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Dr. Gordon verliebt

Dr. Gordon verliebt

Titel: Dr. Gordon verliebt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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geschah am fünften Tage meines Aufenthalts im Saal, zu einem Zeitpunkt, da, wie ich später von anderen Schwestern erfuhr, junge ans Bett gefesselte Männer gewöhnlich verliebte Anwandlungen zu bekommen pflegen. Es ist vielleicht den Ärzten bisher entgangen, daß die Gefühle, die ein Patient dem anderen Geschlecht — ebenso wie Bier und Tabak — entgegenbringt, nicht automatisch während der Zeit, da er sich in einem Spital ärztlicher Betreuung erfreut, ausgeschaltet werden. Wenn ein Patient tagtäglich dasselbe halbe Dutzend junger Frauen um sich sieht, konzentriert sich sein Denken naturgemäß auf eine davon; dies führte dazu, daß so manche Genesung gleichzeitig mit den Flitterwochen verlief. Wahrscheinlich verschlimmert sich dieser Zustand des Patienten noch durch die zweimal täglich ausgeübte Gepflogenheit der Schwestern, «den Rüchen zu behandeln» — das heißt, dessen untere Partie mit Franzbranntwein zu massieren, um ein Wundliegen zu verhüten; wie ich höre, wird diese Methode in Argentinien dazu verwandt, um widerspenstige Stiere anzufeuern.
    Es stand offenkundig dafür, die nähere Bekanntschaft der Nachtschwester zu machen. Sobald der Saal in Dunkel versank, die Blumen entfernt worden waren, die Tagschwestern aufatmend nach ihren Capes gegriffen hatten und die Oberin verschwunden war, um sich den bescheidenen abendlichen Freuden des Schwesternheims hinzugeben, streckte ich die Hand nach meinem Schlafrock aus und kroch aus dem Bett.
    Sie befand sich im kleinen Küchenraum gleich neben dem Saal und hatte eben begonnen, einen riesigen Stapel von Brotscheiben für das Frühstück der Patienten zu bebuttern.
    «Hallo», sagte ich.
    Sie blickte auf. «Hallo! Sollten Sie nicht im Bett liegen?»
    «Mir fiel gerade ein, daß ich gerne sowohl gesellschaftlich wie dienstlich mit Ihnen in näheren Kontakt kommen möchte.»
    Sie glättete ihre Schürze und machte einen Knicks. «Welch hohe Ehr’ für mich, hochedler Sir, daß Ihr, ein Anstaltsarzt im zweiten Jahr, Euch solcher Mühe unterzieht um einer Schwester im zweiten Jahr willen. Sind Sie nicht schrecklich ansteckend?»
    «In diesem Stadium nicht mehr so arg. Immerhin werde ich riesig achtgeben, ja nichts anzufassen. Leider ist mir augenblicklich Ihr Name entfallen, Schwester —?»
    «Florence Nightingale.»
    Ich lachte, doch als ich ihren Blick auffing, bat ich schnell um Verzeihung. «Tut mir leid! Es könnte natürlich eine Schwester namens Florence Nightingale geben... will sagen, eigentlich ist es ein ganz normaler Name, wenn vielleicht auch etwas ungewöhnlich...»
    «Ach, lassen Sie nur, das ist mir nichts Neues mehr. Meine Mutter war wie versessen aufs Rote Kreuz. Daher der Name und meine Laufbahn. Mein Bekanntenkreis nennt mich übrigens Sally. Aber sollten Sie nicht wirklich lieber im Saal bleiben?»
    «Sie haben doch nicht Angst vor den inspizierenden Nachtschwestern? Die machen ihre Streife erst in einigen Stunden.»
    «Ach, die Nachtschwestern! »
    «Sie sind die erste Schwester, die ich je während des Dienstes Shakespeare zitieren gehört habe», sagte ich überrascht.
    Sie fuhr fort, ein Stück Brot mit Butter zu bestreichen, und sagte leicht aggressiv: «Ihr Anstaltsärzte! Ihr scheint wirklich in der Vorstellung zu leben, wir beschränkten unsere Lektüre auf das Lesen einschlägiger Lehrbücher und die Verlobungsrubrik im Telegraph. Haben Sie mich denn nicht gesehen, als unsere Schauspielgruppe aufführte?»
    «Nein, leider habe ich gerade diese Vorstellung versäumt», gestand ich. Aber angesichts eines gemeinsamen Interesses fuhr ich, mich erwärmend, fort: «Ich war selbst mit Begeisterung in der Schauspielgruppe tätig. Als ich noch Student war und mehr Zeit hatte.»
    «Ich weiß. Ich sah Sie bei Ihrem letzten Auftreten. Es war in der Woche, da ich als Schwesternschülerin eintrat, und ich werde es nie vergessen.»
    Dies war vielleicht kein sehr günstiger Umstand. Meine dramatische Laufbahn am St. Swithin hatte ihren Höhe- und Wendepunkt mit der Aufführung des Stückes «Die Hundewache» erreicht, in dem mir die Rolle des Commander zufiel. Zu Beginn der zweiten Szene sollte der Kapitän, dargestellt von Grimsdyke, allem in seiner Kajüte sitzen und in der Zeitschrift The Field blättern, bis er durch ein jähes Klopfen und das Erscheinen Tony Benskins in der Rolle Ah Fongs, des chinesischen Dieners, unterbrochen wurde. Ich

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