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Down

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Titel: Down Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nate Southard
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entsprungen war oder der Wald ihr einen grausamen Streich gespielt hatte, wuchs der Druck, bis sie glaubte, keine Luft mehr zu bekommen.
    Nach ihrer Schätzung waren sie fast eine Stunde lang durch die Gegend gelaufen, möglicherweise sogar noch länger. Sie wusste, dass sie unter normalen Umständen in zehn Minuten etwa einen Kilometer schaffte. Wenn man die Beschaffenheit des Geländes berücksichtigte, dürften sie etwa vier oder fünf zurückgelegt haben. Und ringsum nichts als Kiefern. Allein darüber nachzudenken, brachte die kalte Hand der Verzweiflung dazu, ihren Klammergriff zu verstärken. Diesmal hätte sie ihr beinahe einen gereizten Aufschrei entrissen.
    Sie wollte losspurten. Schon jetzt triefte der Schweiß auf ihrer Stirn und die Beine schmerzten. Die verbrannte Haut an ihrem Oberkörper verursachte ein beißendes Ziehen. Bei jedem Schritt schien ein Stück von ihr aufzureißen. Und doch wollte sie nicht aufgeben, in Höchstgeschwindigkeit durch den Wald spurten und etwas finden, das Rettung versprach.
    Ein Blick über die Schulter verriet ihr, dass sie sich diese Idee abschminken konnte. Wo sie Erschöpfung verspürte, stand Conner nur Minuten vom Kollaps entfernt. Er stolperte 20 Meter hinter ihr her und wirkte, als würde er jeden Moment zusammenbrechen. Sein T-Shirt schien um zwei Größen geschrumpft zu sein und klebte wie ein lästiger Symbiont an seinem Körper. Er hielt die Augen geschlossen und den Blick in einer Mischung aus Erschöpfung und stillem Leid nach unten gerichtet. Hätte sie ihn nicht am liebsten an den Haaren gepackt und weitergezerrt, er hätte ihr furchtbar leidgetan.
    Dani gelangte an den Fuß einer weiteren Erhebung und begann, mit entschlossenen Schritten hinaufzukraxeln. Der Berg schien steiler zu sein als die vorherigen. Deshalb beugte sie sich vor, um mit den Händen Halt zu suchen und sich stückweise nach oben vorzuarbeiten. Ein Laut, der halb Seufzen und halb Stöhnen war, verriet ihr, dass auch Conner entdeckt hatte, welche Herausforderung vor ihm lag. Sie holte tief Luft und rief ihm aufmunternd zu: »Komm schon!«
    Für einen langen Moment stand er einfach nur da, die Hände in die Hüften gestemmt, und kämpfte gegen die Kapitulation an. Sie hatte die Hügelkuppe bereits erreicht, als er von unten winkte und mit kläglicher Stimme verkündete: »Ich werd … kurz Pause machen. Ich kipp sonst um.«
    »Erst kommst du hier rauf.«
    »Ich kann nicht.«
    »Doch, du kannst, Conner. Du schaffst das! Reiß dich ein letztes Mal am Riemen, dann legen wir eine kleine Verschnaufpause ein. Ich versprech’s dir.«
    Er atmete keuchend aus und nickte entschlossen. Langsam begann er, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Nach den ersten Metern ließ er sich nach vorn fallen und kroch auf allen vieren weiter. Dani beobachtete, wie er sich mühsam den Hang hinaufkämpfte. Der Junkie schien jede Etappe unter Einsatz seines Lebens zu bewältigen. Als er die Hälfte der Distanz geschafft hatte, wandte sie sich zum Weitergehen.
    Die Sonne wanderte über den Himmel und stand fast senkrecht über ihnen. Es fühlte sich falsch an. Sie war noch nicht lange genug aufgegangen, um eine so große Distanz zurückgelegt zu haben. Trotzdem fühlte Dani sich durch den Anblick beflügelt. Das Letzte, was sie ihrer Gruppe wünschte, war, eine weitere Nacht an diesem verdammten Ort zu verbringen. Deshalb blieb ihr nur die Wahl, Conner entweder in den sicheren Herzinfarkt zu treiben oder ihn zurückzulassen. Nein, es musste eine andere Möglichkeit geben! Sie spähte noch einmal zur Sonne hinauf und ihr kam eine Idee. Sie federte auf den Fußballen und musterte die Umgebung, um im Kopf eine Route zu planen. Ja, das müsste zu schaffen sein!
    Conner erreichte die Hügelkuppe und fiel mit dem Gesicht voraus in die Kiefernnadeln. Sein Rücken hob und senkte sich und er streckte völlig ausgepumpt sämtliche Gliedmaßen von sich.
    »Ruh dich für eine Minute aus«, sagte sie zu ihm. »Ich gehe weiter rauf, um zu sehen, ob ich irgendwas entdecke.«
    Langsam kam sein Kopf vom Boden hoch. Seine Lider blieben zusammengekniffen, als er ungläubig fragte: »Weiter rauf?«
    »Ja. Auf einen Baum.«
    »Von mir aus.« Sein Kopf sank wieder nach unten. Sie nahm an, dass er ihn auf absehbare Zeit nicht mehr anheben würde.
    Sie atmete tief ein und machte ein paar Dehnübungen, malte sich aus, wie ihre Finger sich um den über ihr hängenden Ast schließen würden, und hoffte, dass das als Motivation ausreichte, damit

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