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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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laufen sehen. Er bemerkte, daß sie sich von ihren Fesseln befreit hatte. Er blickte auf den Boden und sah, daß die Taue und Planen beiseite geschoben waren.
    »Jenny«, schrie er, »was hast du getan?«
    Das antriebslose Boot glitt einen Wellenberg hinunter.
    Neumann bückte sich und öffnete die Luke.
    Jenny ergriff den Hammer und kniete sich hin. Sie holte weit aus und schmetterte ihn mit aller Kraft auf Neumanns Hinterkopf. Neumann stürzte zu Boden. Blut strömte aus seiner aufgeplatzten Kopfhaut.
    Jenny wandte sich ab und würgte.
    Kapitänleutnant Max Hoffmann sah, wie die Camilla bedrohlich zu schlingern begann, und wußte sofort, daß der Motor ausgefallen war. Jetzt galt es, schnell zu handeln. Ohne Antrieb würde das Boot kentern und sinken. Wenn die Agenten in das eiskalte Wasser fielen, wären sie nach wenigen Minuten tot.
    »Nummer Eins! Gehen Sie längsseits des Bootes, und machen Sie klar zum Entern.«
    »Jawohl, Herr Kaleu.«
    Hoffmann spürte das Pochen des Dieselmotors unter seinen Füßen, als das U-Boot langsam auf die Camilla zukroch.
    Jenny befürchtete schon, sie hätte Neumann getötet, denn er lag einen Augenblick ganz still da. Dann kam wieder Leben in ihn, und irgendwie schaffte er es, auf die Beine zu kommen. Er schwankte. Sie hätte leicht noch einmal mit dem Hammer zuschlagen können, aber sie brachte weder den Mut dazu auf, noch wollte sie es. Er hielt sich an der Kabinenwand fest. Blut lief ihm über das Gesicht und den Hals. Er hob den Arm und wischte sich das Blut aus den Augen. »Bleib hier unten«, sagte er. »Wenn du an Deck kommst, bringt sie dich um. Tu, was ich sage, Jenny.«
    Neumann stolperte den Niedergang hinauf. Catherine starrte ihn entsetzt an.
    »Ich bin gestürzt und habe mir den Kopf angeschlagen, als das Boot sich zur Seite neigte. Der Motor ist hinüber.«
    Er nahm die Taschenlampe, die neben dem Steuerrad lag, ging hinaus auf Deck, richtete sie auf den Kommandoturm des U-Boots und blinkte SOS. Das U-Boot kam quälend langsam auf sie zu. Er drehte sich herum und winkte Catherine, zu ihm aufs Vordeck zu kommen. Er blickte nach oben und spürte, wie der Regen auf ihn niederprasselte und ihm das Blut aus dem Gesicht wusch. Dann winkte er mit beiden Armen zu dem U-Boot hinüber.
    Catherine trat neben ihn auf das Deck. Sie konnte es noch immer nicht fassen. Noch am gestrigen Nachmittag hatten sie, umzingelt von MI5-Leuten, in einem Café in Mayfair gesessen, und jetzt würden sie gleich an Bord eines U-Boots gehen und nach Hause fahren. Es war wie ein Wunder. Sechs lange, schrecklich einsame Jahre, endlich vorüber. Sie hätte nie geglaubt, daß sie diesen Tag erleben würde. Das Gefühl überwältigte sie. Sie stieß einen lauten, kindlichen Schrei aus, hielt wie Neumann ihr Gesicht in den Regen und winkte mit beiden Armen.
    Die stählerne Nase des U-Boots stieß sanft an den Bug der Camilla. Ein Enterkommando hastete über den Rumpf des U-Boots auf sie zu. Sie legte die Arme um Neumann und drückte ihn.

    »Wir sind durchgekommen«, sagte sie. »Wir haben es geschafft. Wir fahren nach Hause.«
    Harry Dalton stand im Ruderhaus der Rebecca. Er beschrieb Vicary in Grimsby die Szene, und Vicary beschrieb sie Arthur Braithwaite bei der U-Boot-Aufklärung.
    »Zum Teufel nochmal, Commander! Wo bleibt die Korvette?«
    »Sie ist da. Sie kann sie bei dem Wetter nur nicht sehen.«
    »Sagen Sie Ihrem Kapitän, er soll etwas unternehmen, verdammt nochmal! Meine Männer haben keine Möglichkeit, sie aufzuhalten.«
    »Was soll ich dem Kapitän sagen?«
    »Er soll auf das Boot feuern und die Spione töten.«
    »Mr. Vicary, darf ich Sie daran erinnern, daß sich ein unschuldiges Mädchen an Bord befindet?«
    »Gott möge mir verzeihen, aber unter den gegebenen Umständen können wir leider keine Rücksicht auf sie nehmen, Commander Braithwaite. Befehlen Sie dem Kapitän der Korvette, aus allen Rohren auf die Camilla zu feuern.«
    »Verstanden.«
    Vicary legte den Hörer aus der Hand und dachte: Mein Gott, was bin ich nur für ein Schwein geworden.
    Der Wind riß für einen Moment ein Loch in die Wand aus Nebel und Regen. Der Kapitän der Korvette 745 erspähte das U-Boot und die Camilla hundertfünfzig Meter vor seinem Bug.
    Durch sein Fernglas konnte er zwei Gestalten auf dem Vordeck der Camilla und einen Rettungstrupp auf dem Deck des deutschen U-Boots erkennen. Er gab sofort Feuerbefehl.
    Sekunden später eröffnete die Bordkanone der Korvette das Feuer.
    Neumann hörte die

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