Down
sekündlich lauter. Da sie keine andere Wahl hatte, rollte Jen sich auf den Bauch und kroch weg, wobei sie gepeinigt aufstöhnte. Jede Bewegung verwandelte ihren Körper in eine Kraterlandschaft, verbrannt und wieder aufgebaut, nur um erneut niederzubrennen. Sie kreischte durch zusammengebissene Zähne. Zentimeter um quälenden Zentimeter näherte sie sich dem Riss in der Kabinenseite. Durch eine Wand aus Schmerzen drang Kampfgetümmel an ihre Ohren und sie wusste, dass sie in der Falle saß. Trotzdem kroch sie weiter, mit heißen Tränen in den Augen und einem Becken, das nichts als eine wütende Masse gebrochener, sich aneinander reibender Knochen war. Sie kroch, weil sie immer noch die feuchten Geräusche hörte, als ihr Liebhaber in Stücke gefetzt wurde, weil sie Danis Knurren und Bellen und den schrecklichen Laut hörte, als sie ihre Zähne und Klauen in sein Fleisch schlug. Wo zur Hölle kamen die Klauen ihrer Schwester her?
Die Antwort war nicht so wichtig wie die Flucht. Wenn es ihr gelang, aus dem Wrack herauszukommen, konnte sie in den Wald kriechen und sich dort verstecken. Sie streckte beide Hände aus und griff nach einem Sitz, der noch in der Verankerung hing. Sie zog sich ein Stück näher an die Öffnung heran, war jetzt weniger als zwei Meter davon entfernt.
Hinter sich hörte sie wütende Schritte. Ein Schrei riss sich aus ihrer Kehle los und sie unternahm einen letzten, verzweifelten Versuch zu entkommen, trat mit den Beinen um sich und schluchzte, als der Schmerz ihr den Großteil der Kraft raubte. Ihre Fingerspitzen gruben sich in den dünnen, nutzlosen Teppich. Selbst als Klauen ihre Haare zu fassen bekamen und ihren Kopf zurückrissen, versuchte sie weiter, voranzukommen.
»Nein!« Das Wort brachte ihre Situation auf den Punkt.
Die Hände – die Klauen – packten sie fester und drückten sie nach unten. Sie schrie, als der Boden auf sie zugerast kam. Dann schlug sie hart auf und alles verschwand.
Zwölf
Potter begriff erst, dass man ihn bewusstlos geschlagen hatte, als er hochschreckte. Er setzte sich hastig und ruckartig auf. Sein Kopf fühlte sich weich und schwer an und er wäre beinahe wieder ohnmächtig geworden. Er wälzte sich herum und kam auf die Knie, schob sich die Hand in den Mund und biss zu. Die Zähne, die an seiner Haut ritzten, machten ihn schlagartig hellwach. Er stand auf, wobei er sich bemühte, sein verletztes Knie zu schonen. Alles pochte. Blitzartige Erinnerungsfetzen verrieten ihm, dass Greg ihn niedergeschlagen hatte mit Fäusten, die Klauen waren, und dass er dabei Zähne gefletscht hatte, die eher an ein Raubtier als an einen Menschen erinnerten. Er wollte es nicht glauben, aber die Tatsache, dass er wieder auf den Beinen war und einen sengenden Schmerz verspürte, bewies, dass dies die Wirklichkeit und kein schrecklicher Albtraum war.
Shannon!
Die Reporterin war bei ihm gewesen, als Greg zum Angriff ansetzte, aber nun entdeckte er keine Spur mehr von ihr. Er war allein neben dem Feuer, das sie angezündet hatten. Er suchte seine Umgebung ab. Keine Spuren. Wohin mochte Greg sie verschleppt haben? Und warum hatte er ihn nicht ebenfalls mitgenommen? Möglicherweise plante der Bassist, sich später um ihn zu kümmern.
Er löcherte sich immer noch selbst mit Fragen, als sein Blick den zerstörten Rumpf streifte und ihm Jen und Kevin einfielen. Kalte Furcht erfüllte ihn, während er auf das abgestürzte Flugzeug zuraste. Er hörte keine Stimmen, keine Hilfeschreie oder panischen Ausrufe. Als er ihre Namen brüllte, kam keine Antwort. Trotzdem gab er die Hoffnung nicht auf.
Doch seine Hoffnung erstarb, als er in das Flugzeugwrack kletterte und Kevins Leiche sah. Zuerst glaubte er, das Monster hätte ihn getötet. Kein Mensch war in der Lage, einen Körper derart zuzurichten. Was von Danis Ehemann übrig war, glich weniger einem Torso als einem Fleischhaufen, der auf ein Dutzend unterschiedliche Arten zerrissen, verdreht und auseinandergezerrt worden war. Seine Kehle erinnerte an eine aufgeschlitzte Ruine, Brust und Bauch an ein Brachland aus zerstörten Organen und zersplitterten Knochen. Zu allem Überfluss starrten Kevins Augen zur Decke, als hätten sie dort etwas Furchtbares entdeckt. Sein Mund stand weit offen mit einem Todesschrei auf den Lippen, der längst verstummt war.
Potter taumelte rückwärts, stolperte über ein herumliegendes Sitzkissen und fiel auf den Kabinenboden. Er starrte immer noch auf Kevins zermalmte Überbleibsel. Sie fesselten ihn
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