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Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft

Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft

Titel: Dr. Bottleneck, Urologe aus Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sissi Kaipurgay
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Brasilianer führen die Liste an, wir sind ganz hinten.
    „Lässt du dich jetzt von jedem Dahergelaufenen ficken?“, brülle ich Max an.
    „Ich war auf dem Klo, was dagegen?“, sagt er ganz ruhig.
    „He, Takashi, dahinten sind auch die Toiletten“, raunt Richard an meinem Ohr.
    Na, den tollen Hinweis brauch ich jetzt noch, um endgültig zu explodieren.
    „Warum lässt du dich auf dem Klo ficken, wenn es hier einen Darkroom gibt?“ Ich packe Max am Ausschnitt seines T-Shirts und ziehe ihn zu mir heran.
    Unsere Nasenspitzen berühren sich fast, Furcht zeigt sich auf dem Gesicht des Kleinen. Ein klares Schuldgeständnis für mich. Ich lass ihn los und schubse ihn zu allem Überfluss noch, so dass er gegen den Tresen prallt.
    „Ich bin fertig mit dir“, spucke ich ihm entgegen, bevor ich herumschnelle und aus dem Lokal laufe.
     
    Dieses miese, kleine Stück Scheiße. Wutentbrannt renne ich durch die Straßen, sehe und höre nichts. Es dauert lange, bis ich mich ein wenig beruhigt habe. Neu in Hamburg kenne ich mich natürlich nicht aus und muss einen Passanten nach dem Weg zur Praxis fragen. Ich habe Glück und bin wohl instinktiv in die richtige Richtung gelaufen. Nach nur zwei U-Bahnstationen bin ich am Ziel.
     
    „Mahlzeit, Herr Dr. Schneider“, begrüßt mich Lore gewohnt schnippisch.
    Entgegen meiner sonst höflichen Art werfe ich ihr einen genervten Blick zu und verschwinde nach hinten, wo ich Richard an seinem Schreibtisch vorfinde. Er sieht hoch und mustert mich schweigend, während ich die Jacke abstreife und in den Kittel schlüpfe.
    „Sag jetzt nichts“, murmele ich. „Der Kleine ist für mich gestorben.“
    Stumm hebt Richard die Hände.
     
    Dieser Tote schweigt leider nicht. Mein Handy klingelt ständig, so dass ich es schließlich ausstelle. Lore hat Order, Max Wunderlich nicht zu mir durchzustellen. Erstaunlicherweise hält sie sich daran, sie ist eben ein Miststück.
    „Ich weiß nicht, ob du dir damit einen Gefallen tust“, sagt Richard, nachdem ich eine Woche um mein inneres Gleichgewicht gekämpft und verloren habe.
    Wir haben gerade eine Blasenspiegelung bei einem fetten Kerl hinter uns, immer wieder ein niederschmetterndes Erlebnis. Wie können sich die Typen nur so gehen lassen?
    „Ich weiß nicht, wovon du redest“, murmele ich mürrisch.
    Er hebt die Augenbrauen, ich hasse diesen blasierten Ausdruck. Natürlich weiß ich, was er meint. Ich hatte genug Zeit darüber nachzudenken. Inzwischen ist mir klar, dass ich mich zum Affen gemacht habe, aber wie soll ich aus der Nummer wieder rauskommen, ohne mein Gesicht zu verlieren? Ach ja, das ist jetzt wirklich eine japanische Unsitte, die ich aber leider verinnerlicht habe.
    „Doktörchen, kommen Sie schnell“, kreischt Lore in diesem Moment durch die Gegensprechanlage.
    Richard springt auf, vorne in der Anmeldung ist es laut geworden. Ich erkenne die Stimme von Max, der meinen Namen schreit. Es geht mir durch und durch, trotzdem kann ich mich nicht bewegen. Mein Kollege ist inzwischen zu Lore geeilt, ich höre seinen tiefen Bass, abgewechselt durch Max helles Organ. Wie betäubt lausche ich, es wird immer ruhiger vorne. Es wundert mich nicht, als Richard kurz darauf Max zu mir ins Zimmer schiebt und mir zuzwinkert, bevor er die Tür schließt.
    „Takashi“, flüstert der Kleine, sein Blick ist flehend. „Ich habe mit niemanden gevögelt. Das würde ich nie tun, nur mit dir.“
    „Das ist jetzt egal“, sage ich leise und lass den Kopf hängen.
    „Mir ist es nicht egal.“ Max macht einen Schritt auf mich zu. „Du bist mir nicht egal.“
    „Verstehst du nicht? Ich habe mein Gesicht verloren“, fahre ich diesen Ignoranten an, der mein Herz schneller schlagen lässt.
    „Ach? Du redest von Stolz und ich… ich dachte, zwischen uns wäre mehr als nur…“, die Stimme des Kleinen erstirbt, er blinzelt.
    Ganz kurz bin ich versucht aufzuspringen und ihn in meine Arme zu reißen, aber der Moment geht vorbei. Eiserne Disziplin war schon immer meine Stärke.
    „Dann werde doch glücklich mit deinem Stolz. Fick doch den. Ich hau ab.“ Max strafft die Schultern, funkelt mich wütend und zugleich traurig an, dann ist er weg. Ich höre seine schnellen Schritte auf dem Flur, eine Tür knallt.
    „Bravo.“ Richard spaziert herein und klatscht spöttisch Beifall. „Den hast du ja gründlich in die Flucht geschlagen.“

Jetzt aber: anata ga daisuki
    Mein Hotelzimmer ist kalt und leer, in meinem Herzen herrscht Chaos. Scheiß Stolz.

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