Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Down

Down

Titel: Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Southard
Vom Netzwerk:
und ließ sich wieder im Schneidersitz nieder. Sie griff nach dem nächsten Metallstück und machte sich an die Arbeit.
    »Es will raus. Großer Gott, es will raus.«
    Greg stolperte zwischen den Föhren hindurch, ohne ein Ziel zu haben. Ein verzweifelter Drang nach Bewegung trieb ihn an. Seine Beine verhedderten sich, er stolperte in den Dreck und kroch vorwärts, bis er sich aufgerappelt hatte und weitergehen konnte. Er bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. Etwas sickerte aus seinen Augen, lief aus seiner Nase. Sein Mund stand offen und ein Stöhnen löste sich aus seiner Kehle, bevor er wieder zu sprechen begann.
    »Loch in der Welt. Verfluchtes Loch. Alle hineinspringen …«
    Er stieß mit der Schulter gegen eine Kiefer, die er übersehen hatte, und der Aufprall brachte ihn aus dem Gleichgewicht. Irgendwie blieb er trotzdem auf den Beinen und setzte seinen stolpernden Spießrutenlauf durch den Wald fort.
    Im selben Moment, als er das Symbol berührte, waren Sterne in seinem Kopf explodiert. Sie hinterließen Dunkelheit und die Illusion einer unglaublich schnellen Bewegung, während etwas seinen wild um sich tretenden und schreienden Geist an einen Ort verschleppte, der ihm gänzlich unbekannt war.
    Er sah eine Höhle vor sich, einen langen Steingang, der tiefer und tiefer ins Erdreich hinabführte. Buchstaben und Schemen waren in den Fels gemeißelt, weiße Kratzer auf schwarzem Stein. Vereinzelt erspähte er vertraute englische Wörter zwischen den Symbolen:
    EIN LOCH IN DER WELT
    WIR WERDEN ALLE HINEINSPRINGEN
    EINE DUNKELHEIT IN GROSSER TIEFE
    SIE WIRD EMPORSTEIGEN
    ICH SEHE AUF EWIG
    WUT
    HASS
    LIEBE
    ÜBERALL HÄNDE
    In der weit entfernten Schwärze vernahm er ein Geräusch. Ein vibrierendes Grollen. Es schüttelte ihm das Gehirn im Schädel durch und drängte ihn, weiterzugehen. Etwas knurrte hinter ihm und er wusste, dass es etwas Großes, mit Fell und Narben Bedecktes war, das glühende Augen besaß. Es griff ihn nicht an, würde ihn aber auch nicht ziehen lassen. Das erkannte er instinktiv. Der einzige Pfad führte nach unten. In die Dunkelheit. In das Loch in der Welt.
    Im Wald stolperte er erneut über seine eigenen Füße und fiel zu Boden. Kiefernnadeln zerkratzten sein Gesicht, Dreckklumpen flogen ihm in die Augen. Mit hektischen Handbewegungen sorgte er für freie Sicht. Als er aufstand, bemerkte er etwas an seinen Händen, das ihn erstarren ließ. Seine Finger waren mit einer schwarzen Flüssigkeit beschmiert. Während er noch überlegte, worum es sich handelte, lief ein Rinnsal über seine Fingerknöchel und den rechten Handrücken. Etwas wollte sich in seiner Kehle Luft verschaffen. Ein Schrei, der den Weg nach draußen nicht fand?
    »Es will raus.«
    Er wusste nicht, was es war, aber er konnte es fühlen. Angst umklammerte seinen Brustkorb, jederzeit bereit, zuzuschlagen, aber ebenso spürte er eine seltsame Neugier. Fast schon eine Art Sehnsucht.
    »Wir werden alle hineinspringen.«
    In der Höhle bewegte er sich schneller und schneller, weil die Vibrationen ihn unwiderstehlich anzogen. Die Gewissheit, dass das Monster hinter ihm her war, brachte sein Herz zum Hämmern. Bald stürzte er in vollem Tempo durch den Gang und das spärliche Licht flackerte bei jedem seiner rasenden Schritte. Ein Schrei, kaum lauter als ein Atmen, heftete sich an seine Fersen. Er konnte die in die Wand gemeißelte Schrift deutlich erkennen, obwohl er in wahnwitzigem Tempo daran vorbeiraste:
    SPRING HINEIN UND BRICH ZUSAMMEN
    ES SAGT MEINEN NAMEN, WENN ICH SCHLAFE
    EINE STIMME WIE DIE EWIGKEIT
    DA IST EIN LOCH IN DER WELT UND ICH HABE ES GEMACHT
    GRABE UND GRABE UND GRABE UND GRABE
    WIR LEBEN IM SCHLAMM, DER UNS VIELES BERICHTET
    DIE GRUBE IST FÜR IMMER UND EWIG
    SCHMERZ
    WEISS DER HENKER
    ICH HABE MICH VERGESSEN
    Nichts davon ergab einen Sinn und dennoch kündete die Botschaft von einer tiefen Wahrheit, die er schon immer erahnt hatte. Er wusste nicht, woher der Gedanke kam, aber er wirbelte durch seinen Geist, bis nichts anderes mehr übrig blieb.
    Die Vibration verwandelte sich in ein lautes Tosen. Um ihn herum verschwammen die Höhlenwände. Unter ihm bebte der Boden und er musste um sein Gleichgewicht kämpfen. Er rannte noch immer und wurde schneller, je tiefer er ins Erdreich hinabstieg. Er bekam keine Luft mehr, aber er brauchte sie auch nicht. Ein bleiches Licht füllte das Ende des Tunnels aus. Ein wahnsinniges Grinsen brannte sich in sein Gesicht ein. Er hielt darauf zu, mit ausgestreckten Armen und

Weitere Kostenlose Bücher