Sie mußte aufstehen und den anderen Schiffen vom Deck aus signalisieren, daß sie an Bord war und noch lebte.
    Sie zwang sich zum Aufstehen, wurde aber sofort wieder zu Boden geworfen, als das Boot einen Satz machte. Sie rappelte sich wieder auf. Nur unter größter Anstrengung konnte sie den Niedergang hinaufklettern. Schließlich erreichte sie das Deck.
    Der Sturm peitschte den Regen waagrecht durch die Luft. Das Boot schien sich in mehrere Richtungen gleichzeitig zu bewegen, aufwärts und abwärts, vor und zurück, von einer Seite zur anderen. Stehen war unmöglich. Sie blickte zum Bug und sah die Leichen. Die Geschosse hatten sie verstümmelt und zerfetzt, und das Deck glänzte rosa von ihrem Blut. Jenny wandte den Blick ab und sah gerade noch, wie das U-Boot in der Ferne unter der Wasseroberfläche verschwand. Auf der anderen Seite erspähte sie ein Kriegsschiff, grau, nicht besonders groß.
    Es hielt auf sie zu. Das zweite Boot, das sie schon durch das Bullauge gesehen hatte, kam ebenfalls schnell näher.
    Jenny winkte und schrie und begann zu weinen. Sie wollte ihnen sagen, daß sie es getan hatte. Sie hatte den Motor lahmgelegt, damit das Boot nicht mehr weiterfahren konnte und die Spione es nicht mehr bis zum U-Boot schafften. Ein unbändiger Stolz erfüllte sie.
    Die Camilla wurde von einer riesigen Welle emporgerissen.
    Auf ihrem Kamm neigte sie sich stark nach Backbord. Sie schoß in das Wellental hinab und richtete sich wieder auf, nur um sofort nach Steuerbord zu kippen. Jenny konnte sich nicht mehr im Niedergang halten und wurde über das Deck ins Meer geschleudert.
    Die Kälte versetzte ihr einen Schock. Sie war zunächst wie gelähmt. Dann kämpfte sie sich an die Wasseroberfläche und wollte Luft holen, bekam jedoch nur einen Schwall Wasser in den Mund. Sie ging wieder unter, würgte, hustete und bekam noch mehr Wasser in Magen und Lunge. Sie strampelte sich nach oben und bekam etwas Luft, bevor sie wieder unter Wasser gezogen wurde. Dann fiel sie. Es war ein langsames, angenehmes, schwereloses Fallen. Sie fror nicht mehr. Sie spürte nichts mehr, sah nichts mehr. Nur noch eine undurchdringliche Dunkelheit.
    Die Rebecca war als erste zur Stelle. Lockwood und Roach standen im Ruderhaus, Harry und Jordan auf dem Vordeck.
    Harry knüpfte eine Leine an den Rettungsring, befestigte das andere Ende an einer Klampe im Bug und warf den Ring über Bord. Sie hatten gesehen, wie Jenny das zweite Mal aufgetaucht und wieder versunken war.

Weitere Kostenlose Bücher