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Downtown Blues

Downtown Blues

Titel: Downtown Blues Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Myra Cakan
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Lachen ausschüttet.
    Ein dickes graues Plastikteil, sonst nichts. »Ich wette, du sagst mir jetzt, was wir da haben.«
    »Ist ’n Zip.« Er zuckt bedauernd die Schultern. »Ist alte Tech, so alt, dass ich’s nicht einlesen kann.«
    Aus der Traum vom Flug zu den Sternen? Nicht für Donovan! Ich winke dem Punk. »Wo ist die H-Ware für das Teil?«
    Er glotzt nur.
    »Hat dein Onkel einen Comp, Velasquez?« Ruhig bleiben, langsam sprechen. Gut, er hat verstanden. Seine Hand deutet auf einen kitschigen Perlenvorhang vor einem Mauerdurchbruch. »Da hinten steht so altes Zeug rum.«
    »Geh zur Tür und behalt die Straße im Auge – und komm nicht auf seltsame Gedanken, verstanden?«
    Der Punk nickt mürrisch und schlurft zur Tür.

    Schach, wer spielt schon Schach, wenn er auf JaiAlai und Football wetten kann? Denn nichts anderes ist auf diesem Zip als ein blödes Schachprogramm. Treffer, versenkt. So viel zur Prämie.
    Schach. Chan, mein schlauer Spürhund, kennt die Regeln. Schiebt die Zip mit dem Programm ein, erzählt was von Eröffnungszügen. Ein Raster mit vierundsechzig Feldern erscheint auf dem Monitor, an der Ober-und Unterseite Symbole in zwei Reihen, die Spielfiguren. 2-D, keine Animation, keine Sounds. Wer denkt sich so was aus?
    Ich lass Chan arbeiten. Geh vor in den Laden, check, ob der Punk noch auf die Straße aufpasst und nicht schon das Weite gesucht hat. Doch der hat zu viel Schiss, um sich rauszuwagen und abzuhauen. Sieht schwarze Autos mit leuchtenden Scheinwerfern wie hungrige Augen, aufgerissene Kühler und scharfkantige Spoiler, geifernde Mäuler mit rasiermesserscharfen Zähnen. Häckselmaschinen. Lauern hinter jeder Ecke, Killercars. Ich höre Chan fluchen.
    »Verdammt, er spielt Bauer auf F6. Immer Bauer auf F6, was ich auch ziehe.«
    »Probleme?«
    »Er zwingt mich, Bauer auf E3 oder E4 zu ziehen. Tu ich’s nicht, stürzt das ganze dämliche Programm ab.« Zerstrubbelte Haare, fassungsloser Blick, Chan ist ratlos. Erst Mutter Gans, jetzt das. Dieser Potter, J.C. schafft aus dem Grab, was so schnell noch niemand geschafft hat. Er setzt meinen Eisbrecher auf Eis. Ich unterdrücke ein Grinsen.
    »Dann tu’s doch«, schlag ich lässig vor.
    »Aber dann zieht er mit dem Bauern auf D7 statt auf E7.«
    »Na und? Ist doch nur ein Spiel, Mann.«
    »Potter war führender Großmeister, der schreibt doch kein Eröffnungsspiel, bei dem das Programm nach vier Zügen schachmatt ist.« Mein Spürhund ist entrüstet.
    Ich seh das lockerer, hab ja auch keine Ahnung von diesem Spiel. »Zieh’s doch einfach durch, vielleicht hat sich der alte Knabe was dabei gedacht.«
    Chan zieht seine Dame auf H5 und ist drin. Mittendrin in Prof. J.C. Potters lichtschnellem Raumschiffantrieb, na, jedenfalls sieht’s verdammt besser aus als Mutter Gans, finde ich. Und wenn ich Chans breites Grinsen richtig deute, sieht er’s genauso.
    Plötzlich ist da der Punk, grau im Gesicht, glotzt auf den Monitor mit dem 2D-Schachbrett. Ich will ihn schon anfahren, da fällt’s ihm ein. Sabbernd und stotternd bringt er’s raus: »De-der schwarze Ca-ca-caddy, er fä-fährt, er hält … er …«
    Scheiße!
    »Halt sie auf, Donovan. Bin hier noch ’ne Weile beschäftigt.« Chan sagt’s, ohne vom Comp hochzusehen. Mächtig cool, mein Partner.
    Ich hechte durch den Verkaufsraum, die X-matic im Anschlag, bestreiche den Gehweg mit einer kleinen Salve. Hey, Mann, das ist High Noon und ich bin der Sheriff.
    Fünf, sechs Typen in Barrio-Outfit gehen hinter dem Wagen in Deckung. Haben uns genau zur rechten Zeit aufgespürt, die Dreckskerle, verdammt gutes Timing.
    Fünf, sechs Waffen erwidern mein Feuer. Die Schüsse so dicht aufeinander abgefeuert, dass sie wie eine einzige Detonation klingen. So was lernt man im Barrio? Ich denke nicht. Söldner können so was. Gemietete Spezialeinheiten, wie sie sich nur große Companys leisten können. Ich ramme ein neues Magazin in die X-matic. Das Letzte.
    Auf einmal springt der Punk durch die Tür, fuchtelt mit den Armen, schreit: »Ola muchachos, ich bin’s, ich – Hey, wo ist denn Castillo?« Die Laser Point Special schneidet ihm das Wort ab. Nachhaltig und blutig. Sein Kopf rollt in den Rinnstein, sein Körper hängt zuckend im Rollgitter. Ein zufälliges Opfer oder ein Fangschuss?
    Sekunden später: Der letzte Schuss aus der X-matic, ich ziehe die H&K Special. Jetzt wird es eng. »Chan, verdammt, lass dir was einfallen, lange halt ich sie nicht mehr auf«, brülle ich.
    Mein Spürhund kommt

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