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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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die wie zwölf Jahre waren.
    Da testen sie dich. Psychoprofil, Reaktionszeit, Kampf ohne Waffe, Zielschießen mit Laserpistole. Geben dir Waffen und Zeugs, von dem du nie gedacht hättest, dass so was überhaupt existiert. Bringen dir aber auch Sachen bei, die du schon konntest, wärst sonst längst von der Straße geputzt worden. Wenn du allein bist, hast du nur eine Wahl: schnell sein und wissen, wie man sich unsichtbar macht, wenn die anderen in der Überzahl sind. Willst du da draußen älter als vier Tage werden, hast du es längst auf die harte Tour gelernt. Die haben auch so ein Auswahlverfahren in der DWNTN, lassen nur die Cleversten überleben.
    Schaffst du ihr Training ohne auszuticken, sagen sie dir: Jetzt wird’s nur noch härter. Als City Force-Agent bist du so ’ne Art Zielscheibe. Hey, war’s das nicht, was du immer wolltest? Scheiße.
    Die Cops hassen dich, weil du besser bist, mehr Privilegien hast. Die auf der Straße hassen dich, weil du deine Chancen genutzt hast. Und für deine Freunde hast du die Seiten gewechselt. Nur die großen Bosse, Verräter und Politiker haben den gleichen Kredit wie die Agenten der CF. Das macht uns irgendwie gleich, macht uns verdächtig. Scheiß Spiel. Das Gesetz der Straße sagt: Bist du nicht einer von uns, bist du unser Feind.
    Klar, sie bieten dir den Ausgleich – Dinge, die das Leben erträglicher machen. Ein eigenes Bett, sogar ein eigenes Zimmer für Rekrut Donovan, größere Rationen, medizinische Versorgung, Kredit.
    Bestehst du die Tests, kriegst du dein Abzeichen, Sub-Implantat, 3D-Holotattoo und SCom, dann schicken sie dich auf die Straßen – zum Abschuss freigegeben –, teilen dir einen Partner zu und geben dir begrenzten Zugang zu ihrer Datenbank. Begrenzt ist das Wort, denn jeder hat seine kleinen Geheimnisse, auch die City Force.

Bounty-Arsch und
Space-Teenie

    Vertrauen ist unser Geschäft.
    Vertraue Bounty, und deine Lieben kommen
    sicher zu dir heim.
    Bounty – dein lizenzierter K&R-Vermittler

    Zuerst kommen die Routinefälle, Bodyguard-Jobs, verdeckte Ermittlungen, Vermisstenmeldungen, Personenüberwachungen, dann Lösegeldübergaben, Undercover-Einsätze, alles, was außerhalb der üblichen Polizeiarbeit ist, alles, was die DWNTN-Cops nicht packen. Bist du gut im Job, kommst du an die Prämienfälle, an das große Geld.
    City Force-Agenten – immer etwas am Rande der Legalität, mit Kontakten und Privilegien und mit Sergeant Fraser, meinem neuen Boss. Er lauert in seinem Glaskabuff wie ein fettes Krabbeltier. Beobachtet uns, beobachtet mich.
    »Kommen Sie rein, Donovan.« Breitärschig sitzt er auf seinem dreibeinigen Bürostuhl. Fraser hat die Körpersprache von jemandem, der es einfach nicht mehr nötig hat, in den Straßen seinen Hals zu riskieren. Ich frag mich, ob er’s jemals nötig hatte. Es gibt viele Wege, zu einem Job zu kommen, nicht nur in der Uptown. »Sie sind so weit. Sie wurden DelMonico zugeteilt.«
    Er erwartet nicht, dass ich darauf etwas sage, hat den Blick schon abgewandt, tut, was auch immer er zu tun hat – in der Nase bohren, seine illegalen Kredits zählen. Ich gehe an meinen Platz. Bereit zu warten.
    »He, Donovan!« Sie steht mitten im Raum, die Hände in die Hüften gestemmt, jeder Zoll ihres Körpers sagt: ›Ich bin da, wo ich sein will‹. »Donovan!« Sie ruft meinen Namen nicht, sie brüllt ihn.
    Köpfe fahren hoch, sehen missbilligend erst in ihre, dann in meine Richtung. Sie fängt die Blicke ab, folgt ihnen mit zusammengekniffenen Augen, die an mir hängen bleiben.
    »Du bist Donovan?«
    Ich nicke. Mir ist dieser Auftritt peinlich. Ich mag es nicht, wenn alle Blicke auf mir ruhen. Fühle dann immer noch den Dreck der Vergangenheit auf meiner Haut, unter meinen Fingernägeln.
    »Frisch aus dem Lager?« Sie mustert mich abschätzend, die Linien in ihrem Gesicht sind keine Lachfalten. Ihre Lässigkeit gleicht der eines schlafenden Raubtiers, stahlharte Muskeln unter olivfarbener Haut. Muskeln, die erworben und antrainiert wurden und nicht bei »ShapeU« gekauft. Sie ist sich ihrer selbst so unglaublich sicher. Und ich beneide sie darum. »Geh’n wir ’nen Kaffee trinken, Partner?«
    Sie betont das Wort »Partner«. Da klingt ein »Du bist mir angehängt worden, aber das heißt noch lange nicht, dass du irgendwelche Rechte hast« mit. Partner sein, das muss verdient werden. Die Frau wird wohl richtig glücklich sein, dass Fraser ihr ’ne Anfängerin zugeteilt hat.
    Ich nicke, unsicher, reibe unbewusst

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