Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
Vom Netzwerk:
zwischen den Zwillingstürmen der Verwaltung durch, nur um drei, vier Blocks weiter wieder abzuschmieren. Ich werde in den Gurten nach vorne geschleudert. Ich ziehe das Fahrzeug hoch, doch der Combi reagiert viel zu langsam. Kreischend schrammt er an einer Häuserfront entlang.
    »Da vorne«, schreit Chan und sein ausgestreckter Arm deutet auf ein verlassenes Parkdeck. »Versuch zu landen.«
    »Halt die Klappe.« Ich habe das Parkdeck auch gesehen.
    Ich wünschte, ich hätte mehr Erfahrung im Steuern dieser fliegenden Blechhaufen, ich wünschte, ich könnte mich besser beherrschen. Und dann setze ich den Sega-Combi auf. Schlitternd kommt er wenige Meter vor dem Dachrand zum Halten. Ich sitze nur da, dann nehme ich vorsichtig meine verkrampften Finger vom Steuer. Ich merke, wie meine Hände zittern.
    »Schon seit letzter Nacht. Ein Unfall mit Fahrerflucht«, sagt Chan, so als wären wir nie unterbrochen worden.
    Ich starre ihn an. Versuche Sinn in seine Worte zu bringen. »Der gleiche Caddy?« Ich stutze plötzlich. »Woher weißt du das alles?«
    »DWNTN-Datenbank, was sonst?«
    Ja, was sonst?
    »Da war ’ne Menge Arbeit aufgelaufen. Die Patho hat ihre Fälle erst vor ein paar Stunden hochgeladen.«
    »Und was wollen wir dann im Pfandhaus?«
    »Mit seinem Neffen sprechen.« Wie um zu beweisen, dass er seine Hausaufgaben gemacht hat, erklärt er: »Ist ’ne Straßenratte mit ’ner Downtown-Akte und Melinskys einzigster Verwandter, Kiefer Velasquez.«
    Also gut, sprechen wir mit dem Neffen.
    »Und was hast du für Neuigkeiten?«, fragt er, eine Spur zu beiläufig.
    Ich bin nicht überrascht. Informationen sind seine beste Handelsware. Und Chan ist zu schlau, um nur den Zuträger zu spielen. Allerdings frage ich mich, wer noch auf seiner Kundenliste steht. Morales schien über den Potter-Fall ziemlich gut unterrichtet zu sein, genauso SpaceCraft und StarCom, und von mir hatten sie’s nicht.
    »Wie’s aussieht, haben wir bald ziemlichen Ärger an den Hacken – Company-Ärger«, sage ich.
    »Company-Ärger?« Er scheint nicht überrascht. »SpaceCraft?«
    »Und StarCom.«
    Jetzt ist er doch verblüfft. Ich weiß nicht genau, was ich erwartet habe. Schuldbewusstes Zusammenzucken, vielleicht. Doch ich sehe nur ein gieriges Glitzern in seinen Augen. Zwei der größten Konkurrenten im Space-Business, die sich für uns interessieren! Das wird ein fetter Prämienfall, wenn … Ja, wenn! Bis jetzt haben wir nur einen Haufen Vermutungen. Und reihe ich diese Vermutungen aneinander, hab ich ein Ergebnis, das mir nicht besonders gefällt. Doch es ist das einzige, das irgendwie Sinn macht. Wenn Potter Kontakt mit SpaceCraft …
    »Warten wir hier auf was Bestimmtes?« Chan reißt mich aus meinen Grübeleien.
    »Ich glaube nicht.« Ich öffne die Türverriegelung.
    »Willst du den Blechhaufen etwa hier abstellen?« Chan ist entrüstet.
    »Warum nicht?«
    Ich stoße die Tür auf, greife mir Visorset und Waffe und springe auf den rissigen Belag des Parkdecks. Soll ich ihm etwa sagen, dass ich mir nicht zutraue, den C-Jet vom Dachrand wegzusteuern und auf Straßenebene zu landen? Nein. Wird er noch früh genug merken.
    »He, warte! Weißt du denn, wo wir sind?«
    Ich zeig lakonisch auf die leuchtende Pyramide der Bounty-Zentrale, die das CF-Gebäude verdeckt und nur zwei Blocks entfernt zu sein scheint.
    »Du willst laufen?«
    »Du kannst ja hier bleiben, bis die Wartung kommt«, sage ich lässig. »Ich rede dann schon mal mit diesem Melinsky-Neffen.«
    Das reicht, um Chan in Bewegung zu setzen. Schließlich ist dies genauso sein Fall wie meiner – meint er.
    Zusammen laufen wir über das Parkdeck, die Rampe runter, die sich scheinbar endlos in die diffuse Tiefe erstreckt. Unsere Schritte dröhnen viel zu laut in dem verlassenen Gebäude. Plötzlich komme ich mir gar nicht mehr so schlau vor. Wer sagt denn, dass wir die einzigen Lebewesen hier sind? Diese alten, verlassenen Nutzbauten, da weiß man nie, wer sich dort rumtreibt. Illegale und andere Unregs, Gangmitglieder, die hier ihre Drogen-und Waffendepots haben.
    Ein lautes Knacken, dann ein unterdrückter Fluch. Alarmiert fahre ich herum. Doch hinter mir ist nur mein Spürhund. Auch er ist angespannt und wachsam, und ziemlich sauer. Ist mit seinen teuren Echtlederslippern gerade in den Belag eingebrochen und in was Schleimiges, Stinkendes getreten.
    »Bleib immer hinter mir«, zische ich ihm zu und ziehe meine H&K Special.
    »Zu Befehl «, murrt Chan, der versucht, den Dreck

Weitere Kostenlose Bücher