Dr. Poptlok Luktor und das Tor des Lichts (German Edition)
deinem Mist gewachsen ist. Dennoch wird der Südamerikaner über sehen, zumal er anonym geblieben ist.“
„ Ihm ist das nicht wichtig. Er hat mir sehr eindringlich geschrieben, ihm gehe es nur um die Sache und um die Menschen, die unter den Schwarzmagiern zu leiden hätten, alles andere sei ihm gleichgültig“, fügte Rodubert hinzu.
„ Er scheint ein außergewöhnlicher Mensch zu sein“, meinte Herzelind. „Kommt ihr zum Abendessen?“
„ Aber gern. Wir haben ordentlich was geleistet, nicht wahr Nymus. Da meldet sich der Hunger“, lachte Rodubert.
Als sie am Tisch saßen, spürte Nymus nicht nur Hunger, sondern auch wieder Appetit, so dass er kräftig zulangte. Gegen Ende der Mahlzeit fragte er nochmal nach dem Besuch bei sich Zuhause. „War sonst noch was bei meinen Leuten?“
„Deine Verwandten waren alle im Wohnzimmer versammelt, wo sie deinen Großvater aufgebahrt hatten. Sie haben Poptlok und mich sehr misstrauisch angestarrt, als wir kamen und den Verstorbenen nochmal sehen wollten. Dann hat uns deine Mutter in die Küche geführt. Auch sie war skeptisch. Zum Glück ist Poptlok dein Lehrer, von dem du anscheinend immer wieder positiv berichtet hattest, und bei dem sie schon mal in der Sprechstunde gewesen war. So konnte sie schließlich doch in gewisser Weise Vertrauen fassen. Wir haben ihr versprochen, dass du am Montag zur Beerdigung kommst. Deine Mutter ist bereits heute mit euren Verwandten in euren Heimatort gefahren, wo dein Großvater beigesetzt wird. Ja, und über den Stein hat sie sich sehr gefreut. Poptlok hat ihr von dem Liebeszauber erzählt, den du auf den Stein gesprochen hast, und mit welcher Hingabe du das getan hast. Da ist sie wieder in Tränen ausgebrochen. Dieser Tränenstrom hat sich verstärkt, je mehr wir uns dem Thema Vater angenähert haben. Nymus, mir scheint, sie kann über deinen Vater nicht sprechen. Sie kriegt das nicht über die Lippen.“
„ Was könnte denn der Grund sein?“ Nymus konnte das Verhalten seiner Mutter einfach nicht nachvollziehen.
„ Frag mich was Leichteres!“
„ Manchmal hindern Schuldgefühle oder Scham daran, über eine Sache zu reden. Oder Angst“, meinte Herzelind. „Doch das hilft uns auch nicht weiter.“
„ Zuweilen bringt der Zufall die Lösung“, tröstete Rodubert Nymus.
„ Hört!“, unterbrach Herzelind. „Takra klopft ans Fenster.“
Sie stand auf und ließ Takra herein. Sie bot ihr Käse an, den Takra mit großer Leidenschaft verzehrte.
„Hast du weitere Neuigkeiten?“, fragte Herzelind.
„ Nicht viele. Am Nachmittag hat die eine Schwarzmagierkrähe furchtbar geflucht. Sie hat erfahren, dass der Junge seine Gedanken verschlossen hat. Jemand hat das verhindern wollen. Aber es ist ihm nicht gelungen. Die andere Krähe hat gejammert: 'Nun ist es noch viel schwieriger, unsere Aufgabe zu erfüllen. Diese Aufgabe ist unsere Bewährungsprobe, und wir haben wohl versagt.' Sie hat sich vor Bestrafung gefürchtet. Die erste Krähe hat geraten: 'Wenn uns der Junge unter die Augen kommt, sollten wir ihn sofort umbringen.' Die andere hat davor gewarnt: 'Der Oberste will den Jungen lebend bekommen!'.“
Herzelind war blass geworden. „Das ist ja schrecklich! Konntest du herausfinden, welches Interesse der Oberste an dem Jungen hat?“
„Nein. Die Krähen sind dann davongeflogen.“
Nymus bekam eine Gänsehaut. Das Blut war aus seinem Gesicht gewichen und ihm schwindelte. Der Oberste der Schwarzmagier wollte etwas von ihm. Wie kam der überhaupt auf Nymus? Da fing er den Blick auf, den sich Rodubert und Herzelind zuwarfen, und im selben Moment war ihm klar, dass die beiden eine Idee oder zumindest einen Verdacht hatten.
Er starrte sie mit aufgerissenen Augen an und rief: „Was ist? Ihr wisst doch was!“
„ Nein. Wir wissen nichts“, sagte Rodubert fest.
„ Aber du hast eine Idee“, beharrte Nymus.
„ Bevor ich sie nicht durchdacht habe, spreche ich nicht darüber. Denn womöglich ist sie ganz falsch. Vielleicht kann uns Poptlok da weiterhelfen“, antwortete Rodubert. „Dass du das Haus nicht verlassen darfst, ist dir klar?“
Nymus hatte das Gefühl platzen zu müssen. Er sprang auf. „Ja! - Aber bitte, Rodubert, sag mir, was du denkst!“, rief er gequält.
Doch Rodubert blieb hart. „Nicht heute. Man spricht nicht über unausgereifte Dinge. Außerdem kommst du, wenn du deinen Kopf ein bisschen anstrengst, bestimmt auf dieselbe Idee wie wir.“
„ Dann kannst du es mir doch genauso gut sagen!“ Nymus
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