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Down

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Titel: Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Southard
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mit Fingern, die nach etwas griffen, das er nicht sehen, das er kaum wahrnehmen konnte.
    Eine weitere Botschaft an der Wand:
    URALTE
    MACHT
    BLUT
    VERACHTUNG
    GOTT
    SCHEISSE
    SAKRILEG
    LIEBE
    VERZWEIFLUNG
    DUNKELHEIT
    EWIGER
    HUNGER
    Er schloss die Augen, um die Mitteilung zu verdrängen, aber das half nicht. Er versuchte, sich abzulenken, aber die Wörter schlängelten sich trotzdem durch seine Gehirnwindungen und gruben sich tiefer und tiefer in seine Gedanken ein. Die Dunkelheit nahm ihn in einen erbarmungslosen Klammergriff. Undeutlich blitzte etwas darin auf und er hoffte, dass es lediglich seiner Fantasie entsprang. Möglicherweise entstammte es nicht der Dunkelheit, sondern den Abgründen seines eigenen Verstands.
    Schmutzige, rissige Hände mit Felsbrocken und gebrochenen Knochen stachen auf die Wände ein. Fingernägel kratzten über glitzernden Stein und brachen entzwei, ließen blutige Spitzen zurück, ähnlich verkrümmt wie die schwarzen Klauen des abscheulichen Monstrums. Er schüttelte irritiert den Kopf und rannte weiter. Kalte Luft küsste seinen Nacken, schlang sich um seine Schultern wie bleiche, knochige Arme.
    Als er den Blick erneut auf die Wände richtete, waren andere Wörter darauf zum Vorschein gekommen. Sie ergaben ebenso wenig Sinn wie alles Vorhergehende. Keine einzige Silbe wollte ihm ihre wahre Bedeutung offenbaren. Er weigerte sich, stehen zu bleiben und sich näher damit zu beschäftigen, hatte aber den Eindruck, dass es sich um wirre Buchstabenfolgen ohne erkennbaren Zusammenhang handelte. Außerdem waren sie diesmal nicht eingemeißelt. Sie wirkten wie aufgemalt, prangten in Schattierungen von Rost und hellerem Braun sowie einem Grau, eher einem glühenden Weiß, an den Seiten des Gangs.
    Weitere Motive rauschten an ihm vorbei und er bemerkte Fingerspitzen, welche die Wand bearbeiteten. Sie waren mit Blut und anderen zähen Flüssigkeiten verschmiert. Schwarze, bröckelige Zähne nagten am zweiten Gelenk eines Fingers, bevor schrundige Lippen ihn angewidert ausspuckten. Dann bewegte sich der blutende Stumpf an der Wand entlang, hinterließ eine grausame und unglaublich fremdartige Notiz.
    Er rannte schneller, getrieben von dem verzweifelten Wunsch, diesem Overkill zu entkommen. Doch der Ausgang befand sich hinter ihm. Vor ihm gab es nichts als Licht. Also stürmte er darauf zu, ängstlich und hoffnungsvoll zugleich.
    Der Tunnel endete.
    Der Boden verschwand unter seinen Füßen.
    Er schnappte nach Luft und wühlte mit dreckigen Fingern den Waldboden auf, vergrub sie, als ob ein Schatz unter der Erde auf ihn wartete. Oder eine Zuflucht, die den Wahnsinn von ihm fernhielt. Als er nicht länger nach Luft ringen musste, wimmerte er und fiel auf die Seite, krümmte sich unter Schmerzen. Es fühlte sich an, als ob sich namenlose Dinge in ihm wanden, ineinander verwickelten und verhakten. Aneinander zerrten. Etwas Heißes und Feuchtes lief über sein Gesicht. Nur vage nahm er die hochgewachsenen Föhren durch brodelnde Ströme von Grau und Schwarz wahr. Die Bäume begannen, sich zu verdrehen. Er kniff die Augen zusammen und ruderte mit beiden Händen, um etwas zu finden, das die Normalität in die Welt zurückkehren ließ.
    »Bitte …« Er gurgelte und musste husten. Etwas Heißes spritzte an sein Kinn. Er wischte es weg und schwor sich, nicht hinzusehen. Andernfalls würde er wieder diese schwarze Flüssigkeit vor Augen haben, die fast so dickflüssig wie Schlamm war. Er konnte nicht. Würde nicht. Wenn er wegschaute, könnte er sich zumindest einreden, dass alles in Ordnung war.
    Dann verlagerten sich der Schmutz und die Nadeln unter seinen Fingern. Eine Sekunde lang glaubte er, dass er selbst dafür verantwortlich war – dass er den Boden umpflügte, nur um von der Stelle zu kommen. Obwohl er wusste, dass er sich irrte, öffnete er die Augen, um seine Finger in Aktion zu erleben. Doch sie rührten sich nicht, während der Boden unter ihnen nachgab.
    Eine graue Hand schoss aus der Erde und packte seine eigene.

Acht
    Mit jedem Schritt spürte Dani, wie die Verzweiflung sie fester in die Zange nahm. Sie packte sie mit kalten, pochenden Fingern und ließ jede Faser ihres Körpers erschauern. Jedes Mal, wenn Dani einen Hügel erklommen hatte, bloß um sich auf der anderen Seite mit noch mehr Wald konfrontiert zu sehen, verstärkte sich der Griff. Wenn sie etwas hörte, das sie zunächst für ein Geräusch aus der Zivilisation hielt, um dann festzustellen, dass es ihrer Fantasie

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