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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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Hampstead in rasender Fahrt hergebracht, und seither hat sich nicht das geringste ereignet.»
    «Sie steht halt eben im Begriff, ihre Beule schön langsam loszuwerden, wie man in dieser Branche sagt.»
    «Aber denke doch, was alles dabei passieren könnte! Wehenschwäche, tiefe gehemmte Querlage, verkrümmtes Becken...»
    «Hör mal», sagte ich mit Nachdruck. «Dir fehlt ein Drink.»
    Er dachte nach. «Weißt du, Richard, ich glaub, du hast vollkommen recht.»
    Unter der Einwirkung von drei großen Whiskys im «König Georg» gegenüber dem Spital beruhigte er sich einigermaßen.
    «Ich fürchte, ich bin ein bißchen durcheinander», entschuldigte er sich.
    «Unter diesen Umständen nur zu verständlich. Gewissermaßen trachtionell.»
    «Tut mir leid, Richard. Ich hätte dir auf den Rücken schlagen und dich fragen sollen, wie’s dir ergangen ist, und über die guten alten Zeiten sprechen sollen, und so weiter. Aber wenn man neues Leben in die Welt setzt, gerät eben alles aus dem Gleichgewicht.»
    Ich lachte. «Meiner Meinung nach hätte man lieber dich in den Kreißsaal stecken sollen als Molly.»
    «Dir mag’s ja komisch vorkommen, aber beim erstenmal gerät man vollkommen aus dem Häuschen. Warte nur, bis du an der Reihe bist.»
    «Mir passiert das nicht! Ich bleibe Junggeselle. Werde unmerklich vom munteren Jüngling zum sabbernden Zittergreis hinüberwechseln.»
    «Da wette ich fünfzig Pfund dagegen!»
    Ich erwog dieses Angebot. «Einverstanden. Es ist eine gute Wette, weil ich entschlossen bin, die chirurgische Fellowship zu machen, bevor ich überhaupt ans Heiraten denke.» Ich wollte mich noch immer in der Chirurgie spezialisieren, und die Fellowship-Prüfung war hierfür ebenso erforderlich wie der Flugtest für den Piloten. «Und unter den gegenwärtigen Verhältnissen hab ich nicht viel Hoffnung, das Examen zu bestehen, bevor ich in das Stadium der Prostatahypertrophie und der männlichen Menopause eingetreten bin.»
    «Aber du mußt dich verheiraten, Alter. Glaub mir, ein Arzt muß es einfach. Die Patienten mögen’s nicht, daß du dich mit ihren Weibern abgibst, außer sie wissen, du hast daheim dein eigenes sitzen. Dann brauchst du jemanden, der die Telephongespräche übernimmt und die Krankenscheine in Ordnung hält und deine Mahlzeiten kocht und deine Wäsche besorgt.»
    «Ich könnte mir ja eine Haushälterin nehmen.»
    «Die einzige Haushälterin, die du dir nehmen könntest, müßte dermaßen häßlich und sittsam sein, daß du’s erst recht nicht mit ihr aushältst. Nein, Richard, du mußt einen Hausstand gründen, mit Pfeife und Lehnstuhl und Pantoffeln, und deinen Hund nach der Sperrstunde äußerln führen.»
    Nachdenklich machte ich einen Schluck Bier.
    «Zugegeben, du hättest recht, Tony — wo finde ich aber die Richtige? Und nimm an, ich erwische die Falsche?»
    «So eine Miesmacherei! Wie wär’s übrigens mit einer kleinen Schwesternschülerin? Sind alle gesunde Mädels, können kochen und Betten machen und sind trainiert, es mit sämtlichen Grillen gereizter alter Burschen aufzunehmen. Was willst du eigentlich mehr? Ich habe schon seit langem vor, den Beweis zu erbringen, daß die nützlichste Funktion jeder englischen Schwesternschule darin besteht, einen guten Nachwuchs an voll ausgebildeten Ärztensgattinnen zu stellen. Allerdings», fügte er nachdenklich hinzu, «neigen sie dazu, sich zu sehr um deine regelmäßige Verdauung zu kümmern.» Ich bemerkte plötzlich, wie sein Gesicht länger wurde. «Da fällt mir eben was ein», stotterte er. «Nimm an, das arme kleine Wurm hat Darmverschlingung, oder keine Füße und zwei Köpfe, oder sonst irgendeinen von diesen hunderten Geburtsfehlern, die wir in der Embryologie lernen mußten?»
    «Mach dich nicht lächerlich, Tony! Vom Umstand abgesehen, daß es dich zum Vater hat, wird es ein kerngesundes und normales Baby sein. Das Schlimmste, was dir passieren kann, sind Zwillinge.»
    Er schüttelte den Kopf. «Dieser Fall zumindest ist ausgeschlossen — hab Molly schon vor langer Zeit in die Röntgenabteilung geschickt. Willst du Babys erstes Photo sehen? Ich hab’s unten in meinem Wagen.»
    Am nächsten Nachmittag sah ich Molly Benskin zu meiner Überraschung im Sonnenschein sitzen, der durch die staubigen Platanen des Spitalshofs sickerte; sie sah noch immer wie ein überreifer Mohnkopf aus.
    «Hallo!» rief ich. «Ich dachte, Sie seien anderweitig beschäftigt.»
    Sie rümpfte ihr Stupsnäschen. «Daran ist Tony schuld. Statt

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