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Double Cross. Falsches Spiel

Double Cross. Falsches Spiel

Titel: Double Cross. Falsches Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Silva
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wäre.
    Jordan lebt zur Zeit allein in dem Londoner Stadtteil Kensington. Scorpio hat uns die Adresse des Cottages und die Kombination des Safes im Arbeitszimmer gegeben. Empfehle, Aktion einzuleiten.
    Vogel bemerkte einen Lichtschein unter der Tür und hörte das Kratzen von Ulbrichts Holzbein auf dem Fußboden. Die Bombardements beunruhigten Ulbricht in einer Weise, die er selbst nicht in Worte fassen und die Vogel nicht nachempfinden konnte. Vogel nahm seinen Schlüsselbund aus der Schreibtischschublade und trat an einen der Stahlschränke. Die Akte steckte in einem unbeschrifteten schwarzen Ordner. Er kehrte zum Tisch zurück, goß sich einen großen Cognac ein und öffnete den Deckel. Es war alles da - die Fotos, das Hintergrundmaterial, die Leistungsberichte. Er brauchte sie nicht zu lesen. Er hatte sie selbst geschrieben und, wie die betreffende Person, ein hervorragendes Gedächtnis.
    Er blätterte einige Seiten weiter und stieß auf die Notizen, die er sich nach ihrer ersten Begegnung in Paris gemacht hatte.
    Dahinter war eine Kopie des Telegramms abgeheftet, das ihm ihr Entdecker geschickt hatte - Emilio Romero, ein wohlhabender spanischer Grundbesitzer, ein Faschist und Talentspäher für die Abwehr.
    Sie ist genau das, was Sie suchen. Ich würde sie gern für mich behalten, aber da wir Freunde sind, überlasse ich sie Ihnen. Zu einem vernünftigen Preis, versteht sich.
    Plötzlich wurde es im Zimmer eisig kalt. Vogel legte sich auf das Feldbett und wickelte sich in eine Decke.
    Hitler will Resultate, Kurt. Vielleicht wird es Zeit, daß wir Ihr kleines Agentennest ins Spiel bringen.
    Manchmal spielte er mit dem Gedanken, sie in Ruhe zu lassen, bis alles vorüber war, und sie dann irgendwie herauszuholen. Aber natürlich war sie wie geschaffen für diese Mission. Sie war schön und intelligent, sprach perfekt Englisch und kannte die britische Gesellschaft bestens. Er wandte den Kopf und betrachtete das Foto von Gertrude und den Kindern.
    Wenn er daran dachte, daß er davon geträumt hatte, sie ihretwegen zu verlassen. Was für ein Narr war er doch gewesen.
    Er knipste das Licht aus. Der Luftangriff war vorüber, und die Symphonie der Sirenen erfüllte die Nacht. Er versuchte zu schlafen, doch er fand keine Ruhe. Sie beschäftigte wieder seine Gedanken.
    Armer Vogel - habe ich dir das Herz gebrochen?
    Die Blicke seiner Familie auf dem Foto durchbohrten ihn. Es war ekelhaft, daß er Gertrude und die Kinder ansah und gleichzeitig an sie dachte. Er stand auf, ging zum Schreibtisch und legte das Foto in die Schublade.
    »Um Himmels willen, Kurt«, rief Müller, als Vogel am nächsten Morgen in sein Büro trat. »Von wem lassen Sie sich denn zur Zeit die Haare schneiden, mein Freund! Erlauben Sie, daß ich Ihnen den Namen der Frau gebe, bei der ich sie mir schneiden lasse. Vielleicht kann sie Ihnen helfen.«
    Vogel, erschöpft von der Nacht, in der er kaum geschlafen hatte, setzte sich und betrachtete sein Gegenüber. Paul Müller leitete die Spionagenetze der Abwehr in den Vereinigten Staaten und Lateinamerika. Er war klein, rundlich und trug einen tadellosen französischen Anzug. Sein schütteres Haar war ölig und über seinem Engelsgesicht straff nach hinten gekämmt. Die schmalen Lippen waren auffallend rot, wie bei einem Kind, das gerade Kirschen gegessen hat.
    »Man stelle sich vor, der große Kurt Vogel hier in meinem Büro«, sagte Müller mit einem süffisanten Lächeln. »Was verschafft mir die Ehre?«
    Vogel hatte sich an den Neid der Kollegen gewöhnt.
    Aufgrund des besonderen Status der V-Kette bekam er mehr Geld und sonstige Mittel als andere Führungsoffiziere.
    Außerdem durfte er seine Nase in ihre Angelegenheiten stecken, was ihn in der Behörde äußerst unbeliebt machte.
    Vogel zog seine Kopie von Müllers Bericht aus der Brusttasche seines Jacketts und wedelte damit. »Erzählen Sie mir von Scorpio«, sagte er.
    »So, hat der Alte meine Post also endlich in Umlauf gebracht.
    Sehen Sie sich das Datum auf dem Wisch an. Er hat ihn vor sechs Wochen von mir erhalten. Und seitdem hat er auf seinem Schreibtisch Staub angesetzt. Diese Information ist Gold wert.
    Aber sie verschwindet im Fuchsbau und taucht nie wieder auf.«
    Müller hielt inne, zündete sich eine Zigarette an und blies den Rauch zur Decke. »Wissen Sie, Kurt, manchmal frage ich mich, auf welcher Seite Canaris eigentlich steht.«
    Solche Bemerkungen waren in diesen Tagen nicht selten. Seit der Verhaftung mehrerer führender

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